Huawei P9 mit Leica-Sensor im Test

Die letzten drei Wochen hat mich das Huawei P9 im Alltag begleitet und nun möchte ich euch an meinen Erfahrungen teilhaben. Unbestritten, das Huawei P9 ist ein richtig schickes Smartphone geworden. Auch die restliche Ausstattung (Prozessor, RAM, Arbeitsspeicher, Kamera, usw..) kann auf dem Papier überzeugen. Doch wie sieht es in der Praxis aus? Dieser Frage gehe ich auf den nächsten Zeilen auf den Grund.

Widmen wir uns zuerst der Ausstattung des Huawei P9 zu.

Spezifikationen Huawei P9

  • Display: 5,2 Zoll 2.5D-Glas mit 1920 x 1080 Pixel (FullHD)
  • Prozessor: HiSilicon Kirin 955 Octa-Core-SoC mit 4x 2,5 GHz und 4x 1.8 GHz
  • Speicher: 3GB RAM Arbeitsspeicher, 32GB (erweiterbar durch microSD-Slot bis zu 128GB)
  • Hauptkamera: 12 Megapixel Leica Dual-Kamera (f/2.2, Dual-LED-Blitz)
  • Frontkamera: 8 Megapixel (f/2.4)
  • Verbindungen: WLAN 802.11 a/b/g/n/ac, Bluetooth 4.2, LTE Cat. 6, GPS, NFC
  • Akku: 3000 mAh
  • Abmessungen: 145 x 70,9 x 6,95 mm
  • Gewicht: 144 Gramm
  • Preis: ab CHF 499.00 (Stand 02.06.2016)

Erster Eindruck und Verarbeitung
Vielleicht mögen sich noch einige von euch an meinen Testbericht zum Huawei P8 erinnern. Dort hat mir die geniale Verpackung so gut gefallen. Auf diese verzichtet Huawei beim neuesten Modell leider. Geliefert wird das Huawei P9 in einer weissen, quadratischen Schachtel. Die Verpackung ist also nicht schon ein Eyecatcher, wie es beim Vorgänger der Fall war. In der Verpackung ist das übliche zu finden. Heisst, das Smartphone, ein Ladegerät samt USB Typ C Ladekabel, ein In-Ear-Headset und ein paar Anleitungen. Standard halt.

Und wie schon beim Huawei P8 liefert der chinesische Hersteller ein wunderschönes Smartphone ab. Das Huawei P9 ist aus einem Unibody-Gehäuse aus Aluminium hergestellt, welches nur 6,95mm dünn ist. Mit 144 Gramm ist das Smartphone auch nicht besonders schwer geraten. Ja, das Huawei P9 ist sehr hochwertig verarbeitet und macht einen edlen Eindruck. Absolut nichts wackelt oder knarzt am Gerät, auch die Tasten (Lautstärke-Wippe und Power) auf der rechten Seite nicht. Zudem liegt das Gerät sehr gut in den Händen, was ich als sehr wichtig erachte. Schliesslich nehmen wir unser Smartphone mehrmals pro Tag in die Hände und dann sollten definitiv keine „scharfen“ Ecken oder ähnliches vorhanden sein.

Auf der Rückseite finden sich die meisten Änderungen gegenüber dem Vorgänger. Neu ist auf der Rückseite ein Fingerabdrucksensor platziert, der so nebenbei angemerkt sehr gut funktioniert. Bei der Kamera gibt es jetzt gleich zwei Sensoren und zwei LED-Blitze. Erfreulich bei der Kamera, sie ragt nicht unnötig aus dem Gehäuse heraus, wie es teilweise bei der Konkurrenz vorkommt.

Auf der linken Seite sind keine weiteren Tasten vorzufinden, nur der Hybrid-SIM-Slot ist dort untergebracht. Das heisst, es ist Platz für die nanoSIM-Karte und für eine microSD-Karte vorhanden. Die microSD-Karten werden laut Huawei mit bis zu 128GB unterstützt.

An der Unterseite ist der USB Typ C Anschluss zu finden, rechts davon ist der Lautsprecher angebracht. Huawei setzt also ab sofort auf den neuen USB Typ C Anschluss – vorbildlich. Alles in allem liefert Huawei wieder ein absolut hochwertiges und edles Smartphone ab, das man nicht so schnell wieder aus den Händen geben will.

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Display
Im Gegensatz zur Konkurrenz, hält Huawei auch beim P9 weiterhin an der FullHD-Auflösung fest. Tragisch? Nein, in meinen Augen absolut nicht. Bei der Displaydiagonale von 5,2 Zoll kommt das P9 immer noch auf eine Pixeldichte von 423 ppi – mehr als genügend. Ich konnte mich noch so stark anstrengen, einzelne Pixel konnte ich keine ausfindig machen. Zudem hat die FullHD-Auflösung auch einen positiven Einfluss auf die Laufzeit des Geräts. Ein höher aufgelöstes Display benötigt unterm Strich mehr Strom, was zu schlechteren Laufzeiten sorgt.

Was die Displayqualität als solches angeht, kann ich nichts negatives berichten. Die Farben sind scharf und nicht zu bunt, der Blickwinkel und die Helligkeit sind sehr gut. Das heisst, auch unter freiem Himmel kann das Display ohne Probleme abgelesen werden. Auf das Always-on-Display, wie es beispielsweise beim Galaxy S7 edge vorhanden ist, verzichtet Huawei übrigens.

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Hardware / Performance
Huawei’s Tochterfirma HiSilicon stellt auch gleich eigene Prozessoren her, deshalb kommt im P9 natürlich auch ein solches SoC zum Einsatz. Diesmal verbaut Huawei das HiSilicon Kirin 955 Octa-Core-SoC, welches aus vier 2,5 GHz und vier 1,8 GHz Kernel besteht. In Kombination mit 3 GB RAM Arbeitsspeicher, sollte das Huawei P9 die gängigsten Anwendungen ohne Probleme ausführen können. Der interne Speicherplatz beläuft sich auf 32 GB, der wie bereits erwähnt um bis zu 128GB erweitert werden kann. Der Akku hat eine Kapazität von 3000 mAh und sollte mit dem stromsparenden FullHD-Display eigentlich für gute Laufzeiten sorgen.

Nun gut, wie sieht es jetzt mit der Performance aus – reicht sie, oder nicht? Ja, sie reicht aus. Zwar erreicht das Huawei P9 in verschiedenen Benchmarks keine Spitzenpositionen, im Alltagsgebrauch macht sich dies aber nicht bemerkbar. Es gab zwar ab und zu Situationen, in dem mein P9 eine kleine Denkpause benötigt, aber das ist auch bei anderen Smartphones nicht wirklich anders. Ich bin jetzt auch nicht der Typ, der auf seinem Smartphones ein Spiel nach dem anderen spielt, dafür habe ich eine PlayStation 4 im Wohnzimmer. Real Racing 3 habe ich kurz für den Test heruntergeladen und kann euch versichern, dass die Leistung ausreicht um das Spiel auch mit vollen Texturen zu spielen. So gesehen würde ich sagen, dass die Leistung definitiv ausreichend ist – wenn auch noch etwas Luft nach oben vorhanden ist.

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Software
Ja, auf dem Huawei P9 kommt natürlich die aktuelle Android-Version 6.0 Marshmallow zum Einsatz und ja, der chinesische Hersteller bügelt die hauseigene Benutzeroberfläche namens EMUI in der Version 4.1 darüber. Die Benutzeroberfläche ist dafür „bekannt“, dass auf einen klassischen App Drawer verzichtet. Alle Apps und Widgets werden also wie bei iOS dargestellt. Es wäre wünschenswert, wenn Huawei uns die Wahl lassen würde. Natürlich kann man aber auf einen alternativen Launcher wie Nova Launcher wechseln, der dann mehr oder weniger das Stock-Android-Feeling auf das P9 bringt. Das ist halt der grosse Vorteil von Android – man kann im Prinzip alles so anpassen, wie man es gerne hätte.

Ansonsten gefällt mir die Benutzeroberfläche wirklich gut. Ich finde sie wirkt Erwachsener als beispielsweise TouchWiz aus dem Hause Samsung und ist auch nicht mit unnötigen Apps und Features überladen. Dennoch hat Huawei ein paar interessante Features spendiert, dazu zähle ich die verschiedenen Gesten oder der durchdachte „nicht stören“-Modus.

Weiter geht es mit Fingerprint 2.0, das mehr kann als nur das Gerät via Fingerabdrucksensor zu entsperren. So kann man beispielsweise damit auch Anrufe entgegennehmen oder in der Galerie durch die Fotos wischen. Darüber hinaus gibt es auch die „Knuckle“-Gesten. Das Huawei P9 erkennt dabei Eingaben mit den Fingerknöcheln, womit man dann verschiedene Aktionen starten kann.

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Kamera
Bei der Kamera ist Huawei eine Partnerschaft mit Leica eingegangen. Dies wird auch gleich auf der Rückseite neben der Kamera sichtbar, wo der Markenname von Leica aufgedruckt ist.  Wie viel Leica wirklich in dem Dual-Sensor steckt, lassen wir jetzt einmal einfach offen im Raum stehen. Und wer jetzt eine herausragende Kamera durch die Partnerschaft mit Leica erwartet, muss ich leider enttäuschen.

Ja, die Kamera macht gute Fotos – mehr aber auch nicht. Ich habe schon Smartphones mit besserer Kameraqualität in den Händen gehalten. Nur das ihr mich richtig versteht, die Fotos sind absolut brauchbar, setzen aber keine Massstäbe. Die Kamera lässt sich schnell starten und fokussiert zügig. Bei schlechtem Umgebungslicht macht sich dann aber der Sensor mit einer Blende von „nur“ f/2.2 und der fehlende optische Bildstabilisator bemerkbar. Da nützt auch die Dual-Kamera nichts, die ein Foto in Farbe und eines in schwarz/weiss aufnimmt. Die Software legt dann die beiden Fotos aufeinander, das dann angeblich eine bessere Qualität ergeben soll.

Dafür liefert Huawei bei der Kamera-App eine wirklich tolle Leistung ab! Mir gefällt die Kamera-App extrem gut, da sie sehr übersichtlich gehalten und nicht zu überfüllt ist. Die App hat diverse Filter von Haus aus integriert und zudem einen speziellen Pro-Modus, der dann weitere Modi wie HDR, RAW, Belichtungszeit und mehr zur Verfügung stellt. Mit einem Wisch vom rechten Rand aus, kommt ihr auf die Allgemeinen Einstellungen der Kamera.

Zudem hat mich die Frontkamera für Selfies positiv überrascht. Die Bilder sind absolut brauchbar und können mit diversen Filtern verbessert werden.

Ein paar Beispielfotos findet ihr in dieser Galerie.

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Connectivity / Gesprächsqualität
Das Huawei P9 ist mit aktueller Technologie vollgestopft. Ins Internet gelangt mann mit HSPA (max. 42 Mbit/s im Downstream) und mit LTE Cat. 6 (max. Upstream: 50 Mbit/s / 300 Mbit/s Downstream). Leider unterstützt das P9 nicht schon LTE Cat. 9, wo nochmals deutlich höhere Geschwindigkeiten möglich wären. Damit ihr immer einen guten Empfang habt, hat Huawei gleich drei Antennen im P9 untergebracht. Meines Wissens hat kein anderes Smartphone gleich drei Antennen.

Das WLAN-Modul unterstützt die WLAN-Standards a/b/g/n/ac und unterstützt die Frequenzbereiche 2,4 GHz und 5,0 GHz. Die Reichweite erachte ich als gut. Mit der Signal+ Technologie soll zudem die Qualität des WLAN-Signals verbessert werden. Davon habe ich ehrlich gesagt nichts bemerkt, wobei ich sagen muss, dass ich praktisch mit jedem Smartphone bei mir Zuhause über einen guten WLAN-Empfang hatte. Ebenso sind Bluetooth 4.2 und NFC im Huawei P9 untergebracht. GPS, Glonass und BeiDou sind selbstverständlich ebenfalls vertreten und liefern einen sehr schnellen Sat-Fix. Das Signal zum Satelliten wird in anderen Worten sehr schnell hergestellt.

Die Sprachqualität kann überzeugen. Von meinen Gesprächspartner habe ich das Feedback erhalten, dass ich für ihn klar und deutlich zu verstehen war. Das gleiche kann ich ebenso bestätigen. Die Unterdrückung von Umgebungsgeräuschen hat bei meinem Testgespräch sehr gut funktioniert. Zum Test habe ich bewusst im Hintergrund etwas lautere Musik abgespielt. Davon hat mein Gesprächspartner nichts gehört.

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Akkulaufzeit
Werfen wir einen Blick auf die Akkulaufzeit. Der Akku ist wie bereits im Vorgänger festverbaut, was aufgrund des Uni-Body-Gehäuses eigentlich nichts Neues ist. Der Akku verfügt über eine Kapazität von 3000 mAh. Schon bei meinem Galaxy S7 edge bin ich nicht vollends mit der Akkulaufzeit zufrieden, beim Huawei P9 sieht es trotz FullHD-Display bei 5,2 Zoll nicht wirklich besser aus. Einen Tag übersteht das Huawei P9 relativ locker, sofern man nicht gleich den ganzen Tag über Videos oder Games spielen möchte. Für mehr reicht es beim Huawei P9 nicht.

Damit ihr euch vielleicht ein bisschen ein besseres Bild von meinem Nutzungsverhalten machen könnt, hier noch ein paar Angaben dazu. Auf meinem Huawei P9 habe ich einen Exchange-Account (Push) aktiv, wie auch die Gmail-App. Weiter geht es mit der offiziellen Facebook-App, die ja berüchtigt als Stromfresser ist, und WhatsApp. Musik höre ich über den ganzen Tag gerechnet ca. 30 Minuten via Deezer (ähnlich wie spotify). Mit dem Chrome-Browser surfe ich mindestens 2 Std. pro Tag über LTE. Soviel zu meinem Nutzungsverhalten. Wenn ich also das Gerät am morgen um 07:00 vom Ladegerät trenne, habe ich abends um 22:00 Uhr noch einen Akkustand im Schnitt von 25%.

Zusammengefasst: Das Huawei P9 bietet in Sachen Akkulaufzeit nicht mehr, aber auch nicht weniger als die Konkurrenz mit vergleichbarer Hardware.

Fazit
Ich habe das Huawei P9 die letzten drei Wochen mit seinen Ecken und Kanten schätzen gelernt. Das Design und die Verarbeitung sind 1A – einfach Top, Huawei! Mit dieser Meinung stehe ich nicht alleine da, viele Leute am Arbeitsplatz haben mich auf das Huawei P9 angesprochen und wollten es unbedingt in die Hände nehmen. Das Fazit war immer dasselbe: WOW, das ist ja wirklich ein sehr schönes Smartphone! Viele wollten mir nicht glauben, dass dieses Smartphone von Huawei stammt, da noch nicht alle diesen Hersteller auf dem Radar haben. Aber genau das sollten sie, denn Huawei hat über die letzten Jahren gesehen grosse Fortschritte gemacht.

Das beste Flaggschiff-Smartphone? Dazu reicht es in meinen Augen nicht, obwohl dies auch immer mit den Ansprüchen an ein Smartphone zu tun hat. Ich habe mir im Vorfeld deutlich mehr von der Zusammenarbeit mit Leica erwartet – ein Name mit Tradition. Die Kamera macht gute Fotos, kommt aber nicht an die Qualität des Galaxy S7 edge oder LG G5 heran. Unverständlich für mich ist, weshalb Huawei auf den optischen Bildstabilisator verzichtet hat. Damit würde das eine oder andere Foto/Video doch noch einen Zacken besser aussehen.

Die Performance reicht aus, kann aber nicht mit den aktuellen Flaggschiff-Smartphones mithalten. Und das ist halt meine Erwartung an ein Flaggschiff. Hätte Huawei den Prozessor bei Qualcomm oder Samsung eingekauft, würde sich das Blatt bestimmt wenden. Nichtsdestotrotz ist das Huawei P9 ein tolles Smartphone geworden, das bereits jetzt  zu einem Preis von CHF 499.00 bzw. knapp 500 Euro über die Ladentheke geht.

Bruno

Mag sich noch wer an das T-Mobile G1 erinnern? Tja, das war das allererste Android-Smartphone und ich hatte es damals importiert. Seither bin ich mit (kleinen) Unterbrüchen Android treu geblieben und schreibe mit grosser Leidenschaft darüber.

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