Samsung Gear S3 Classic im Test

Am 31. August 2016 hat Samsung im Vorfeld der IFA in Berlin die neue Gear S3 vorgestellt. Seit Anfang Dezember kann die neue Smartwatch in der Schweiz gekauft werden. Die Samsung Gear S3 gibt es in zwei Varianten: Frontier und Classic.

Die Gear S3 Frontier eignet sich dank dem robusten Gehäuse sehr gut für Outdoor-Aktivitäten. Die Gear S3 Classic hingegen orientiert sich an einer klassischen Uhr. Was die Funktionen angeht, unterscheiden sich die beiden Varianten nicht. Beide Varianten haben neu einen GPS-Sensor integriert, womit sich beide Uhren auch für sportliche Aktivitäten eignen. Im Vergleich zum letztjährigen Modell ist die Gear S3 etwas grösser geworden.

Samsung Schweiz hat mir für drei Wochen eine Gear S3 Classic zum Testen überlassen. Meine Eindrücke zur neuen Smartwatch könnt ihr in diesem ausführlichen Testbericht entnehmen. Falls irgendwelche Punkte im Test nicht beantwortet wurden, dürft ihr eure Fragen sehr gerne in den Kommentaren hinterlassen. 

Die Spezifikationen der Samsung Gear S3 Classic

Display: 1,3 Zoll mit 360 x 360 Pixel (278 ppi)
Prozessor: Dual-Core mit je 1GHz
Speicher: 768 MB RAM, 4GB interner Speicherplatz
Verbindungen: Bluetooth 4.2, Wi-Fi b/g/n, A-GPS/Glonass, NFC
Sensoren: Pulsmesser, Umgebungslicht, Geschwindigkeitsmesser, Alt-/Barometer
Abmessungen: 46,1 x 49,1 x 12,9mm
Gewicht: 62 Gramm
Akku: 380 mAh
Preis: ab CHF 383.00 (Stand: 10.01.2017)

Verpackung und Lieferumfang
Die Samsung Gear S3 classic wird in einer hochwertigen runden Verpackung ausgeliefert. Darin befindet sich natürlich die Smartwatch selbst, sowie die Ladestation, ein passendes microUSB-Kabel, ein Netzteil und eine Kurzanleitung. Darüber hinaus liefert Samsung gleich ein weiteres Armband (Grösse M) mit.

Da liegen Welten dazwischen: Samsung Gear 2 vs. Samsung Gear S3

Design und Verarbeitung
Ich kann mich noch ganz gut an die ersten Smartwatches von Samsung erinnern, die eher an einen kleinen Computer erinnerten, als an eine schöne Uhr. Die Samsung Gear 2 (nein, nicht Gear S2!) habe ich sogar noch zu Hause herumliegen. Stellt man die beiden Smartwatches gegenüber, sind das schon Welten. Die ersten Smartwatches konnten höchstens Geeks ansprechen, mit einer echten Uhr hatten sie nicht wirklich viel gemeinsam. Bekanntlich ist Samsung nicht stillgestanden und hat auf die Käuferschaft gehört. Schon für das letztjährige Modell hat sich Samsung für ein rundes Display entschieden – ein absolut korrekter Entscheid, wenn ich das mal so anmerken darf.

Im Vergleich zum Vorjahresmodell ist die Smartwatch deutlich grösser geworden, was mich nicht wirklich stört. Leute die gerne eine dezente Smartwatch haben, aber schon. Ich muss auch eingestehen, dass die Smartwatch am Arm meiner Frau schon recht protzig wirkt. Letztendlich muss das jeder für sich entscheiden. Eine Alternative bietet auch Samsung mit der weiterhin erhältlichen Gear S2 an, die kleiner ausfällt. Eine kleinere Variante der Gear S3 ist zumindest derzeit nicht geplant bzw. angekündigt.

Die Gear S2 konnte mich ebenfalls in Sachen Hochwertigkeit und Verarbeitung auf ganzer Linie überzeugen. Die Samsung Gear S3 macht alles nochmals einen Zacken besser. Die Smartwatch wirkt sehr hochwertig und gibt dank den glatten und glänzenden Bereiche auch optisch sehr viel her. Die beiden mechanischen Tasten auf der rechten Seite stehen etwas aus dem Gehäuse hervor, dadurch können sie sehr gut erstastet werden. Die beiden Tasten weisen zudem einen guten Druckpunkt auf und sind hervorragend verarbeitet. Von der Gear S2 kennen wir bereits die innovative Lünette, die es so auch bei der Gear S3 in einer etwas verbesserten Version gibt. Die Lünette ist aus Metall gefertigt und kann zur Bedienung der Smartwatch genutzt werden. Mehr zur Lünette gibt es unter dem Punkt „Bedienung/Software“.

Das Armband der Classic-Variante besteht aus Naturleder und hebt die Hochwertigkeit der Smartwatch zusätzlich an. Bei den Armbänder setzt Samsung übrigens auf das Format 22mm, somit kann jedes beliebige Armband in dieser Grösse verwendet werden. Das hat zwei Vorteile: Einerseits hat man eine viel grössere Auswahl an verfügbaren Armbändern und andererseits gibt es Armbänder in jeder Preisklasse. Bei der Frontier-Variante setzt Samsung übrigens auf ein Armband aus Kunststoff, ähnlich wie bei der Gear S2 Sport. Das Kunststoff-Armband dürfte sich auch besser für sportliche Aktivitäten eignen, als ein Lederarmband.

Das Display wird von Gorilla Glass SR+ (wer denkt sich nur solche Produktnamen aus..?) geschützt. Das Displayglas wurde speziell für Smartwatches entwickelt und soll laut Hersteller besonders Robust sein. Zusätzlich soll das Displayglas im Freien besonders gut ablesbar sein. Beide Varianten verfügen die IP68-Zertifizierung und sind somit gegen Staub und Wasser (bis 150 cm) bestens geschützt. Laut Samsung hält die Gear S3 einen Tauchgang während maximal 30 Minuten durch. Schaut man sich aber die IP68-Zertifizierung mal genauer an, müsste die Gear S3 ein Tauchgang ohne zeitliche Begrenzung überstehen. Was stimmt nun? Eine Vorsichtsmassnahme von Samsung? Diese Frage kann ich euch leider nicht beantworten. So oder so sollte die Gear S3 nicht in Salz- und Seifenwasser genutzt werden.

Display
Das Display der Gear S3 ist um 0,1 Zoll auf 1,3 Zoll angewachsen. Bei der Auflösung von 360 x 360 hat sich hingegen nichts geändert. Durch die eingesetzte Super-AMOLED-Technologie bietet die Gear S3 wiederum sehr gute Schwarzwerte und knackige Farben. Die Helligkeit ist sehr hoch, dadurch kann das Display der Smartwatch ohne Probleme auch im Freien abgelesen werden.

Zudem handelt es sich um ein Always on Display (AOD), wie wir es beispielsweise auch vom Samsung Galaxy S7 (edge) kennen. Die Uhr zeigt also durchgehend die Uhrzeit und das Datum an – im Vergleich zum Vorgänger nun auch in Farbe. Mittels Bewegung des Arms, wird dann erst das eigentliche Watchface mit allen Details angezeigt.

Barometer/Höhenmesser

Ausstattung und Performance
Bei der Gear S3 setzt Samsung auf einen Dual-Core-Prozessor mit je 1GHz, der von 768MB RAM Arbeitsspeicher flankiert wird – der Vorgänger hatte „nur“ 512 MB RAM verbaut. Der interne Speicherplatz beläuft sich weiterhin auf die üblichen 4GB. Da das eingesetzte TizenOS ebenfalls noch etwas an Speicherplatz benötigt, stehen letztendlich noch knapp 3,5GB für Apps und Audio zur Verfügung. Immerhin fallen die Apps für die Gear S3 in der Regel recht klein aus, eine grosse Musiksammlung kann auf der Smartwatch hingegen nicht abgespeichert werden. Und wenn wir schon bei der Musik sind, ja die Gear S3 hat einen Lautsprecher sowie auch ein Mikrofon integriert. Der Lautsprecher hört sich gar nicht mal so schlecht an, wenn man die Grösse berücksichtigt.

Barometer

Eine Neuheit ist das integriere GPS-Modul, dieses war bei der Gear S2 der LTE-Variante vorenthalten. Die Smartwatch eignet sich damit hervorragend in Kombination mit einem Bluetooth-Headset als Laufuhr. Das Smartphone kann man nun also zum Laufen getrost zu Hause lassen. Natürlich kann die Smartwatch dank dem GPS-Modul auch als Navigationsgerät eingesetzt werden.

Zudem gibt es wieder zahlreiche Sensoren, wie ein Geschwindigkeitssensor oder ein Barometer. Auch ein Pulssensor ist auf der Rückseite der Gear S2 wieder verbaut, welcher erfreulich genaue Daten liefert. Vervollständigt wird die Ausstattung von dem integrierten WLAN-Modul, das sich mit den Standards b/g/n versteht, NFC und Bluetooth 4.2. Letzteres wird genutzt, um sich mit dem Smartphone zu verbinden.

In den USA wurde übrigens auch eine Variante mit integriertem LTE vorgestellt, eine Ankündigung für Europa steht allerdings noch aus. Gut möglich, dass Swisscom zu einem späteren Zeitpunkt die eSIM-Variante ins Sortiment aufnehmen wird.

Bei der Performance enttäuscht mich die Gear S3 jedenfalls nicht. Wie bereits beim Vorgänger reagiert das System sehr schnell und flüssig auf Eingaben. Hier hat Samsung mit Tizen OS weiterhin klar die Nase vor Google’s Android Wear.

Antworten mit der Gear S3

Bedienung / Software
Die Gear S3 lässt sich auf verschiedenen Wegen bedienen. Wie bereits weiter oben erwähnt, ist wiederum die Lünette mit von der Partie. Neu kann man direkt mit der Lünette einen Anruf annehmen oder ablehnen – das Display wird dazu nicht mehr benötigt.

Ansonsten lässt sich mit der Lünette sehr zuverlässig und schnell durchs Betriebssystem navigieren. Alternativ kann natürlich das Touchscreen-Display für die Bedienung genutzt werden. Durch das etwas grössere Display lässt sich auch das Touchscreen noch einen Zacken komfortabler bedienen als zuvor. Zusätzlich sind auf der rechten Seite zwei physische Tasten angebracht. Mit der oberen Taste kommt man jeweils einen Schritt zurück und mit der unteren Taste gelangt man direkt auf den Homescreen. Die durchdachte Bedienung hat mir schon beim Vorgänger sehr gut gefallen und tut es auch bei der Gear S3 weiterhin.

Die Samsung Gear S3 zeigt primär mal die Smartphone-Benachrichtigungen an. In der Gear-App kann man auswählen, von welchen Apps die Benachrichtigungen auf der Smartwatch landen sollen. Selbstverständlich lassen sich auf der Gear S3 auch direkt Anrufe entgegennehmen. Dank eingebautem Mikrofon und Lautsprecher, kommt da schon ein bisschen „Knight Rider“-Feeling auf. Die Lautsprecher weisen, wie bereits erwähnt, eine durchaus gute Qualität auf.

Laut Samsung gibt es bereits über 10.000 Apps im eigene App-Store für die Gear S2 und Gear S3. Natürlich sind darunter auch etliche Watchfaces zu finden, die sich nicht grossartig voneinander unterscheiden und qualitativ nicht immer sehr hochwertig sind. Meiner Meinung nach fehlen im App Store aber noch zahlreiche Hochkaräter. Das ist ein Punkt, den ich bereits bei der Samsung Gear S2 bemängelt habe.

Bekommt man auf dem Smartphone eine neue Nachricht (SMS oder Whatsapp!), wird diese folgerichtig auf der Gear S3 angezeigt. Zusätzlich kann man mit der Gear S3 gleich direkt darauf antworten. Dafür stehen verschiedene Methoden zur Auswahl. Neben der Möglichkeit aus vorgefertigten Textbausteinen und Emojis auszuwählen, kann man via Spracherkennung den Text automatisch eintippen lassen. Mit Schweizerdeutsch funktioniert diese Eingabemethode allerdings nicht wirklich zuverlässig. Neu ist zudem die Möglichkeit, Buchstaben auf dem Touchscreen zu zeichnen. Wirklich komfortabel und effizient ist diese Eingabemethode jedoch nicht.

Jetzt ist auch Spotify mit einer App auf der Gear S3 vertreten – leider ohne Offline-Modus.

Auch neu ist die SOS-Funktion, die mit dreimal klicken auf den Zurück-Button aktiviert wird. Dadurch sendet die Smartwatch automatisch eine Nachricht mit dem letzten Standort an bis zu vier vordefinierte Kontakte. Da die Gear S3 zumindest hierzulande ohne LTE daher kommt, muss dafür aber zwingend eine Verbindung zum Smartphone bestehen. Im Test hat die SOS-Funktion durchaus gut funktioniert, wobei erstaunlicherweise jeweils zwei SMS versendet wurden. Eines mit dem Hinweis über den Notfall und ein zweites SMS mit dem letzten Standort. Meiner Meinung nach könnte man alles in ein SMS verpacken.

Wie bereits erwähnt, hat die Gear S3 nun ein GPS-Modul integriert und eignet sich somit auch als Laufuhr bestens. Die Smartwatch bzw. die App S Health erkennt automatisch, ob man nun einen kleinen Spaziergang macht oder ob man Laufen/Joggen geht. Im Test hat die Erkennung allerdings nicht immer optimal funktioniert. Obwohl ich Laufen/Joggen war, wurde dies von der Gear S3 teilweise nicht automatisch erkannt. S Health ist zudem auch ein Motivator: Seid ihr im Büro tätig, wie ich, so erinnert euch die App daran ab und zu ein paar Schritte zu gehen. Die Auswertungen über das Schlaf- und Laufverhalten werden übersichtlich direkt auf der Smartwatch angezeigt. Und wenn wir schon bei Aktivitäten sind: Die Gear S3 misst in unregelmässigen Abständen automatisch den Puls.

Sobald Samsung Pay in der Schweiz startet, kann die Smartwatch ebenfalls zum Bezahlen genutzt werden. Bisher konnte ich leider nicht ausfindig machen, wann der südkoreanische Hersteller mit Samsung Pay in der Schweiz starten will. Samsung Pay ist die Antwort auf Apple’s Pay, mit dem man als Apple Watch-Besitzer ebenfalls kontaktlos bezahlen kann.

Akkulaufzeit
Muss die Smartwatch jeden Abend aufgeladen werden? Nein, das muss sie definitiv nicht. Samsung gibt eine Laufzeit von bis zu 4 Tagen an. Dieser Wert dürfte sogar realistisch sein, sofern man auf einige Features wie den GPS-Sensor und der Smartwatch verzichtet. Bei mir hat sich die Laufzeit bei ungefähr 1,5 Tagen eingependelt. Diese Laufzeit erreichte ich mit mittlerer Displayhelligkeit und Always-on-Display. Beim Vorgänger kam ich mit derselben Einstellung auf knapp einen Tag.

Die bessere Akkulaufzeit wird einerseits durch den grösseren Akku (380 mAh, im Vergleich zu 250 mAh Gear S2) und diversen Optimierungen am Tizen OS ermöglicht.

Fazit
Samsung hat mit der Gear S3 einen würdigen Nachfolger der Gear S2 auf den Markt gebracht. Die nicht gerade günstige Smartwatch ist eine konsequente Weiterentwicklung des Vorgängers.

Samsung verbaut der Gear S3 ein sehr gutes Display mit hervorragender Helligkeit, bietet für Fitness-Fans sehr viele Funktionen, die Performance stimmt und die Verarbeitung der Smartwatch ist 1A. Alles in allem kann sich die Samsung Gear S3 ohne Probleme gegen die Android Wear-Konkurrenz durchsetzen. Was der Gear S3 noch fehlt: Hochkarätige Apps! Es sind nach wie vor zahlreiche Apps nicht für TizenOS erhältlich. 

Übrigens, die Samsung Gear S3 kommt nicht nur bei Android-Fans an, sondern auch bei Apple-Anhängern.

Bruno

Mag sich noch wer an das T-Mobile G1 erinnern? Tja, das war das allererste Android-Smartphone und ich hatte es damals importiert. Seither bin ich mit (kleinen) Unterbrüchen Android treu geblieben und schreibe mit grosser Leidenschaft darüber.

1 Kommentar

  • Ciao Bruno

    Auch ich bin ein glücklicher und zufriedener Samsung Gears S3 – Besitzer. Obwohl ich seit der Stunde 0 ein iPhone besitze, habe ich mich für die Smartwatch von Samsung entschieden. Nun ist es so, dass ich die Uhr zwar problemlos mit dem iPhone 7 koppeln konnte, aber mir gelingt es nicht die Apps Mr. Time Maker / Mr. Watch Maker im Samsung App Store zu finden, welche ich meine zu benötigen um mir die diversen zum Teil sehr schönen und gelungenen Watchfaces herunterladen zu können. Mache ich etwas falsch oder ist es möglich, dass ich als iPhone-Besitzer nicht die Möglichkeit habe diese beiden Apps herunterzuladen? Kurz: Was muss ich machen, wenn ich das Watchface New Normal Zilver von Vakta (Mindon) auf meine Samsung Gear S3 laden möchte? Und wenn wir schon dabei sind: Warum finde ich keine Golf App im Appstore obwohl es eigentlich diese geben müsste?
    Mit bestem Dank
    Lars vegaz

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