Google Nexus 6P im ausführlichen Test

Erstmals hat der chinesische Hersteller Huawei mit dem Nexus 6P die Möglichkeit erhalten ein Nexus-Smartphone herzustellen. Damit reiht sich Huawei neben den bekannten Herstellern HTC, Samsung, LG und Motorola ein. Huawei ist aber nicht der einzige Hersteller der ein Smartphone auf Basis des neuen Android 6.0 Marshmallow Betriebssystems herstellen durfte, auch LG durfte mit dem Nexus 5X nochmals ein Nexus-Gerät herstellen. Konkurrenz also quasi aus dem eigenen Hause.

Die beiden Smartphones unterscheiden sich in einigen Punkten: Das Nexus 6P hat im Gegensatz zum Nexus 5X ein 5,7 Zoll QHD-Display verbaut, das Nexus 5X „nur“ ein 5,2 Zoll FullHD-Display. Auch unter der Haube gibt es Unterschiede: Das Nexus 6P hat das leistungsstarke SoC Snapragon 820 mit 3GB Arbeitsspeicher verbaut, im Nexus ist das etwas schwächere SoC Snapdragon 808 mit 2 GB Arbeitsspeicher verbaut. Heisst, technisch gesehen hat das Nexus 6P mehr zu bieten als das Nexus 5X. Allerdings wird das Nexus 6P auch zu einem höheren Preis verkauft. Das Nexus 6P ist übrigens das erste Nexus-Smartphone das mit einem Metall-Gehäuse ausgestattet ist. Das Nexus 6P richtet sich an die Gruppe die sich auch ein Nexus 6 gekauft hätten und das Nexus 5X an diejenige die schon mit dem Nexus 5 glücklich waren.

Wie gut sich das Gehäuse anfühlt und wie sich das Nexus 6P sonst so schlägt, sage ich euch auf den nächsten Zeilen.

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Die Spezifikationen vom Nexus 6P

  • Display: 5,7 Zoll QHD-AMOLED mit 2560 x 1440 Pixel
  • Prozessor: Qualcomm Snapdragon 810 MSM8994 mit je 2 GHz
  • GPU: Qualcomm Adreno 430
  • Speicher: 3 GB Arbeitsspeicher, 32, 64 oder 128GB interner Speicherplatz
  • Kamera: 12 Megapixel mit IR-Laser f/2.0 / 8 Megapixel mit Fix-Fokus f/2.4
  • Verbindungen: WLAN 802.11 a/b/g/n/ac, Bluetooth 4.2, LTE Cat. 6 bis zu 300 Mbit/s, GPS, NFC, OTG
  • Akku: 3450 mAh
  • Abmessungen: 5 x 159.3 x 77.8mm (H x B x T)
  • Gewicht: 178 Gramm
  • Farben: 
  • Preis: ab CHF 549.00

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Erster Eindruck und Verarbeitung
Das Nexus 6P hab ich bisher nur auf Fotos und Videos gesehen und war ehrlich gesagt etwas überrascht, dass das Gerät doch im Verhältnis zur Displaydiagonale recht kompakt ausgefallen ist. Das Nexus 6P ist nicht nur Dünner geworden, sondern misst auch in der Bereite etwas weniger. An der Länge hat sich hingegen nichts getan, was etwas schade ist. Schaut man sich aber den Vorgänger Nexus 6 an, so ist das Nexus 6P doch recht geschrumpft. Klar, im Nexus 6 war ein 6 Zoll Display verbaut, im Nexus 6P nun ein leicht kleineres 5,7 Zoll.

Was die Verarbeitung angeht, macht Huawei beim Nexus 6P auf jeden Fall alles richtig. Huawei setzt auf ein Gehäuse aus Aluminium, was sich sehr hochwertig anfühlt. Das Aluminium-Gehäuse wirkt sich dann aber auch auf das Gewicht aus, rund 178 Gramm bringt es auf die Waage. Im Vergleich zum Nexus 5X kann das Nexus 6P als „Schwergewicht“ angesehen werden, schließlich bringt das kleinere Modell nur 136 Gramm auf die Waage. Die gute Nachricht: Das Gewicht hat keinen Einfluss auf die Bedienung, sondern wirkt sich meiner Meinung nach sogar positiv auf die Wertigkeit aus. Wären wir wieder bei der Verarbeitung angekommen, wo ich beim Nexus 6P effektiv keine Schwächen feststellen kann. Die Spaltmasse sind 1A, nichts knarzt, in anderen Worten: So soll es sein!

Und wie lässt sich das 5,7 Zoll grosse Nexus 6P mit einer Hand bedienen? Mit dieser Frage wurde ich von einigen Kollegen konfrontiert und ich kann euch beruhigen, auch mit einer Hand lässt sich das Gerät bedienen. Gut, ich hab auch nicht die kleinsten Hände. Frauen könnten da schon eher an ihre Grenzen kommen. Wenn wir schon bei der Bedienung sind: Was mir auf Anhieb sehr gut gefallen hat, ist die Anordnung des Fingerprintsensors auf der Rückseite. Das Smartphone kann bereits in der Hosentasche entsperrt werden, da der Sensor gut „erspürt“ werden kann. Das Entsperren geht dann auch extrem schnell vonstatten – schneller als bei meinem Galaxy S6 edge, wo der Fingerprintsensor in der Home-Taste untergebracht ist. Übrigens, auch die Einrichtung klappt sehr schnell, nur 4x muss der Finger auf den Sensor gelegt werden, danach war die Konfiguration abgeschlossen.

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Display
Das Super-AMOLED-Display hat eine QHD-Auflösung, heisst 2560 x 1440 Pixel. Dies resultiert in einer hohen Pixeldichte von 515 ppi. Einzelne Pixel kann man auf dem Nexus 6P nicht ausfindig machen, die Inhalte werden auf dem 5,7 Zoll grossen Display äusserst scharf dargestellt. Unter freiem Himmel kann das Display ebenfalls sehr gut abgelesen werden. Nur bei direkter Sonneneinstrahlung spiegelt das Display recht stark.

Das Smartphone ist mit der sogenannten Ambient-Display-Technik ausgestattet, was die Benachrichtigungs-LED ersetzt. Bekommt ihr also eine Benachrichtigung (Telefon, Nachricht, usw..) wird euch diese schwarzweiss auf dem Display angezeigt. Das Display wird dabei nicht komplett aktiviert und durch das Super-AMOLED-Display benötigt die Anzeige auch nur wenig Akkulaufzeit.

Aufgrund des grossen Displays hat auch mein Tablet deutlich an „Bedeutung“ verloren. Während ich sonst auf der Couch gerne zum Tablet gegriffen habe, liegt es momentan mehr oder weniger nur noch rum. Ein weiterer Vorteil des grossen Displays.

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Performance
Und wie sieht die Leistung aus? Bekanntlich verbaut Huawei den Snapdragon 810-Prozessor in der Version 2.1, der von 3GB Arbeitsspeicher unterstützt wird. Bei der Grafikeinheit kommt die Adreno 430-GPU zum Einsatz. Auf dem Papier bietet das Nexus 6P also mehr als genügend Leistung. Wie sieht es aber in Benchmarks und vor allem im Alltag aus?

In den Benchmarks kann sich das Nexus 6P grundsätzlich von einer guten Seite zeigen, Bestwerte markiert das Gerät allerdings in keinem von mir getesteten Benchmark. Mein doch etwas älteres Samsung Galaxy S6 edge erreicht in den Benchmarks durchs Band bessere Wertungen. Ich möchte jetzt nicht ins Detail gehen, denn letztendlich sagen Benchmarks meiner Meinung nach nicht wahnsinnig viel aus. Vor allem gerade die Nexus-Smartphones liefern im Alltag meistens eine bessere Leistung ab, als Smartphones mit Hersteller-Benutzeroberflächen wie Samsung TouchWiz oder HTC Sense. Die Benutzeroberflächen bremsen diese Systeme, trotz überragender Hardware, teilweise drastisch aus.

Und hier haben genau die Nexus-Smartphones einen grossen Vorteil. Bei den Nexus-Smartphones kommt das „nackte Android“ zum Einsatz, ohne zusätzlichen Ballast. Aufgaben die ich im Alltag immer wieder nutze, laufen einen Zacken schneller als auf meinem Samsung Galaxy S6 edge. Beispielsweise das Wechseln innerhalb von Apps, funktioniert beim Nexus 6P spürbar flüssiger. Ruckler oder ähnliches konnte ich keine feststellen – das System läuft sehr flüssig und macht richtig Spass!

Sorgen bei Games muss man sich darüber hinaus nicht machen. Auch wenn der Prozessor in den Benchmarks keine Spitzenergebnisse erzielt, können alle von mir getesteten Spiele mit der höchsten Grafik-Einstellung gespielt werden. Asphalt 8 Airborne läuft genauso flüssig, wie Game of Thrones. Das Gerät wird nach einiger Zeit spielen zwar etwas warm, aber nicht unangenehm.

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Software
Natürlich ist auf dem Nexus 6P die aktuellste Android-Version 6.0 Marshmallow vorinstalliert. Das ist ja auch ein weiterer Vorteil der Nexus-Smartphones, wo man immer als erstes die neuesten Android-Versionen und Sicherheits-Bufixes erhält. Wie bereits unter der Performance erwähnt, kommt das Nexus 6P ohne Hersteller-Schnickschnack daher, was sich sehr positiv auf die Performance auswirkt. Allerdings vermisste ich auch einige Funktionen, die halt bei meinem Samsung Galaxy S6 edge vom Hersteller angeboten werden. Praktisch: Für die fehlenden Funktionen findet man in der Regel aber ohne Probleme eine Lösung in Form einer App im Google Play Store.

Optisch hat sich im Vergleich zu Android Lollipop nicht besonders viel verändert. Stock-Android ist schlicht aufgebaut, was sich positiv auf die Übersicht auswirkt. Eine Änderung die auffällt, ist der Appdrawer in dem man nun nicht mehr vertikal, sondern horizontal durch die Apps wischt. Eine interessante Neuerung ist sicherlich auch das neue Rechtemanagement, womit man Apps einzelne Berechtigungen entziehen kann. Unter der Haube hat sich hingegen so einiges getan, was der Nutzer aber nicht sehen kann. So soll auch das Energiemanagement durch eine neue Technologie verbessert worden sein. Darauf komme ich unter dem Punkt Akkulaufzeit nochmals zurück.

Letztendlich erhält man auf der Software-Seite genau das, was sich Käufer von Nexus-Smartphones eigentlich wünschen. Ein übersichtliches System, ohne unnötigen Ballast in Form von Features, die man eigentlich gar nicht braucht.

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Kamera
Und was ist mit der Kamera? Ja, die Kamera ist bei den Nexus-Smartphones bisher immer etwas zu kurz gekommen. Nicht so im Nexus 6P bzw. auch im Nexus 5X. Im Nexus 6P steckt dieselbe Kamera wie im Nexus 5X. Heisst, es kommt eine 12,3 Megapixel-Kamera mit einer grosszügigen Blendenöffnung von f/2.0 zum Einsatz. Die Fotos bei Tageslicht liefern eine sehr gute Schärfe und kann es ohne Probleme mit anderen Smartphones wie das Galaxy S6 edge aufnehmen. Bei Dunkelheit nimmt das Rauschen zwar zu, was auch normal ist, dennoch können die Fotos noch verwendet werden. Der Autofokus stellt das Foto sehr schnell scharf und auch der Dual-LED-Blitz liefert einen guten Job ab. Mit der Kamera können 4K-Videos mit 30 fps aufgenommen werden, die sich auch auf einem UHD-TV sehen lassen können.

Bei der Frontkamera setzt Huawei ein 8 Megapixel-Modul mit einer Blende von f/2.4 ein. Sie ist also etwas weniger lichtstark, was sich bei schlechtem Licht schnell bemerkbar macht. Im Alltag liefert aber auch die Frontkamera durchaus gute Ergebnisse ab. Fans von Selfies kommen mit dieser Kamera auf jeden Fall auf ihre Kosten.

Ein paar Beispielfotos findet ihr in dieser Galerie.

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Connectivity / Gesprächsqualität
Was die drahtlose Kommunikation angeht, bietet das Nexus 6P so ziemlich alles was es aktuell gibt. Das WLAN-Modul unterstützt alle gängigen Übertragungsstandards inkl. 2 x2 MIMO. Natürlich muss auch ein passender Router zu Hause stehen, um in den Genuss von den hohen Datenübertragungsraten zukommen. Sehr gut hab ich die Reichweite empfunden, da könnte sich Samsung eine Scheibe abschneiden. Wo mein Galaxy S6 edge nur noch knapp Signal hatte, zeigte mir das Nexus 6P noch eine gutes Signal an. Das Nexus 6P bietet zudem LTE in der Kategorie 6, womit Geschwindigkeiten von bis zu 300 Mbit/s möglich sind. Ebenso sind Bluetooth 4.2 und NFC im Nexus 6P untergebracht. Wünsche lässt das Nexus 6P in Sachen Connectivity keine offen. GPS ist selbstverständlich ebenfalls vertreten und liefert einen sehr schnellen Sat-Fix. Das Signal zum Satelliten wird in anderen Worten sehr schnell hergestellt.

Und wie schlägt sich das Smartphone in Sachen Gesprächsqualität? Im Swisscom Netz habe ich mehrere Anrufe getätigt und kann sagen, dass die Gesprächsqualität überzeugen kann. Der Gesprächspartner attestierte mir eine angeheme Gesprächsqualität und auch ich konnte den Gesprächspartner immer sehr gut verstehen. Dank den überaus guten Stereo-Lautsprechern, kann auch die Freisprech-Funktion überzeugen. Die Stereo-Lautsprecher liefern so nebenbei erwähnt auch beim Abspielen von Musik ein tolles Ergebnis, ohne unschönen Verzerrungen.

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Akkulaufzeit
Im Nexus 6P kommt ein relativ grosszügig bemessener 3450 mAh Akku zum Einsatz, der sich innerhalb von knapp einer Stunde und 30 Minuten komplett aufladen lässt. Verzichtet hat Huawei auf den Qi-Ladestandard, das Gerät kann also nicht drahtlos aufgeladen werden. Ein kleines Manko, denn bei meinem Samsung Galaxy S6 edge nutze ich diese Auflademöglichkeit recht oft. Dafür gibt es ebenfalls eine Schnellladefunktion, mit dem euer Nexus 6P innerhalb von 10 Minuten genug Strom für sieben Stunden (Standby) erhält. Nach einer guten halbe Stunde zeigte mir das Nexus 6P bereits etwas über 50% Akku an.

Mit Android 6.0 Marshmallow führt Google neue Stromspar-Features wie Doze ein. Damit soll die Akkulaufzeit folgerichtig erhöht werden. Trotz Doze kommt das Nexus 6P meiner Meinung nach nicht auf eine besonders hohe Akkulaufzeit. Natürlich kommt es stark auf euer Nutzungsverhalten an, weshalb ich auf eine Angabe bei mir verzichte. Letztendlich würde ich die Laufzeit als gutes Mittelmass einstufen.

Zubehör
Was befindet sich neben dem Nexus 6P noch in der Verpackung? Neben dem starken USB-Typ-C-Netzteil mit passendem Anschlusskabel, ist ein kleines Werkzeug zum Öffnen des SIM-Karten-Slots und ein paar Broschüren (Kurzanleitung, usw..) enthalten. Auf ein Headset verzichtet Huawei, was bei diesem Preis eigentlich dazu gehören müsste. Weiteres Zubehör kann direkt im Google Store oder im Fachhandel gekauft werden.

Fazit
Mir hat das Nexus 6P während der knapp zweiwöchigen Testphase sehr gut gefallen, weshalb ich mir momentan ernsthaft am Überlegen bin, mir auch Privat das Nexus 6P zuzulegen. Wieso hat es mir so gefallen? Einerseits hab ich eine Schwäche für grosse Displays mit entsprechender Bildqualität, andererseits gefällt mir das Gesamtpaket sehr gut. Das Nexus 6P weist eigentlich nirgends eine nennenswerte Schwäche auf, bis vielleicht auf den fehlenden microSD-Slot und die durchschnittliche Akkulaufzeit.

Natürlich gibt es auch andere Geräte auf dem Markt, die ebenfalls ein gutes Gesamtpaket abliefern. Ich denke da an das LG G4 oder auch das Galaxy S6 edge+,d das LG G4 ist sogar unter dem Preis des Nexus 6P zu haben. Doch wer Updates aus erster Hand haben möchte, der kann sich nur für das Nexus 5X oder Nexus 6P entscheiden. Das Nexus 6P hat im Gegensatz zum Nexus 5X doch einiges mehr zu bieten: bessere Hardware und ein hochwertigeres Gehäuse.

Bruno

Mag sich noch wer an das T-Mobile G1 erinnern? Tja, das war das allererste Android-Smartphone und ich hatte es damals importiert. Seither bin ich mit (kleinen) Unterbrüchen Android treu geblieben und schreibe mit grosser Leidenschaft darüber.

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