Wiko

Wiko U Feel im Test

Vom französischen Hersteller Wiko durfte ich in der Vergangenheit das eine oder andere Smartphone unter die Lupe nehmen. Heute ist nun das Wiko U Feel an der Reihe. Das fünf Zoll Mittelklassen-Smartphone mit ordentlicher Ausstattung ist schon seit einiger Zeit zum Preis von knapp CHF 200.00 (200 Euro) in der Schweiz erhältlich ist. Für diesen Preis bekommt man solide Hardware geboten. Dennoch, die Konkurrenz aus China wird immer grösser und vor allem günstiger.. kann sich Wiko mit dem U Feel gegen sie behaupten?

Spezifikationen zum Wiko U Feel

Display: 5 Zoll IPS-HD (1280 x 720 Pixel)
Prozessor/GPU: MediaTek MT6735 mit bis zu 1,3 GHz / Mali-T720-MP2
Speicher: 3GB RAM, 16GB erweiterbarer interner Speicherplatz
Betriebssystem: Android 6.0 Marshmallow
Hauptkamera: 13 Megapixel mit LED-Blitz
Frontkamera: 5 Megapixel mit LED-Blitz
Verbindungen: LTE Cat. 4 (150 Mbit/s Down / 50 Mbit/s Up), WLAN b/g/n, Bluetooth, GPS
Akku: 2500 mAh
Abmessungen: 143,5 x 71,5 x 8,5 mm
Gewicht: 147 Gramm
Preis: ab CHF 189.90 / UVP CHF 199.00

Lieferumfang

  • Wiko U FEEL Smartphone
  • Inear-Headset
  • Netzteil
  • microUSB -> USB-Kabel
  • 3 SIM-Karten-Adapter (nano, micro)
  • Anleitungen in verschiedenen Sprachen

Erster Eindruck und Verarbeitung
Wiko setzt beim U Feel auf die Materialien Kunststoff, Aluminium und Glas. Das Gerät gibt es in vorwiegend knalligen Farben wie Grün oder Gelb zu kaufen. Damit dürfte auch klar sein, wen Wiko mit diesem Smartphone ansprechen möchte. Der Rahmen ist einerseits aus Aluminium und andererseits aus Kunststoff gefertigt. Auf der Front dominieren das 5 Zoll Display und dem Home-Button. Die Front kommt gänzlich ohne Wiko-Schriftzug aus, was dem Gerät in Verbindung mit dem eingesetzten 2,5D-Glas eine Eleganz verleiht.

Bei der Abdeckung auf der Rückseite setzt Wiko auf eine spezielle Sandsteinbeschichtung, die mich ein bisschen an den Handwerkunterricht in der Schule erinnert hat. Weshalb? Die Rückseite fühlt sich meiner Meinung nach genau wie ein feines Schleifpapier an. Was nicht heisst, dass sich die Sandsteinbeschichtung schlecht anfühlt, ganz im Gegenteil. Die Sandsteinbeschichtung hat meiner Meinung nach gleich zwei Vorteile: Sie bietet keinen Raum für Fingerabdrücke und zusätzlich ist sie nicht so rutschig, wie beispielsweise Glas. Die sehr dünn geratene Rückschale kann übrigens abgenommen werden. Darunter verstecken sich die zwei SIM-Karten- und ein microSD-Karten-Slot(s). Obwohl die Rückseite abnehmbar ist, hat sich Wiko für einen festverbauten Akku entschieden. Das ist für mich unverständlich und schlichtweg nicht nachvollziehbar.

Ein interessantes Detail auf der Rückseite ist die Kameralinse. Ich kann mir im besten Willen nicht erklären, warum Wiko die Umrahmung rund um die Kamera bei jeder Farbvariante in Weiss gehalten hat. Es wäre ja noch verständlich, wenn die Kameralinse die Farbe des Rahmens tragen würde, dem ist aber nicht so. Egal für welche Farbvariante ihr euch entscheidet, die Kameralinse ist in Weiss gehalten. Die Kamera ragt zudem spürbar aus dem Gehäuse heraus. Wer das Gerät auf einer glatten Oberfläche bedienen möchte, muss sich folgerichtig auf ein wackliges Smartphone einstellen.

Ansonsten ist das Wiko U Feel für ein Mittelklassen-Smartphone sehr gut verarbeitet. Die zwei Lautstärkewippe und der Power-Button haben einen angenehmen Druckpunkt und lassen sich gut bedienen.

Display
Wiko verbaut beim U Feel ein 5 Zoll grosses IPS-HD-Display, was einer Auflösung von 1280 x 720 Pixel bei einer Pixeldichte von 294 ppi entspricht. Hier hinkt Wiko der Konkurrenz etwas hinterher. Geräte wie das Honor 5C (ca. CHF 180.00) kosten ungefähr gleich viel wie das Wiko U Feel, sind aber bereits mit einem FullHD-Display ausgestattet. Das heisst jetzt nicht, dass das Wiko U Feel ein schlechtes Display verbaut hat. Was die Farben, Helligkeit und Kontrast angeht, liefert das Display subjektiv eine wirklich gute Leistung ab. Die Helligkeit reicht zudem vollends aus, um das Gerät auch bei direkter Sonneneinstrahlung nutzen zu können.

In den Systemeinstellungen kann man noch diverse Anpassungen am Display vornehmen. Es stehen dabei drei Möglichkeiten zur Auswahl: Standard, Lebendig und Benutzermodus. Im Benutzermodus kann man unter anderem den Kontrast, Sättigung, Bildhelligkeit und sogar die Farbtemperatur einstellen. Ich persönlich habe mich für den Standard-Modus entschieden und keine zusätzlichen Anpassungen vorgenommen.

Hardware / Performance
Im Wiko U Feel kommt ein Mediatek MT6735 Quad-Core-Prozessor (4x Cortex-A53) mit bis zu 1,3 GHz zum Einsatz. Dieser kann auf immerhin 3 GB RAM Arbeitsspeicher und der Mali-T720-MP2-GPU zurückgreifen. Diese Kombination reicht aus, um den Alltag grösstenteils ohne Rückler zu bewältigen. An die Grenzen stösst das Gerät, wenn man anspruchsvolle Apps ausführt oder auch grössere Internetseiten aufruft, dann kommt es hier und da zu spürbaren Rucklern.

Ein Leistungswunder darf man jedenfalls nicht erwarten. Das widerspiegelt sich auch in den zahlreichen Benchmarks. Im AnTuTu komme ich mit meinem Wiko U Feel auf gerademal knapp 30.000 Punkte und im 3D Mark auf knapp 5.000 Punkte. Andere Geräte in der gleichen Preisklasse liefern teilweise eine deutlich bessere Leistung ab. Trotzdem landet das Wiko U Feel vor einem prominenten Konkurrenten, dem Samsung Galaxy J5.

Wer mit dem Wiko U Feel nur im Internet surfen, Musik hören und ab und an ein kleines Game spielen möchte, der kann sich auf jeden Fall für das Wiko U Feel entscheiden. Dafür reicht die gebotene Performance aus.

Launcher des U Feel

Software
Wiko liefert das U Feel mit Android 6.0 Marshmallow und einer bunten, hauseigenen Benutzeroberfläche aus. Die meisten Anpassungen beziehen sich auf den Homescreen und den App-Drawer. Die Systemeinstellungen wurden hingegen nur geringfügig angepasst und erinnern optisch an Stock-Android.
Die Benutzeroberfläche bleibt Geschmacksache, was aber kein KO-Kriterium darstellen dürfte. Wem die Benutzeroberfläche nicht zusagt, kann ganz einfach einen alternativen Launcher aus dem Google Play Store installieren.

Ein paar Worte zum Fingerabdrucksensor, der für ein so günstiges Smartphone doch eher unüblich ist. Jedenfalls hat Wiko im Home-Button ein Fingerabdrucksensor untergebracht, der das Gerät schnell und zuverlässig entsperrt. Wie gewohnt, lassen sich alle 10 Finger abspeichern bzw. abscannen. Wiko geht noch einen Schritt weiter. Wer will, kann jedem Finger eine zusätzliche Aktion zuteilen. Das könnte dann beispielsweise so aussehen: Mit dem linken und rechten Daumen wird das Gerät ganz normal entsperrt, ohne zusätzliche Aktion. Mit dem rechten Zeigefinger wird das Gerät entsperrt und zusätzlich automatisch WhatsApp gestartet. Doch nicht nur Apps können hinterlegt werden, sondern auch Kontakte. Mit dem linken Zeigefinger startet bei mir beispielsweise automatisch ein Anruf an meine Frau. Ein cooles Feature das ich so auch gerne bei anderen Herstellern sehen würde..

In den Systemeinstellungen sind die Menüpunkte Smart Action und Smart Gesture vorzufinden. Zu den „smarten Aktionen“ gehören unter anderem das Aktivieren des Smartphones mit einer doppelten Berührung oder für die Stummschaltung kann das Gerät einfach umgedreht werden. All diese Smart Actions sind per default deaktiviert, was meiner Meinung nach auch gut so ist. Kurz zu den Smart Gesture: Damit lässt sich mittels einer Wischgeste eine Aktion ausführen, sobald der Modus mit einem Wisch von oben links zur Mitte des Displays aktiviert wird. Zeichnet ihr auf dem Display ein „O“, startet die Kamera-App, mit „M“ die Musik-App und mit „C“ die Telefon-App. Weitere Gesten können hinzugefügt werden. Smart Action und Smart Gesture sind in meinen Augen alles Spielereien, ich habe sie nicht wirklich aktiv genutzt.

Telefonassistent

Zusätzlich sind auf den Geräten standardmässig die Apps Telefonassistent, Apps Lock und Datei Lock vorinstalliert. Mit dem Telefonassistent lassen sich diverse Optimierungen am Smartphone vornehmen, wie beispielsweise Arbeitsspeicher freigeben oder die Standard-Anwendungen definieren. Apps Lock und Datei Lock können in Verbindung mit dem Fingerabdrucksensor genutzt werden. Damit lassen sich bestimmte Dateien oder Apps vor unbefugtem Zugriff sichern.

Mit Bloatware hält sich Wiko glücklicherweise zurück, nur die App Clean Master ist auf meinem Gerät vorinstalliert und kann offenbar nicht deinstalliert werden. Irgendwelche Spiele oder weitere Werbeapps sind nicht vorinstalliert. Das wirkt sich positiv auf den internen Speicherplatz aus. Immerhin sind von den 16GB zu Beginn noch knapp 10GB frei verfügbar. Wem das nicht reicht, kann mittels microSD-Karten den Speicherplatz um bis zu 64GB erweitern.

Ob ein Update auf Android 7 Nougat geplant ist, konnte ich leider nicht ausfindig machen – gehe aber nicht davon aus.

Kamera

Kameras
Im Wiko U Feel kommen eine 13 Megapixel-Hauptkamera und eine 5 Megapixel-Frontkamera zum Einsatz, die beide einen LED-Blitz verbaut haben. Obwohl bei der Hauptkamera ein 13 Megapixel-Sensor zum Einsatz kommt, liefert die Kamera nur durchschnittliche Fotos und Videos ab. Vor allem bei schlechten Lichtverhältnissen kann die Kamera kaum gebraucht werden. Bei Videoaufnahmen, die übrigens bis 1920 x 1080 Pixel bei 30 fps unterstützt werden, sollte man nicht zu schnell hin und her schwenken – damit kommt der Sensor offensichtlich nicht wirklich gut klar. Es leuchtet mir ja ein, dass die Kamera nicht auf dem Niveau eines Highend-Smartphones sein kann, dennoch habe ich mir etwas mehr erhofft. Hoffentlich liefert Wiko ein Firmware-Update nach, mit dem die Qualität etwas verbessert wird.

Die Frontkamera reicht für Selfies aus und hat sogar einen LED-Blitz verbaut. Damit lässt sich auch bei schlechten Lichtverhältnissen ein Selfie machen. Mit der Frontkamera lassen sich zudem Fotos im Weitwinkel-Format machen. Einfach das Smartphone in zwei Richtungen schwenken und schon bekommt ihr ein Weitwinkel-Foto spendiert.

Die Kamera-App verfügt über zahlreiche Modi, wie „Face-Beauty“- oder Dual-View. Mit Face-Beauty werden die Fotos künstlich aufgehübscht. Im Dual-Video-Modus werden automatisch Fotos mit der Front- sowie Hauptkamera gemacht und anschliessend auf ein Foto zusammengeführt – eine nette Spielerei, die es auch bei anderen Herstellern gibt. Zudem spendiert Wiko einen professionellen Modus, bei dem viele Parameter (ISO-Wert, usw..) der Kamera manuell eingestellt werden können.

Auf der MyCloud habe ich euch Beispielfotos vom Wiko U Feel abgelegt. Somit könnt ihr euch gleich selber ein Bild von der Qualität der Fotos machen.

Connectivity / Sprachqualität
Beide microSIM-Slots unterstützen LTE Cat. 4, womit Werte von bis zu 150 Mbit/s im Download und bis zu 50 Mbit/s im Upload ermöglicht werden. Die Empfangsqualität geht in Ordnung, könnte aber etwas besser ausfallen. Zusätzlich ist mir bei einer Tour durch Bern aufgefallen, dass sich das Wiko U Feel nicht konsequent ins schnellste Netze einbucht. Während mein Samsung Galaxy S7 edge bereits wieder mit LTE verunden war, zeigte mir das Wiko U Feel nur EDGE an.

Natürlich hat das U Feel auch ein WLAN-Modul integriert, dieses versteht sich aber nur mit den Standards 802.11 b/g/n. 5GHz-Netze werden leider nicht unterstützt. Die Datenübertragung via WLAN ist spürbar langsamer als auf einem Galaxy S7 edge, auch wird eine deutlich schlechtere WLAN-Reichweite erzielt. GPS funktioniert im Freien soweit ohne Probleme, innerhalb eines Gebäudes konnte das U Feel, im Gegensatz zum Galaxy S7 edge, konsequent keinen Standort ermitteln.

Die Gesprächsqualität hat mich etwas enttäuscht. Der Gesprächspartner hörte sich bei mir recht dumpf an, das gleiche gab mir mein Gesprächspartner von meiner Stimme zu Protokoll. Es ist jetzt aber nicht so, dass wir uns gar nicht verstanden hätten. Ein Telefongespräch kann natürlich mit dem Gerät geführt werden, wenn man aber an eine bessere Qualität gewöhnt ist, fällt das doch recht schnell auf.

Akkulaufzeit
Im Wiko U Feel ist ein 2500 mAh Akku fix verbaut, womit man ganz gut über den Tag kommt. Wer das Gerät nur selten benutzt, wird wahrscheinlich sogar bis zu zwei Tage hinbekommen.

Mein Vater hat ebenfalls ein Wiko U Feel im Einsatz, allerdings ist bei ihm der Datenempfang deaktiviert und braucht das Gerät nur selten. Er erreicht dann sogar Werte von knapp drei Tagen. Mein Vater ist aber alles andere als ein Standard-Benutzer, er braucht das Gerät ab und zu fürs telefonieren und über WLAN surfen.

Bruno

Mag sich noch wer an das T-Mobile G1 erinnern? Tja, das war das allererste Android-Smartphone und ich hatte es damals importiert. Seither bin ich mit (kleinen) Unterbrüchen Android treu geblieben und schreibe mit grosser Leidenschaft darüber.

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