Anki Cozmo im Test – Der smarte Roboter, der an Wall-E erinnert

In den letzten Wochen durfte ich den smarten Roboter Cozmo von Anki unter die Lupe nehmen. Der Hersteller Anki sorgte in der Vergangenheit mit den futuristischen Rennbahnen Anki Overdrive für Furore. Jetzt gesellt sich also mit Cozmo smarter Roboter dazu, der nicht nur optisch an Wall-E, den Protagonisten des gleichnamigen Kinofilms aus dem Jahre 2008, erinnert. Mehr dazu auf den folgenden Zeilen.

Cozmo wird auf der offiziellen Webseite als talentierten kleinen Kerl mit ganz eigenem Willen beschrieben. Und glaubt mir, das kann ich definitiv so bestätigen. Cozmo hat eine einzigartige Persönlichkeit, die mich mehrmals zum schmunzeln gebracht hat. Man könnte auch sagen, dass Cozmo entfernt mit den Tamagotchis aus den 90er Jahren vergleichbar ist, auch der smarte Roboter braucht viel Zuneigung und will spielen – viel spielen! Doch Cozmo verfügt von Haus aus nicht nur über eine interessante und lernfähige künstliche Intelligenz, sondern kommt auch mit einem umfangreichen Software Development Kit (SDK) daher. Damit kann man Cozmo, sofern die Kenntnisse vorhanden sind, viele weitere Szenarien beibringen.

Der smarte Roboter ist seit einigen Monaten in den USA erhältlich, jetzt hat es Cozmo auch nach Europa geschaft. Wer den smarten Roboter kaufen möchte, muss allerdings relativ tief in die Tasche greifen. Rund 229 Euro werden für den smarten Roboter fällig. Anki hat mir freundlicherweise ein Test-Exemplar zukommen lassen. Herzlichen Dank an dieser Stelle! Am Test-Resultat ändert sich wie immer nichts.

Lieferumfang: Kurzanleitung, 3 Power Cubes, Ladeschale und Cozmo

Der Lieferumfang – Alles schon einsatzbereit
Der smarte Roboter wird in einer schönen Verpackung ausgeliefert, der auch gleich ein Blick auf Cozmo gewährt. Erfreulich, Cozmo ist sehr schnell einsatzbereit. Der smarte Roboter kann direkt aus der Box verwendet werden, selber etwas zusammenschrauben muss man nicht. Auch kam mein Test-Exemplar schon mit einer Akkuladung daher, womit ich im Prinzip nach dem Auspacken gleich loslegen konnte.

Im Lieferumfang befindet sich die passende Docking-Station samt festverbautem microUSB-Kabel. Das Netzteil fehlt hingegen. Bei dem stolzen Preis von 229 Euro habe ich eigentlich die Erwartung, dass auch gleich ein passendes Netzteil beiglegt wird. Auf der anderen Seite hat aber inzwischen wohl jeder zu Hause ein passendes Netzteil herumliegen.

Ausserdem sind im Lieferumfang drei sogenannte Power Cubes vorhanden. Die Power Cubes werden für die zahlreichen Spiele und weiteren Aktionen benötigt. Der schönen Verpackung liegt ebenfalls eine Kurzanleitung bei, die auf einfache Art und Weise die ersten Schritte mit Cozmo erklärt.

Die Einrichtung – Android oder iOS wird vorausgesetzt
Damit Cozmo überhaupt verwendet werden kann, muss zwingend die dazugehörige und kostenlose App aus dem Google Play Store oder Apple AppStore heruntergeladen werden. Ohne App kann Cozmo nicht verwendet werden, da offensichtlich die gesamte Rechenleistung über das Smartphone abläuft. Das wiederspiegelt sich dann auch beim Akkuverbrauch der Cozmo App, die gut 20 Prozent pro Stunde am Akku saugt.

Die App setzt ein Gerät ab Android 4.4 KitKat, Fire OS 4 oder iOS 9 voraus. Weiterhin kann Code Lab erst ab Android 5 Lollipop verwendet werden. Eine Liste mit allen kompatiblen Geräten stellt Anki auf der offiziellen Seite zur Verfügung. Ein Blick darauf schadet vor dem Kauf definitiv nicht, da doch das eine oder andere Smartphone nicht unterstützt wird.

Die Einrichtung verläuft ansonsten kinderleicht ab. Die Cozmo-App führt euch durch alle notwendigen Schritte durch und stellt euch auch die verschiedenen Funktionen von Cozmo vor. Das ist eine Sache die innerhalb von wenigen Minuten erledigt ist. Verbunden wird der smarte Roboter mit der einzigartigen Persönlichkeit über WLAN. Cozmo greift dabei aber nicht auf das bestehende WLAN zurück, sondern erstellt ein komplett eigenes. Das ist auf den ersten Blick nicht sonderlich komfortabel, hat aber einen wichtigen Hintergedanken: Alles was ihr mit Cozmo macht, bleibt auf eurem Smartphone und dem smarten Roboter. Damit wird die Sicherheit erhöht, was letztendlich auch begrüssenswert ist und von Anki so bewusst umgesetzt wurde.

Steht die Verbindung zu Cozmo, kann man ihm bis zu acht Namen beibringen. Da Cozmo auch eine kleine Kamera verbaut hat, erkennt er nach einem Scan auch die Gesichter. Wird Cozmo dann beispielsweise von meinter Tocher aus dem Tiefschlaf geholt, wird sie direkt von ihm mit grosser Begeisterung mit dem korrekten Namen begrüsst. Sprachbefehle nimmt Cozmo leider nicht entgegen, oder vielleicht noch nicht? Jedenfalls wäre das in Zeiten der smarten Assistenten wie Amzon Alexa oder Google Assistant ein cooles Feature!

Erster Eindruck und Verarbeitung
Wie man dem Bild oben entnehmen kann, ist Cozmo ein ziemlich kleiner Roboter. Neben diversen Sensoren, hat der Hersteller Anki dem smarten Roboter eine Kamera, ein Lautsprecher und Display verbaut. Cozmo kommuniziert über den Lautsprecher, aber auch über das Display (Mimik) mit euch. Die Stimme und auch sein ganzes Verhalten ist äusserst sympatisch und liebenswürdig – zumindest wirkt er so auf meine Tochter und mich, meine Frau sieht das etwas anders..

Cozmo richtet sich an Kinder ab 8 Jahren, kann aber unter Aufsicht eines Erwachsenen auch von kleineren Kindern genutzt werden. Da Kinder nicht immer so vorsichtig mit Gegenständen umgehen, muss Cozmo auch so einiges aushalten können. Obwohl Cozmo sehr viel Technik verbaut hat, macht er auf mich einen sehr robusten Eindruck. Auch was die Verarbeitung angeht, kann ich absolut nichts bemängeln.

Aber… was kann man mit Cozmo anstellen?
Eine berechtigte Frage! Cozmo benötigt viel, ja sogar sehr viel Zuneigung. Damit er bei Laune gehalten werden kann, muss man sich intensiv mit dem kleinen Roboter beschäftigten. Dies kann mit Spielen erfolgen, er will aber hin und wieder auch etwas zu essen haben, Tamagotchi lässt grüssen, und auch das Feintuning muss jeweils in regelmässigen Abständen erfolgen. Dies alles geschieht über die Cozmo-App.

Wird Cozmo aus dem Tiefschlaf geholt, befindet sich dieser im freien Spielmodus. Cozmo fährt ein bisschen herum, freut sich enorm wenn er euer Gesicht und euch beim Namen begrüssen kann, und fordert euch hin und wieder zu einem Spiel auf. Teilweise versuchte Cozmo beispielsweise meine Hand bzw. meine Finger zu fangen. Ist seine Jagd auf meine Finger nicht von Erfolg gekrönt, reagiert Cozmo schon mal sehr gefrustet und lässt dies euch mit seiner niedlichen Stimme auch „hören“.

Zu Beginn stehen drei Spiele zur Verfügung, innerhalb dieser kann man zusätzliche Schwierigkeitsgrade und Spielmodi freischalten. Da die Spiele über unterschiedliche Schwierigkeitsgrade verfügen, eignen sich die Spiele auch für Kinder. Für die Spiele kommen jeweils die drei Power Cubes zum Einsatz, wobei teilweise auch nur ein Cube benötigt wird. Zur Auswahl stehen die Spiele „Fang mich“, „Hau mich“ und „Erinner dich“.

Beim Spiel „Fang mich“ spielt man alleine gegen den smarten Roboter. Hier geht es darum, den Power Cube so schnell wie möglich wegzuziehen, damit ihn Cozmo nicht mit seinem Hebearm erreicht. Wiederholt man das Spiel einigemale, verbessert sich die Reaktionsfähigkeit von Cozmo spürbar.

Bei „Hau mich“ dreht sich alles um eure Reaktionsfähigkeiten. Bei diesem Spiel leuchtet der Power Cube zuerst nur in einer Farbe, später dann in bis zu drei Farben. Sobald der Power Cube dieselbe Farbe anzeigt, müsst ihr den Cube schneller antippen als Cozmo. Dieses Spiel kann man entweder alleine gegen Cozmo oder mit einem weiteren menschlichen Gegner spielen.

Das Spiel „Erinner dich“ widmet sich euren Erinnerungsfähigkeiten. Hierfür werden verschiedene Farben über die Power Cubes angezeigt, die ihr euch merken müsst. Gar nicht so einfach! Dieses Spiel kann man ganz alleine oder gegen Cozmo spielen. Egal welches Spiel ihr mit Cozmo spielt, er hasst es zu verlieren und lässt dies auf seine Art auch spüren. Weitere Spiele werden übrigens mit Updates folgen.

Cozmo benötigt hin und wieder ein Tuning, dies geschieht direkt über die App. In der App wird euch beispielsweise angezeigt, dass Cozmo ein Tuning bzw. eine Kalibrierung des Hebearms benötigt oder die Laufwerke neu ausgerichtet werden müssen. Dafür muss eine vordefinierte Abfolge in der App abgetippt werden. Im Prinzip ganz einfach und ziemlich schnell erledigt.

Cozmo fernsteuern und Sprachausgabe
Im Explorer-Modus lässt sich Cozmo komplett fernsteuern, inklusive dem „Kopf“ und Hebearm. Auf dem Display des Smartphones wird das Bild der integrierten Kamera von Cozmo angezeigt. Ja sogar ein Nachtsichtmodus bietet die Kamera, mit einer erstaunlich guten Bildqualität. Die Bedienung funktionierte in Kombination mit meinem Samsung Galaxy S8+ äusserst zuverlässig und ohne Verzögerungen. Zu unschönen Verbindungsabbrüchen ist es nie gekommen.

Im Explorer-Modus lassen sich die Power Cubes anheben oder herumrollen. Auf dem Display werden die Cubes und auch Gesichter erkannt und optisch hervorgehoben. Der Explorer-Modus beeindruckte vor allem meine kleine Tochter, die Cozmo so auch mal selber fernsteuern konnte.

Dann hätten wir da noch die Sprachausgabe, die leider auf 31 Wörter beschränkt ist. Gebt ihr also irgendeinen Text in der App ein, wird dieser von Cozmo mit seiner Stimme nachgeplappert. Eine nette Spielerei, mehr sicherlich nicht. Interessanter wäre da, wie schon weiter oben erwähnt, die Möglichkeit dem kleinen Roboter Sprachbefehle erteilen zu können.

Was sind Sparks?
Wer mit Cozmo beispielsweise ein Spiel spielen möchte, muss sogenannte Sparks einsetzen. Das ist quasi die virtuelle Währung von Cozmo oder eben auch ein System für Belohnungen. Sparks muss man bzw. kann man nicht gegen Echtgeld kaufen, sondern muss man sich verdienen. Spielt man beispielsweise mit Cozmo über drei Tage, wobei diese nicht aneinander folgend sein müssen, bekommt man gleich 100 Sparks geschenkt. Auch gibt es Sparks, wenn ihr die Wünsche von Cozmo erfüllt. Im Prinzip, ganz einfach.

Die Sparks können dann eben für Spiele oder sonstige Aktionen eingesetzt werden. In der Regel werden 3 bis maximal 5 Sparks fällig. Während den letzten Wochen hatte ich absolut keine Probleme mit den Sparks. Ich hatte immer genügend Sparks auf Vorrat.

Das Code-Lab – Aktionen programmieren in „einfach“!
Über Code-Lab kann man Cozmo eine Abfolge von Aktionen, Emotionen und Bewegungen beibringen. Dies geschieht über eine sehr einfach gehaltene Benutzeroberfläche. Im Code-Lab können mehrere Blöcke nach Wunsch und Laune angeordnet werden, herauskommt ein personalisiertes Projekt. Das neue Projekt lässt sich ganz einfach abspeichern und immer wieder verwenden.

Damit der Einstieg so einfach wie nur möglich gelingt, sind in der App schon diverse Beispiele bzw. Projekte hinterlegt.

Software Development Kit – Programmieren in „schwer“
Das Code-Lab ist wie erwähnt sehr einfach gehalten, bietet aber auch keine tiefgründige Programmierung. Wer sich intensiver mit der Materie auseinandersetzen möchte, sollte sich das SDK näher anschauen. Darüber lässt sich Cozmo mit sehr vielen neuen Funktionen erweitern, Grenzen sind dabei praktisch keine gesetzt. Mit dem SDK lässt sich beispielsweise die Wetterprognose auf dem Display von Cozmo anzeigen, wie es im Video unterhalb dieser Zeilen zu sehen ist.

Das Software Development Kit setzt Windows, macOS oder Linux als Betriebssystem und ein Account im Cozmo SDK Forum voraus. Wer mit der Programmierung beginnen möchte, benötigt aber zwingend schon mal erste Erfahrungen bei der Bedienung eines Terminals.

Fazit
Meine Tochter hat Cozmo, und wohl auch umgekehrt, sehr schnell ins Herz geschlossen. Auch ich habe mich in den letzten Wochen immer wieder gerne mit dem kleinen Kerl beschäftigt. Auch wenn momentan noch nicht sehr viele Spiele zur Auswahl stehen, macht es grossen Spass mit Cozmo zu spielen und sich mit ihm auseinanderzusetzen.

Einzig die fehlenden Sprachbefehle trüben das sonst sehr positive Bild von Cozmo. Könnte man Cozmo auch mit Sprachbefehlen steuern, würde dies die Attraktivität des smarten Roboters nochmals deutlich erhöhen. Ansonsten bekommt man einen sehr lebhaften, liebenswerten und witzigen Roboter, der nicht nur bei Kindern für langanhaltende Unterhaltung sorgt.

Bruno

Mag sich noch wer an das T-Mobile G1 erinnern? Tja, das war das allererste Android-Smartphone und ich hatte es damals importiert. Seither bin ich mit (kleinen) Unterbrüchen Android treu geblieben und schreibe mit grosser Leidenschaft darüber.

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