Huawei Mate 10 Pro im Test

Mitte Oktober hat der chinesische Hersteller Huawei das Mate 10 Pro offiziell präsentiert. Seit dem 20. November 2017 kann das neue Flaggschiff-Smartphone auch hierzulande zum Preis von knapp 800 Franken gekauft werden. Für knapp vier Wochen habe ich mich von meinem Samsung Galaxy S8+ verabschiedet und dafür das Huawei Mate 10 Pro im Alltag genutzt. Ob ich mein Galaxy S8+ in dieser Zeit vermisst habe? Nein, ehrlich gesagt nicht.

Das neue Mate 10 Pro will mit einem OLED-Display, einer starken Dual-Kamera mit Leica-Knowhow und einem eigenen KI-Prozessor (Neural Processing Unit / NPU) überzeugen. Die Eckdaten hören sich jedenfalls interessant an und werden grösstenteils einem aktuellen High-End-Smartphone gerecht. Werfen wir gleich einen Blick auf das Datenblatt:

Display: 6 Zoll AMOLED mit 2160 x 1080 Pixel (FullHD), HDR10-Support und Gorilla Glas 5
Prozessor/GPU: HiSilicon Kirin 970 Octa-Core (4x 2.36GHz Cortex-A73 + 4x 1.80GHz Cortex-A53), Mail G72 MP12 GPU
Speicher: 6 GB RAM, 128 GB interner UFS 2.1-Speicher
Betriebssystem: Android 8.0 Oreo mit EMUI 8.0 Benutzeroberfläche
Hauptkamera: Dualkamera 12 Megapixel-RGB und 20 Megapixel-Monochrom, f/1.6 Blende, Laser-AF, Kontrast-AF, OIS
Frontkamera: 8 Megapixel f/2.0
Verbindungen: USB Typ C (USB 3.1), Bluetooth 4.2, WLAN a/b/g/n/ac, A-GPS, GLONASS, BeiDou, NFC
Akku: 4000 mAh
Abmessungen: 154.2×74.5×7.9mm
Gewicht: 178 Gramm

Erster Eindruck, Design und Verarbeitung
Das Huawei Mate 10 Pro wird in einer edlen Verpackung ausgeliefert. Darin enthalten ist neben dem Smartphone ein Netzteil, ein USB Typ C-Ladekabel, ein USB Typ C-Adapter auf 3,5 mm Klinkenanschluss und ein Headset für den USB Typ C-Anschluss. Als kleine Beigabe befindet sich im Lieferumfang gleich auch eine passende Schutzhülle aus transparentem Silikon. Eine Displayfolie wird durch Huawei bereits standardmässig aufgeklebt. Weiterhin gibt es eine «Büroklammer», damit die SIM-Karte eingelegt werden kann, und die üblichen Kurzanleitungen.

Im letzten Jahr durfte ich bereits das Huawei Mate 9 unter die Lupe nehmen. Im Gegensatz zum Vorjahresmodell, setzt Huawei beim Mate 10 Pro auf eine Rückseite aus Glas. Die einen mögen darin einen Nachteil sehen, ich hingegen finde die Rückseite einfach schön! Klar, die Rückseite ist aufgrund des gewählten Materials deutlich stärker auf Fingerabdrücke anfällig, doch verleiht das Glas dem Mate 10 Pro einen sehr edlen und hochwertigen Touch. Hinzu kommt die Spielerei mit dem Streifen, welcher die Dual-Kamera auf der Rückseite gekonnt hervorhebt. Das ist zwar nur ein nettes Detail, hat mir persönlich aber ebenfalls sehr gut gefallen.

Die Frontpartie wird fast komplett vom sechs Zoll grossen AMOLED-Display eingenommen, bei dem Huawei nun auch auf das 18:9 Seitenverhältnis setzt. Huawei hat die Displayränder ober- und unterhalb des Displays gezielt minimiert. Übrig geblieben sind nur noch ein paar Millimeter Displayränder, was dem Gerät zusätzlich eine sehr edle Haptik verleiht. Der Home-Button mit Fingerabdrucksensor musste deshalb auf die Rückseite verlegt werden. Die Position ist im Gegensatz zum Samsung Galaxy S8(+), aber deutlich besser gewählt.

Der Gehäuserahmen aus Metall sowie die Glasrückseite und das Display sind leicht abgerundet. Dadurch liegt das Smartphone trotz der etwas rutschigen Glasrückseite gut in der Hand. Die Rückseite ist übrigens ebenfalls mit Gorilla Glas 5 vor Kratzern geschützt. Was die Verarbeitung angeht, zeigt sich das Mate 10 Pro von seiner Sonnenseite. Das Mate 10 Pro wirkt wie aus einem Guss, die Spaltmasse sind sehr gleichmässig gehalten. Ungewünschter Staub hat sich dort in den knapp vier Wochen nicht eingenistet.

Auf der rechten Seite des Gehäuserahmens verbaut Huawei die Lautstärke-Wippe und der geriffelte Power-Button. Auf der Rückseite ist wie erwähnt noch der Home-Button samt Fingerabdrucksensor verbaut. Alle verbauten Hardware-Tasten weisen einen angenehmen Druckpunkt auf. Auf der Unterseite gibt es dann noch den USB Typ C-Anschluss, die Lautsprecher und das Mikrofon. Ein 3,5mm Klinkenanschluss sucht man beim Mate 10 Pro hingegen vergebens, dafür legt Huawei einen Adapter bei. Als einer der wenigen Hersteller, verbaut Huawei weiterhin einen Infrarot-Sender in das Mate 10 Pro ein.

Das Huawei Mate 10 Pro ist nach IP67-Standard gegen Spritzwasser und Staub geschützt.

Display
Das Huawei Mate 10 Pro ist mit einem 6 Zoll grossen AMOLED-Display mit 18:9 Seitenverhältnis ausgestattet. Die Auflösung beträgt 2160 x 1080 Pixel, was eine Pixeldichte von 402 ppi (Pixel per Inch) entspricht. Im Gegensatz zu anderen Herstellern, verzichtet Huawei weiterhin auf QHD-Displays. Schlimm? Nein, nicht wirklich. Das AMOLED-Display kann auch so überzeugen. Inhalte werden scharf auf dem knapp sechs Zoll grossen Display dargestellt. Einen Unterschied zu meinem Samsung Galaxy S8+ mit QHD-Auflösung konnte ich bei einem normalen Abstand zum Display nicht feststellen. Wer hingegen VR-Inhalte auf seinem Gerät konsumieren möchte, muss sich nach einer Alternative mit QHD-Display umsehen.

Die Inhalte sind nicht nur scharf, dank der AMOLED-Technologie werden auch die Farben und Kontraste sehr kräftig dargestellt. Die Blickwinkelstabilität ist bedingt durch AMOLED ebenfalls 1A. Wem die Standard-Farbeinstellung des Displays nicht zu sagt, kann in den Einstellungen die Farben selber kalibrieren. Die Helligkeit erachte ich als gut, vor allem dann wenn die automatische Helligkeit aktiviert ist. Das Mate 10 Pro aktiviert dann automatisch die höchste Helligkeitsstufe, die man manuell gar nicht erreichen kann. Direkte Sonneinstrahlung kann dem Mate 10 Pro nichts anhaben. Das Display unterstützt zudem den HDR10-Standard, der in einem Demovideo einen guten Eindruck hinterlassen hat.

Und wie sieht es mit Einbrennen aus? Bis jetzt zeigte das Testgerät jedenfalls keinen Einbrenneffekt, auch bei den Navigationsbuttons nicht.

Hardware / Performance
Huawei setzt auf den hauseigenen SoC HiSilicon Kirin 970, der von grosszügigen 6 GB RAM und der Mali-G72 MP12 GPU unterstützt wird. Der neue Flaggschiff-SoC wird im 10-Nanometer-Verfahren gefertigt und besteht aus 4x 2.36GHz Cortex-A73 + 4x 1.80GHz Cortex-A53 Prozessoren. Damit sollte das Mate 10 Pro ohne Probleme eine starke Leistung an den Tag bringen. Doch tut es das auch?

Fangen wir mal mit der gefühlten Arbeitsgeschwindigkeit im Alltag an. Apps und Games öffnen sich auf dem Mate 10 Pro ohne Verzögerungen und gefühlsmässig sogar einen Zacken schneller als auf meinem Galaxy S8+. Allerdings muss ich hier erwähnen, dass ich das Galaxy S8+ seit der Inbetriebnahme im April nicht mehr zurückgesetzt habe. Erfahrungsgemäss wird Android nach einer längeren Nutzungszeit etwas langsamer.

Bei den Benchmarks AnTuTu und Geekbench 4 reicht es nicht ganz für an die Spitze. Im AnTuTu-Benchmark erreicht das Mate 10 Pro ca. 174’500 Punkte und im Geekbench 4 im Multi-Core-Test respektable 6750 Punkte. Damit hinkt es zwar etwas hinter dem Galaxy S8+ nach, im Alltag kann man davon aber wie bereits erwähnt, absolut nichts spüren. Grafikintensive Spiele wie Dead Trigger 2o der Asphalt 8 starten ohne Probleme und können mit maximaler Auflösung gespielt werden. Alles läuft ohne Ruckler und butterweich. Auch bei intensiven Spielesessions oder bei regelmässiger Durchführung der Benchmarks, hält sich die Wärmeentwicklung in Grenzen.

Bei der Präsentation des Mate 10 Pro hat Huawei ziemlich viel Zeit für die Vorstellung der sogenannten Natural Processing Unit (NPU) aufgewendet. Doch was steckt dahinter? Letztendlich soll der zusätzliche Chip dem Gerät eine künstliche Intelligenz verleihen. Der Chip analysiert durchgehend im Hintergrund das Nutzungsverhalten. Der NPU passt dann automatisch die Prozessorleistung dem Nutzungsverhalten an, womit einerseits die Arbeitsgeschwindigkeit und andererseits die Akkulaufzeit erhöht werden soll. Die vorinstallierte Übersetzungs-App von Microsoft, kann dank der NPU den gewünschten Text viel schneller übersetzen. Ob das stimmt? Ja, kann ich bestätigen, allerdings sprechen wir lediglich von 3-4 Sekunden unterschied zum Galaxy S8+. Der NPU kommt ebenfalls bei der Kamera-App zum Einsatz, mehr dazu im Abschnitt «Kamera».

Der interne Speicherplatz beläuft sich auf 128 Gigabyte, der allerdings nicht mit microSD-Karten erweitert werden kann. Insofern schön das Huawei nicht «nur» 64 GB verbaut hat, sondern gleich die 128 GB. Dafür kann das Mate 10 Pro einen Dual-SIM-Slot vorweisen, womit sich zwei LTE-SIM-Karten nutzen lassen.

Software
Das Huawei Mate 10 Pro wird ab Werk mit Android 8.0 Nougat und der eigenen Benutzeroberfläche EMUI 8.0 ausgeliefert. Damit gleicht Huawei die Version der Oberfläche an die von Android an, denn die Version 6 und 7 von EMUI gab es nie und wird es nie geben. Das Mate 10 Pro ist somit eines von wenigen Smartphones mit der (fast) aktuellsten Android-Version. Inzwischen ist ja bekanntlich schon Android 8.1 für die Google-Geräte verfügbar.

Auch wenn der Versionssprung von EMUI 5.0 auf 8.0 zumindest auf dem Papier gross ausfällt, hat Huawei nur wenige Änderungen vorgenommen. An dieser Stelle eine grosse Bitte an Huawei: Bitte wählt das nächste Mal ein anderes Standard-Theme aus. Vor allem die Icons sehen für meinen Geschmack einfach nicht schön aus. Immerhin lassen sich die Icons mit einem anderen Theme-Pack ersetzen oder man wählt gleich einen komplett anderen Launcher wie dem Nova Launcher aus.

Von Samsung kenne ich das Always-on-Display-Feature bereits und nutze es auch sehr gerne. Dank dem Always-on-Display werden Informationen wie die Uhrzeit, Datum oder Hinweise auf Benachrichtigungen bei ausgeschaltetem Display rudimentär angezeigt. Bei Huawei gibt es das jetzt auch, allerdings muss man das AOD-Feature zuerst in den Einstellungen aktivieren.

Das erweist sich als schwieriger als gedacht. Wieso? Man findet den Menüpunkt nur über Umwegen. Das AOD-Feature versteckt sich interessanterweise unter «Sicherheit & Datenschutz» und dort unter dem Menüpunkt «Immer Informationen anzeigen». Na da muss man auch zuerst draufkommen. Weiterhin bietet Huawei momentan noch sehr wenige Einstellungen für das AOD. Luft nach oben, ist jedenfalls noch vorhanden.

Generell muss man sich zuerst ein bisschen an EMUI gewöhnen. Vieles ist nicht dort, wo man es eigentlich erwartet. Ein weitereis Beispiel ist der Dark-Mode, mit dem der Hintergrund des Smartphones komplett schwarz dargestellt werden kann. Dieser befindet sich aber nicht etwa unter dem Menüpunkt «Anzeige», sondern bei den Akkueinstellungen. Ein weiteres Beispiel sind alle anderen Themes bzw. Designs, die gar nicht in den Einstellungen zu finden sind. Themes können zwar angepasst werden, jedoch gibt es dafür eine eigenständige App.

Zwar kann man innerhalb der Einstellungen nach bestimmten Funktionen suchen, allerdings muss man da den korrekten Suchbegriff eintippen. Also, irgendwie auch keine Hilfe. Das ist schade und ich finde, das Huawei Mate 10 Pro hätte eine bessere und vor allem logischer aufgebaute Oberfläche durchaus verdient. Möglicherweise wäre es an der Zeit auch einfach bei 0 anzufangen. In den letzten Jahren hat Huawei immer neue Funktionen in EMUI untergebracht, so langsam aber sicher fehlt einfach die Übersicht.

Ich möchte jetzt aber nicht alles schwarzmalen, das Mate 10 Pro bietet auch ein paar durchaus gelungene Funktionen. Da hätten wir mal den Splitscreen-Modus, mit dem ihr beispielsweise weiterhin das YouTube-Video anschauen und könnt und zeitgleich die erhaltene Nachricht in einem zweiten Fenster öffnen. Weiterhin erlaubt euch Huawei ausgewählte Apps zu klonen. Ihr könnt somit beispielsweise zwei WhatsApp-Konten auf eurem Gerät nutzen, was bei einem Dual-SIM-Smartphone zusätzlich Sinn ergibt. Ebenfalls ist der Nachtmodus wieder vorhanden, bei dem die Blautöne reduziert und somit die Augen geschont werden. Die Navigation-Bar kann übrigens mit dem Pfeil unten links minimiert werden, somit kann eine App das komplette Display ausnützen.

Erwähnen möchte ich noch Huawei Easy Projection. Damit lässt sich das Mate 10 Pro in Handumdrehen in einen Desktop-PC verwandeln. Dieses Feature kennen wir bereits von Samsung mit der DeX Docking-Station. Im Gegensatz zu Samsung, wird bei Huawei keine spezielle Docking-Station benötigt. Einfach das Gerät mit einem passenden Adapter (leider nicht im Lieferumfang enthalten) an einen HDMI-Bildschirm anschliessen und schon kann das Vergnügen losgehen. Dieses Feature habe ich nur kurz ausprobiert. So viel kann ich dazu sagen: Es funktioniert, wenn auch noch mit diversen Einschränkungen. Damit Easy Projection einen Desktop-PC komplett ersetzen könnte, müssten deutlich mehr Apps unterstützt werden. Wer hingegen hin und wieder auf einem grösseren Bildschirm surfen möchte, sollte damit ohne Probleme über die Runden kommen. Die Performance dabei war jeweils ohne Zweifel erhaben.

Neben der Microsoft Übersetzungs-App sind auf dem Mate 10 Pro diverse Apps von Drittherstellern installiert, sogenannte Bloatware. Im Gegensatz zu anderen Herstellern, lassen sich diese Apps komplett deinstallieren. Auch wenn der interne Speicherplatz üppig ausfällt, ist dies nur zu begrüssen.

Kamera
Huawei setzt im Mate 10 Pro wieder auf die bewährte Dual-Kamera-Technologie, die in Zusammenarbeit mit dem Kameraspezialisten Leica entstanden ist. Die Dual-Kamera besteht aus einem 20 Megapixel Monochrom- und einem 12 Megapixel-RGB-Sensor. Der Monochrom-Sensor ist nicht einfach als Spielerei mit an Bord, sondern übernimmt bei der Aufnahme eine wichtige Rolle. Der Monochrom-Sensor nimmt die Tiefeninformationen auf, kombiniert mit dem RGB-Sensor ergibt sich eine Verbesserung der Bildschärfe und der Belichtung. Zusätzlich sorgt der zweite Sensor für einen verbesserten Hybrid-Zoom (2-fach Zoom fast ohne Qualitätseinbussen). Beide Sensoren haben eine lichtempfindliche f/1.6 Blende verbaut, die auch bei schlechten Lichtverhältnisse für gute Fotos sorgen sollen.

In der Praxis funktioniert das äusserst gut. Sowohl bei schlechten Lichtverhältnissen, sogenannte Low-Light-Aufnahmen, als auch bei Schnappschüssen bei guten Lichtverhältnissen liefert das Mate 10 tolle Resultate. Einzig der Autofokus reagierte teilweise nicht so wie von mir gewünscht. Tippt man dann aber auf die gewünschte Stelle auf dem Display, wird der Fokus manuell korrekt gesetzt. Der optische Bildstabilisator verrichtete seinen Dienst einwandfrei. Im Vergleich zum Vorgängermodell, hat sich Huawei bei der Kamera deutlich steigern können. Das Mate 10 Pro hat definitiv die bisher beste Kamera verbaut, die ich in einem Huawei-Smartphone gesehen habe.

Dank dem NPU werden Szenen vor der Linse automatisch erkannt. Richte ich die Kamera beispielsweise auf eine Person, wechselt die Kamera in den Portrait-Modus, möchte ich mein Mittagessen fotografieren, wird das ebenfalls erstaunlich gut und schnell erkannt. Die verschiedenen Modi passen das Bild dann geringfügig an, die Farben meines Mittagessens sehen etwas kräftiger aus als bei einer normalen Aufnahme.

Ähnlich wie bei Sony, aber nicht ganz so leistungsfähig, könnt ihr mit der Kamera 3D-Fotos erstellen. Dafür müsst ihr das gewünschte Objekt einfach umkreisen, die Software übernimmt dann den Rest und stellt ein 3D-Fotos her. Neben der Möglichkeit 3D-Fotos zu erstellen, stehen weitere Modi zur Auswahl, darunter beispielsweise Lichtmalerei, Nachtaufnahme, Zeitlupe, Filter, Wasserzeichen oder Scanner (Text wird automatisch erkannt). Ebenfalls ist der gelungene HDR-Modus wieder mit dabei, dieser muss allerdings umständlich manuell aktiviert werden.

Videos können mit bis zu 4K-Auflösung aufgenommen werden, allerdings mit einer maximalen Bildrate von 30 fps und ohne optische Bildstabilisierung. Falls ihr Szenen mit schnellen Bewegungen aufnehmen wollte, empfehle ich die FullHD-Auflösung bei 60 Bildern pro Sekunde. Das sieht dann einfach etwas «geschmeidiger» aus als bei 4K-Videos. Die Bildqualität bei Videos, wie auch bei den Fotos, kann jedenfalls als sehr gut eingestuft werden.

Die Selfie-Cam löst mit 8 Megapixeln auf und kann so weit überzeugen. Natürlich, an die Bildqualität der Dual-Kamera kommt die Selfie-Cam nicht heran. Muss sie aber auch nicht, für Selfies reicht die Qualität vollends aus.

Connectivity / Sprachqualität
Das Huawei Mate 10 Pro unterstützt bereits LTE Cat. 18, womit theoretisch Downloads mit bis zu 1,2 Gbit/s möglich sind. Eine Rolle spielt LTE Cat. 18 bei den Netzbetreibern allerdings noch nicht, zumindest nicht in der Schweiz. Kein Netzbetreiber bietet aktuell eine so hohe Bandbreite über das Mobilfunknetz an. Swisscom hat im Sommer dieses Jahres immerhin schon mal angekündigt, dass an ausgewählten Standorten Geschwindigkeiten von bis zu 800 Mbit/s ermöglicht werden sollen. Die Empfangsqualität über das Mobilfunknetz würde ich subjektiv als gut einstufen.

WLAN wird nach den Standards a/b/g/n und ac unterstützt, dies sowohl in 2,4 und 5 GHz. Der WLAN-Empfang ist vergleichbar mit Konkurrenzmodellen und zeigte keine nennenswerten Schwächen. Bluetooth ist zwar vorhanden, läuft aber noch in der Version 4.2. Von einem aktuellen Flaggschiff-Smartphone, darf man bereits Bluetooth 5 erwarten. Weiterhin sind GPS, GLONASS und Beidou sowie NFC verbaut. Nochmals möchte ich auf den Infrarot-Sender im Mate 10 Pro hinweisen, womit sich mit der App Smart Coller allerlei an Geräte (Fernseher, Set-Top-Boxen, Kamera, DVD-Spieler, Klimaanlagen, usw.) fernsteuern lassen.

Die Sprachqualität ist einwandfrei und kann mit einer hohen Lautstärke überzeugen. Unangenehmes Rauschen während eines Gesprächs konnte ich bei mehreren Testgesprächen bei unterschiedlich gutem Empfang nicht feststellen. Laute Hintergrundgeräusche werden sehr gut herausgefiltert, so dass mich der Gesprächspartner jeweils gut verstanden hat. Über die Freisprechfunktion des Huawei Mate 10 Pro, lassen sich Gespräche dank der ziemlich lauten Lautsprecher sehr gut führen.

Akku
Der Akku bringt es auf eine Kapazität von 4000 mAh und kann per Schnellladetechnologie SuperCharge innerhalb von 30 Minuten von 0 auf ca. 50 Prozent geladen werden. Dafür muss allerdings zwingend das beigelegte Netzteil verwendet werden. Was hingegen nicht klappt, ist das kabellose Laden. Trotz Glasrückseite, unterstützt das Mate 10 Pro leider den Qi-Standard nicht. Schade.

Was die Akkulaufzeit angeht, wurde ich vom 4000 mAh Akku nicht enttäuscht. Mein Samsung Galaxy S8+ kann dem Mate 10 Pro in Puncto Akkulaufzeit definitiv nicht das Wasser reichen. Das Mate 10 Pro bringt es locker über einen Tag, auch wenn das Gerät verhältnismässig viel genutzt wird. Im Schnitt konnte ich das Gerät ca. 1,5 Tage nutzen, ohne es über den USB Typ C (USB 3.1) aufladen zu müssen. Daran könnte ich mich gewöhnen…

Das Fazit
Mit dem Mate 10 Pro hat Huawei in (fast) allen Bereichen eine Schippe draufgelegt. Die Qualität der Dual-Kamera hat sich gegenüber dem Vorgänger nochmals stark gesteigert. Die Stärken spielt die Kamera vor allem bei Low-Light-Situationen (bei Nacht) aus. Der zusätzliche NPU-Prozessor erkennt Szenen äusserst gut, die Unterschiede zu einer normalen Aufnahme fallen aber ziemlich niedrig aus.

Die Verarbeitungsqualität ist wie für Huawei gewohnt, auf einem sehr hohen Niveau. Die Anordnung und Gestaltung der Rückseite hat mir sehr zugesagt. Das Smartphone sieht sehr edel aus und fühlt sich auch so an. Alles in allem Trotz des knapp sechs Zoll grossen Displays und der Glasrückseite, liegt es erstaunlich gut in der Hand. Das Display selbst, löst zwar nicht mit QHD auf, weiss aber trotzdem zu überzeugen.

Der Kirin 970-SoC ist eine gelungene Weiterentwicklung seines Vorgängers. Leistungstechnisch kommt der SoC an den Snapdragon 835 und Exynos 8890 heran, übertrifft diese aber nicht. Die restliche Ausstattung ist auf Augenhöhe mit den aktuellen Flaggschiff-Smartphones. Der Arbeitsspeicher und interne Speicherplatz fällt üppig aus, allerdings kann der interne Speicher leider nicht erweitert werden. Es ist eines der ersten Smartphones mit LTE Cat. 18, dafür unterstützt es unverständlicherweise kein Bluetooth 5. Die KI bzw. der NPU ist ein Nice-to-have, aber einen wirklichen Nutzen konnte ich nicht feststellen.

Der Akku hält mit einer Kapazität von 4000 mAh locker einen kompletten Tag durch. Mein Wunsch an die anderen Hersteller: Verbaut ebenfalls einen solch grossen Akku in eure Top-Smartphones! Ist der Akku dann mal leer, lässt sich dieser dank SuperCharge auch blitzschnell wieder aufladen. Auf das kabellose Laden verzichtet Huawei leider wieder. Schade.

Den einzigen grossen Patzer leistet sich Huawei bei der eigenen Oberfläche. EMUI 8.0 hat zwar zahlreiche Funktionen, doch findet man diese meistens nicht dort, wo man sie eigentlich erwartet. Die Oberfläche wirkt fast schon ein bisschen zu vollgepackt. Eine etwas schlankere Oberfläche würde dem Mate 10 Pro gutstehen. Und nochmals eine grosse Bitte an Huawei: Bitte das nächste Mal ein anderes Theme bzw. Design wählen, das Standard-Design sieht für meinen Geschmack einfach nicht schön aus.

Lange Rede kurzer Sinn: Das Huawei Mate 10 Pro gehört zu den Top-Smartphones in diesem Jahr. Die positiven Aspekte übertrumpfen die Verbesserungsmöglichkeiten bei weitem. Erfreulich ist auch die Preisgestaltung von Huawei, während andere Hersteller Preises um die 1000 Franken für ihre Flaggschiffe verlangen, setzt Huawei den Preis unter 800 Franken an.

Bruno

Mag sich noch wer an das T-Mobile G1 erinnern? Tja, das war das allererste Android-Smartphone und ich hatte es damals importiert. Seither bin ich mit (kleinen) Unterbrüchen Android treu geblieben und schreibe mit grosser Leidenschaft darüber.

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