Wiko View2 Pro

Wiko View 2 Pro im Test – Dual-Kamera und Notch für unter 300 Franken

Der französische Hersteller Wiko hat auf dem Mobile World Congress die beiden Mittelklasse-Smartphones View2 und View2 Pro präsentiert. Seit wenigen Wochen sind beide Smartphones nun endlich in der Schweiz erhältlich.

Das View2 gibt es bereits zum Preis ab 189 Schweizer Franken, das etwas besser ausgestattete Pro-Modell gibt’s für 299 Schweizer Franken (Stand Ende Juli). Beide Smartphones haben eine Display-Notch und werden ab Werk mit Android 8.0 Oreo geliefert.

Für die letzten vier Wochen habe ich mein Daily-Driver Samsung Galaxy S8+ gegen das Mittelklasse-Smartphone Wiko View 2 Pro getauscht. Preislich liegen zwischen den beiden Smartphones Welten dazwischen. Technisch auch? Nun, auf den ersten Blick schon. Ob ich mein Galaxy S8+ während den vier Wochen vermisst haben und wie gut sich das View 2 Pro geschlagen hat, lest ihr auf den folgenden Zeilen.

Die technischen Daten des Wiko View 2 Pro

  • Display/Seitenverhältnis: 6,0 Zoll IPS HD+ (1528 x 720 Pixel), 19:9-Format, 282 ppi
  • Prozessor/GPU: Qualcomm Snapdragon 450 Octa-Core, Adreno 506
  • Speicher: 4 GB RAM, 64 GB interner Speicherplatz
  • Betriebssystem: Android 8.0 Oreo
  • Hauptkamera: 16 MP + 16 MP Weitwinkel
  • Frontkamera: 16 Megapixel f/2.0-Blende
  • Anschlüsse: microUSB 2.0, 3,5 mm Klinkenanschluss, microSD-Slot
  • Verbindungen: WLAN 802.11 b/g/n, Bluetooth 4.2, LTE (bis zu 300 Mbit/s), GPS / GLONASS
  • Dual-SIM: Ja (Hybrid-Slot)
  • Akku: 3000 mAh
  • Abmessungen: 153 x 72,6 x 8,3 mm
  • Gewicht: 189 Gramm

Wiko View 2 Pro

Lieferumfang, Design und Verarbeitung
Das Wiko View 2 Pro wird in einer nicht ganz so dezenten Verpackung ausgeliefert, die aber funktionell und typisch für Wiko gestaltet ist. In der Schachtel befindet sich neben dem Wiko View 2 Pro ein Netzteil mit passendem microUSB-Ladekabel, ein paar nicht allzu hochwertige Kopfhörer sowie die typischen Kurzanleitungen. Mehr liegt in der Schachtel nicht vor.

Ins Auge fällt die Vorderseite mit Display-Notch, die nun auch von Wiko entdeckt wurde und die Frontkamera beherbergt. Die Sensoren und Hörmuschel sind gleich oberhalb der Notch untergebracht. Das View 2 und View 2 Pro sind die ersten Smartphones des französischen Herstellers mit Displayaussparung. Im Gegensatz zum Apple iPhone X, weist das Wiko View 2 Pro unterhalb des Displays jedoch noch ein relativ dickes Kinn auf. An den Seiten des Displays gibt es zudem auch noch einen vergleichsweise dicken schwarzen Rand. Trotzdem verbaut Wiko auf einer Fläche von 153 x 72,6 mm gleich ein sechs Zoll großes Display.

Auf der Rückseite ist der Fingerabdrucksensor und die vertikal angebrachte Dual-Kamera mit LED-Blitz zu finden. Der Fingerabdrucksensor ist gut zu erreichen und auch blind zu „erfühlen“. Die Dual-Kamera ragt ein paar Millimeter aus dem Gehäuse heraus. Dadurch wackelt das Gerät auf einer ebenen Unterlage etwas und es könnten sich schnell sichtbare Kratzer bei der Dual-Kamera bemerkbar machen.

Auf der rechten Seite des Smartphones sind lediglich der Power-Button sowie die Lautstärke-Wippe zu finden. Die Tasten weisen einen erfreulich guten Druckpunkt auf. An der unteren Seite gibt es den microUSB-Anschluss, der irgendwie nicht so zum modernen Design passt. Schade hat Wiko nicht gleich auf den USB Typ C-Standard gesetzt. Dafür kann Wiko gelobt werden, dass sie nach wie vor auf der oberen Seite ein 3,5mm Klinkenanschluss verbauen.

Das Gehäuse des Wiko View 2 Pro besteht aus einem Metallrahmen und sowohl auf der Front- als auch Rückseite aus Glas. Das hinterlässt einen durch und durch hochwertigen Eindruck. Die Probleme von Glas kennen wir inzwischen nur zu gut: Fingerabdrücke sind extrem schnell ersichtlich und das Smartphone fühlt sich etwas „glitschig“ an.

Beim Übergang von Display zum Rahmen sowie auf der Rückseite vom Glas zum Rahmen, kann man dünne Spalten ausmachen. In genau diesen dünnen Spalten setzt sich schon nach kurzer Nutzungszeit leider Staub an, der nur schwer wieder dort daraus zu kriegen ist. Eine IP-Zertifizierung gegen Wasser- und Staub gibt es übrigens nicht.

Abgesehen von den nicht ganz so genauen Spaltmassen, hinterlässt das Wiko View 2 Pro einen durchwegs hochwertigen Eindruck.

Display
Wiko verbaut im View 2 Pro ein sechs Zoll großes IPS-Display im 19:9-Format und mit einer Display-Notch. Die Ecken sind abgerundet. Trotz einer Diagonale von sechs Zoll, löst das Display leider nur mit HD+ bzw. 1528 x 720 Pixeln auf. Das ergibt dann eine vergleichsweise niedrige Pixeldichte von nur 282 ppi.

Die niedrige Pixeldichte macht sich auch bei genauem hinsehen bemerkbar, denn es sind effektiv einzelne Pixel sichtbar. Hinzu kommt die etwas blasse Farbwiedergabe. Allerdings muss ich hier erwähnen, dass ich sonst ein Galaxy S8+ mit AMOLED-Display im Einsatz habe. AMOLED-Displays bieten deutlich knackigere Farben als LCD-Panels. Die Blickwinkelstabilität und Helligkeit gehen hingegen in Ordnung, können aber logischerweise nicht mit teureren Smartphones mithalten.

Kommen wir nochmals zur Notch. Die Notch fällt vergleichsweise schmal aus, dafür ragt sie mehr ins Display hinein. Kann man so machen, allerdings gibt es einen Haken. Wiko hat einfach die Benachrichtigungsleiste dicker gemacht. Das Resultat? Alle Inhalte werden dann einfach unterhalb der Notch angezeigt. Einen Vorteil ergibt sich daraus nicht, denn schlussendlich wird dort einfach viel „Fläche“ verschenkt.

In manchen, aber nicht in allen Apps wird in der Navigationsleiste ein Icon eingeblendet, womit sich die Darstellung etwas verkleinern lässt und der Bereich neben der Notch schwarz eingefärbt wird. Diese Funktion macht aus meiner Sicht nur dann Sinn, wenn man eine App im Querformat nutzt. Im Hochformat sehe ich ehrlich gesagt keinen Nutzen.

Beispielsweise bei der Musik-Wiedergabe wird die Fläche neben der Notch mehr oder weniger sinnvoll genutzt. Aber leider auch nur, wenn man sich nicht in einer App befindet. Wird eine App geöffnet, wird die Fläche einfach wieder Schwarz eingefärbt.

Ja, was soll ich sagen. Aus meiner Sicht ist die Notch bei Wiko einfach nicht durchdacht. Wahrscheinlich wollte man einfach ein Smartphone mit einer Notch auf den Markt bringen, weil es in „Mode“ ist. Einen Mehrwert sehe ich bei Wiko nicht – im Gegenteil. Wiko zeigt, wie man es nicht machen sollte.

Hardware, Performance und Benchmark
Im View 2 Pro kommt der Octa-Core-SoC Snapdragon 450 von Qualcomm in Kombination mit 4 GB Arbeitsspeicher zum Einsatz. Der interne Speicherplatz beläuft sich auf 64 Gigabyte, was in dieser Preisklasse eher unüblich ist und lässt sich überdies noch mit microSD-Karten erweitern.

Der Snapdragon 450-SoC gehört zwar definitiv nicht zu den schnellsten SoC’s von Qualcomm, doch war ich ehrlich gesagt angenehm überrascht über die Performance. Das System läuft flüssig, zu unerwünschten Ruckler und Denkpausen kam es während der Testperiode nicht. Dies dürfte auch am praktisch unveränderten Android 8.0 Oreo zu verdanken sein. Mehr zum Betriebssystem gibt’s dann bei Software.

Wer sein Smartphone hin und wieder zum gamen nutzen möchte, kann dies ohne Bedenken mit dem View 2 Pro tun. Allerdings werden grafikintensive Games nicht mit der höchsten Grafikqualität wiedergegeben, dafür wird ein flüssiges Spielerlebnis geboten.

Kommen wir noch noch zu den Benchmarks. Wenig überraschend hinkt das View 2 Pro bei den bekannten Benchmarks AnTuTu und GeekBench 4 meilenweit hinter den top platzierten Smartphones hinterher. Im AnTuTu wird eine Punktzahl von knapp 70’000 erreicht. Im GeekBench 4 resultiert im Single-Core-Test ein Wert von 772 und im Multi-Core ein Wert von 3968. Zum Vergleich: Ein Galaxy S9+ erreicht im AnTuTu-Benchmark fast 200’000 Punkte mehr. Im Alltag fällt dieser Unterschied definitiv nicht so frappant aus..

Software
Das Wiko View 2 Pro wird ab Werk mit Android 8.0 Oreo ausgeliefert und kommt erfreulicherweise praktisch ohne Anpassungen aus. Nur den Launcher hat Wiko vermutlich aufgrund der Notch leicht angepasst. Ich habe vor einiger Zeit mal ein Wiko U Feel in die Finger gekriegt, damals veränderte Wiko noch viele weitere Dinge am System.

Wiko View 2 Pro
Das View 2 Pro wird mit Android 8.0 Oreo ausgeliefert.

Bloatware, also bereits vorinstallierter Apps von Drittanbietern, gibt es erfreulicherweise keine. Natürlich sind alle Google-Apps bereits auf dem Gerät installiert. Zudem ist noch eine Hersteller-App namens WiLine vorinstalliert, die jedoch komplett deinstalliert werden kann.

Joa.. sonst gibt es nicht viel mehr zur Software zu sagen. Das View 2 Pro läuft mit einer mehr oder weniger aktuellen und unverändertem Betriebssystem flüssig.

Kamera
Im Wiko View 2 Pro ist eine Dual-Kamera mit zwei 16 Megapixel-Sensoren und f/1.75-Blende verbaut. Beim zweiten Sensor handelt es sich um ein Weitwinkel-Objektiv, mit dem sich wahlweise ein 120 Grad-Foto aufnehmen lässt. Unterm Strich bekommt man damit also mehr auf das Foto, was durchaus zutrifft. Jedoch wirken die Fotos teilweise etwas verzogen.

Wiko View 2 Pro
Die Kamera-App des Wiko View 2 Pro

Natürlich kann die Dual-Kamera des View 2 Pro nicht mit der Kamera des Galaxy S9+ verglichen werden. Bei guten Lichtverhältnissen liefert das Wiko-Smartphone aber durchaus gute Aufnahmen. Bei schlechten Lichtverhältnissen (Low-Light-Bereich) zeigen sich erwartete Schwächen, trotz der eher lichtempfindlichen f/1.75-Blende. Die Low-Light-Fotos weisen sichtbares Rauschen auf und sind nicht so „scharf“, können aber als „brauchbar“ betitelt werden.

Die 16 Megapixel-Frontkamera liefert bei guten Lichtverhältnissen ebenfalls gute Aufnahmen. Ganz anders sieht es bei Aufnahmen mit wenig Licht aus. Die Kamera liefert dann nur noch verrauschte Aufnahmen, die man nicht wirklich gerne auf sozialen Medien teilen möchte.

Ein paar Aufnahmen des Wiko View 2 Pro habe ich auf Google Fotos abgelegt.

Connectivity / Sprachqualität
Das Wiko View 2 Pro unterstützt LTE der Kategorie 6 mit bis zu 300 Mbit/s im Downstream. Wer auf schnelleres Internet angewiesen ist, muss sich also nach einer Alternative umsehen. An der Empfangsqualität gibt es hingegen nichts auszusetzen.

Abstriche muss man beim WLAN machen. Leider werden nur die Standards nach 802.11 b, g und n unterstützt. 5 GHz-WLAN-Netzte unterstützt das View 2 Pro nicht. Dafür sind GPS, NFC und Bluetooth 4.2 mit an Bord, auf Bluetooth 5 muss man in dieser Preisklasse (vorerst) noch verzichten. Aus welchem Grund auch immer, ist noch der „veraltete“ microUSB-Anschluss verbaut. Schade setzt Wiko nicht gleich auf USB Typ C. Ein 3,5mm Klinkenanschluss ist dafür dabei.

Die Sprachqualität kann als gut eingestuft werden, was mir auch von meinem Gesprächspartner bestätigt wurde. Das View 2 Pro hat ein zweites Mikrofon verbaut, womit Störgeräusche minimiert werden sollen. Das funktioniert nicht ganz so gut wie bei anderen Herstellern. In lauter Umgebung, wie beispielsweise am Bahnhof, konnte der Gesprächspartner die Hintergrundgeräusche wahrnehmen – wenn auch gedämpft.

Via verbauten Lautsprecher, lassen sich auch Gespräche über die Freisprechfunktion führen. Das gelingt gut, wobei die Lautsprecher eine nicht so besonders hohe Qualität liefern.

Akku
Das Wiko View 2 Pro hat einen 3000 mAh Akku verbaut, der bei mir knapp über den Tag reichte. Jedoch muss ich erwähnen, dass ich das View 2 Pro ziemlich intensiv genutzt habe. Ja, es ist Fussball-WM und ja ich schaute im Zug viel Fussball :-).

Damit ihr trotzdem einen ungefähren Wert habt, habe ich erstmals den Akku-Test von PCMark auf dem View 2 Pro ausgeführt. Mit einer Laufzeit von 9 Stunden und 39 Minuten liegt das View 2 Pro zwar auf keinem Spitzenplatz, aber hält sich im Vergleich zu anderen Smartphones ziemlich wacker.

Ist der Akku leer, benötigt das Wiko-Smartphone ca. 100 Minuten bis es von 0 auf 100 Prozent aufgeladen ist. Das können andere Smartphones bedeutend schneller. Trotz der Rückseite aus Glas unterstützt das Gerät leider kein Wireless Charging.

Fazit
Für 300 Schweizer Franken liefert Wiko ein Smartphone mit Ecken und Kanten ab. Das Design gefällt mir gut und die Verarbeitung fällt hochwertig aus. Trotz sechs Zoll Display ist das View 2 Pro ein kompaktes Smartphone geworden.

Die Display-Notch macht aus meiner Sicht aber nur wenig Sinn. Hinzu kommt die HD+-Auflösung, andere Smartphones bieten in dieser Preisklasse auch schon FullHD an. Minuspunkte sammelt sich Wiko für den microUSB-Anschluss und WLAN-Modul (nur 2,4 GHz).

Die Dual-Kamera kann überzeugen und liefert qualitativ hochwertige Aufnahmen ab. In der Preisklasse unter 300 Franken gibt es nur wenige Smartphones, die mit einer vergleichbaren Qualität punkten können. Ebenfalls kann positiv der große interne Speicherplatz von 64 GB hervorgehoben werden.

Bruno

Mag sich noch wer an das T-Mobile G1 erinnern? Tja, das war das allererste Android-Smartphone und ich hatte es damals importiert. Seither bin ich mit (kleinen) Unterbrüchen Android treu geblieben und schreibe mit grosser Leidenschaft darüber.

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