Nokia 7.1

Nokia 7.1 im Test – hochwertige Optik gepaart mit durchschnittlicher Leistung

In den letzten Monaten sind zahlreiche interessante Mittelklasse-Smartphones auf den Markt gekommen. Diese müssen sich teilweise auch gar nicht vor der High-End-Konkurrenz verstecken, was vor allem der grossen Konkurrenz zu verdanken ist. Aus China kommen immer wieder interessante, aber auch teilweise uninteressante Mittelklasse-Smartphones nach Europa.

Auf die umkämpfte Mittelklasse hat es auch das neue Smartphone Nokia 7.1 von HMD Global abgesehen. Mit einem Preis von aktuell ca. 315 Franken, sieht sich das Nokia 7.1 allerdings mit einer grossen Konkurrenz konfrontiert. Kann sich das Nokia 7.1 in der hart umkämpften Mittelklasse durchsetzen? Oder scheitert es an den zahlreichen China-Smartphones, die teilweise mehr bieten und günstiger zu haben sind?

Ich habe mir das Nokia 7.1 die letzten drei Wochen näher angeschaut und beantworte euch diese, und natürlich auch weitere Fragen, auf den folgenden Zeilen. Widmen wir uns zuerst den technischen Daten des Nokia 7.1 zu:

Die technischen Daten zum Nokia 7.1

  • Display/Seitenverhältnis: 5,8 Zoll mit 2280 x 1080 Pixel (IPS-Panel)
  • Prozessor/GPU: Qualcomm Snapdragon 636, Adreno 509
  • Speicher: 3 GB RAM / 32 GB Speicher oder 4 GB RAM / 64 GB Speicher
  • Betriebssystem: Android 9 Pie
  • Hauptkamera: 12 MP (f/1.8) + 5 MP (f/2.4)
  • Frontkamera: 8 Megapixel (f/2.0)
  • Anschlüsse: USB Typ C (USB 2.0), 3,5 mm Klinkenanschluss
  • Verbindungen: WLAN 802.11 a/b/g/n/ac (Dual-Band), Bluetooth 5.0, LTE Cat 6 (bis zu 300 Mbit/s), GPS / GLONASS, NFC
  • Dual-SIM: Ja und/oder microSD-Slot
  • Akku: 3060 mAh (Quick Charge 3.0)
  • Abmessungen: 149.7 x 71.18 x 9.14 mm
  • Gewicht: 160 Gramm

Nokia 7.1

Lieferumfang, Design und Verarbeitung
Im Lieferumfang befindet sich neben dem Smartphone, ein Netzteil samt USB Typ C-Kabel, ein paar 3,5mm-Kopfhörer, eine „Büroklammer“ zum Öffnen des SIM-Schachts und die typischen Kurzanleitungen. Eine Schutzhülle liegt nicht bei.

Das Nokia 7.1 hat „nur“ ein 5,8 Zoll Display verbaut, was sich direkt auf die Abmessungen auswirkt. Ich finde das Gerät ziemlich „kompakt“ gehalten, muss aber auch erwähnen, dass ich sonst hauptsächlich Geräte mit noch grösseren Displays im Einsatz habe. Vielleicht kommt mir das Nokia 7.1 auch deshalb ziemlich „kompakt“ vor. Die Notch würde ich jetzt nicht als so omnipräsent wie beim Pixel 3 XL bezeichnen, aber sie ist da. Störend ist sie nicht.

Nokia 7.1

Die Rückseite beherbergt die vertikal angeordnete Dual-Kamera und den direkt darunterliegenden Fingerabdrucksensor. Der Fingerabdrucksensor überzeugt mit einer schnellen Reaktionsgeschwindigkeit und in der Regel guten Erkennungsrate. Dank den leicht abgerundeten Seiten und dem vergleichsweise geringen Gewicht von 160 Gramm, schmiegt sich das Gerät gut in die Hand. Was ich jedoch schmerzlich vermisst habe ist eine LED-Benachrichtigung – die fehlt leider komplett. Ein Always-on-Display gibt es darüber hinaus auch nicht. Schade.

An der rechten Seite ist die Lautstärke-Wippe und der Power-Button angebracht, die beide aus Aluminium gefertigt sind. Das sind die einzigen physikalischen Tasten am Smartphone. Die Tasten sind fest verbaut und weisen einen guten Druckpunkt auf. Was dem Gerät leider fehlt ist eine IP-Zertifizierung. Das Nokia 7.1 ist also offiziell weder gegen Wasser noch Staub geschützt.

Das Gerät setzt keine neuen Trends was das Design anbelangt. Zurückhaltend, aber durchaus ansprechend würde ich es beschreiben. Die Materialien mit der Rückseite aus Glas und dem Rahmen aus Aluminium stimmen und verleihen dem Gerät insgesamt einen hochwertigen Eindruck – das bei einem Preis von ca. 315 Franken. Rein vom Design und der tollen Verarbeitung, könnte das Gerät definitiv in einer höheren Preisklasse angesiedelt sein.

Nokia 7.1

Display
Das IPS-LC-Display bringt es auf eine Diagonale von 5,8 Zoll bei einer Auflösung von 2280 x 1080 Pixeln und unterstützt sogar den HDR10-Standard. HDR10-Displays sucht man in dieser Preisklasse normalerweise vergebens. Wie inzwischen mehr oder weniger üblich, setzt HMD Global auch auf das länglich gezogene 19:9-Seitenverhältnis und auf eine Notch, die unter anderem die Frontkamera beherbergt.

Dank der hohen Pixeldichte von 430 ppi werden Inhalte auf dem Display scharf dargestellt. Die Farbwiedergabe ist gut bis sehr gut in dieser Preisklasse, ist für meinen Geschmack aber etwas „kalt“ kalibriert. Das macht sich mit einem leicht bläulichen Ton bemerkbar.

Leider lässt sich die Farbwiedergabe bzw. Farbwärme nicht nach den eigenen Wünschen anpassen, auch gibt es keine vordefinierten Farbprofile. Das ist nicht HMD Global verschuldet, sondern eine Einstellung die bei Android One schlichtweg fehlt. Ein Nachtmodus ist dafür mit an Bord.

Die Displayhelligkeit ist guter Durchschnitt, so dass das Gerät auch bei direkter Sonneneinstrahlung genutzt werden kann. Die Blickwinkelstabilität erachte ich dafür als richtig gut. Das Gerät kann ohne Probleme auch aus untypischen Blickwinkeln verwendet werden, ohne dass die Bildqualität arg darunter leidet.

Hardware, Performance und Benchmark
Im Nokia 7.1 kommt der Qualcomm Snapdragon 636 Octa-Core-SoC in Kombination mit der Adreno 509 Grafikeinheit (GPU) und wahlweise 3 oder 4 GB Arbeitsspeicher zum Einsatz. Intern trifft man auf einen internen Speicherplatz von 32 oder 64 Gigabyte, der sich mit einer microSD-Karte (max. 400 GB) erweitern lässt. Wer sich für die Variante mit 32 GB Speicherplatz entscheidet, hat nach der Einrichtung noch ca. 22 Gigabyte zur freien Verfügung.

Auch wenn im Nokia 7.1 kein High-End-SoC zum Einsatz kommt, darf man trotzdem gewisse Erwartungen an die Leistung des Smartphones haben. Diese werden grösstenteils erfüllt. Man muss sich aber bewusst sein, dass ein Smartphone dieser Preisklasse nicht mit den High-End-Geräten mithalten kann. Und so kommt es auch: Wer wie ich vorher ein High-End-Gerät genutzt hat, der wird sich auf die eine oder andere Denkpause des Nokia 7.1 einstellen müssen. Die halten sich jedoch noch in Grenzen.

Wer auf der Suche nach einem Gaming-Smartphone ist, der sollte sich nach einer Alternative umsehen. Einfache Games lassen sich ohne Probleme spielen – abgesehen von den Teils recht langen Ladezeiten. Bei grafikintensiven Games wie Asphalt 9 oder PUBG Mobile kommt es vermehrt zu sichtbaren Framedrops bzw. Rucklern. Das trübt den Spielspass.

In den Benchmarks resultieren mit dem Snapdragon 636 und dem eMMC-Speicher logischerweise keine Top-Werte. Trotzdem muss sich das Gerät vor der gleichwertigen Konkurrenz nicht verstecken. Im AnTuTu-Benchmark resultiert eine Punktzahl von ca. 116.200. Im Geekbench V4 gibt es im Single-Core 1323 Punkte und im Multi-Core immerhin knapp 4900.

Der Mono-Lautsprecher erreicht zwar eine gute Lautstärke, richtig toll hört sich dieser jedoch nicht an. Da gibt es definitiv bessere Vertreter in dieser Kategorie. Nun gut, ich persönlich habe mein Smartphone so oder so in der Regel stumm geschalten und Musik höre ich sowieso nicht über die verbauten Lautsprecher. Für Freisprechgespräche reicht die Leistung jedenfalls aus. Und wer will, kann natürlich über den vorhandenen 3,5mm Klinkenanschluss ein paar Kopfhörer anschliessen – mit einem deutlich besseren Sounderlebnis.

Software
HMD Global setzt auch beim Nokia 7.1 auf Android One. Das kann grundsätzlich als positiv gewertet werden, schliesslich gibt es eine Update-Garantie und Updates sollten relativ schnell verteilt werden. Die Vergangenheit hat aber auch gezeigt, dass dies eben nicht immer der Fall ist. Auch das Nokia 7.1 wurde aus mir unerklärlichen Gründen noch mit Android 8.1 Oreo ausgeliefert. Inzwischen steht das Update auf Android 9 Pie aber bereit.

Android One-Smartphones kommen mit praktisch unverändertem Stock-Android daher. Bloatware in Form von Drittanbieter-Apps gibt es auf dem Nokia 7.1 nicht. Der interne Speicherplatz wird also nicht noch unnötig mit Apps vollgemüllt, die man so oder so nicht gebrauchen kann.

Wer sich ein Android One-Smartphone holt, muss sich aber auch bewusst sein, dass die Geräte keine speziellen Features verfügen. Bei anderen Herstellern wird oft die aufgeblasene Software bemängelt, hin und wieder trifft man da aber auch gute Funktionen an. Genau diese „guten“ Funktionen fehlen dann auch beim Nokia 7.1 mit Android One. Eine Anpassung der Farbtemperatur hätte ich mir insbesondere beim Nokia 7.1 gewünscht – die gibt es bei Android One leider nicht.

Kamera
Mein Highlight vom Nokia 7.1 ist ohne Zweifel die Dual-Kamera mit ZEISS-Linsen. Sie besteht aus Sensoren mit 12 und 5 Megapixeln sowie einer f/1.8- bzw. f/2.4-Blende bei Pixelgrössen von 1,28 µm bzw. 1,12 µm. Der Zweitsensor dient für den Bokeh-Effekt und sammelt „nur“ die Tiefeninformationen.

So viel zu den technischen Daten der Dual-Kamera, doch was liefert sie im Alltag ab? Nun, für ein Gerät mit einem Preis von ca. 315 Franken eine ziemlich ordentliche Leistung. Die Aufnahmen bei guten Lichtverhältnissen gelingen insbesondere mit aktiviertem HDR-Modus richtig gut. Die Aufnahmen weisen eine gute Schärfe und realitätsgetreue Farben auf. Allerdings könnte der Kontrast bei einigen Aufnahmen etwas höher sein. Dank PDAF werden Fotos ziemlich schnell fokussiert.

Schwieriger gestalten sich Aufnahmen bei schlechten Lichtverhältnissen. Rauschen und bei schnellen Bewegungen Unschärfe, machen sich bemerkbar. Überraschend kommt das jetzt nicht. Wer brauchbare bis gute Aufnahmen bei Nacht haben möchte, muss tiefer in die Tasche greifen. Die üblichen Verdächtigen und deutlich teureren High-End-Smartphones Huawei Mate 20 (Pro), P20 Pro und Google Pixel 3 (XL) machen in diesen Situationen deutlich bessere Aufnahmen.

Videos können selbstverständlich mit dem Nokia 7.1 aufgenommen werden, dies sogar mit bis zu 4K-Auflösung. Einen optischen Bildstabilisator (OIS) gibt es nicht, dafür immerhin ein relativ gut funktionierender EIS (elektronischer Bildstabilisator). Der EIS kann Videos nur mit maximal FHD-Auflösung wirklich ausgleichen. Auch hier gilt: Gute Lichtverhältnisse resultieren in guten Videoaufnahmen, schlechte Lichtverhältnisse sorgen für grobkörnige Aufnahmen.

Auf der Vorderseite gibt es eine Kamera mit 8 Megapixeln und f/2.0-Blende. Kurz und bündig: Mit der Frontkamera lassen sich bei guten Lichtverhältnissen gute Selfies aufnehmen – inklusive Bokeh-Effekt.

Ein paar Beispielfotos der Kameras des Nokia 7.1 findet ihr direkt in dieser Galerie bei Google Fotos.

Konnektivität und Sprachqualität
Das Nokia 7.1 unterstützt LTE der Kategorie 6. Das resultiert in theoretischen Downloadgeschwindigkeiten von bis zu 300 Mbit/s und Uploadgeschwindigkeiten von bis zu 50 Mbit/s. Dank Hybrid-Slot lassen sich im Mittelklasse-Smartphone zwei SIM-Karten oder eine SIM-Karte und eine microSD-Karte nutzen. Die Empfangsqualität auf dem Sunrise-Netz lässt keine Kritik zu.

Bei der Sprachqualität lässt sich HMD Global nicht lumpen. Der Gesprächsteilnehmer konnte mich auch in lauter Umgebung (Bahnhof) gut verstehen. Auch ich habe den Gesprächsteilnehmer am anderen Ende der „Leitung“ klar und deutlich verstehen können. Alles gut also. VoLTE wird übrigens von Haus aus unterstützt.

Das Nokia 7.1 unterstützt die WLAN-Standards a, b, g, n und ac (Dual-Band). Einzig die 2 x 2 MIMO-Unterstützung fehlt dem Smartphone leider. Die Übertragungsgeschwindigkeiten sind gut, aber etwas langsamer als bei aktuellen Spitzen-Smartphones. Dafür kann die WLAN-Empfangsqualität überzeugen.

Mit an Brod sind zudem Bluetooth 5.0 und NFC (Near Field Communication). Dank NFC kann das Nokia 7.1 auch beispielsweise mit Google Pay genutzt werden – sofern dieser in eurem Land offiziell unterstützt wird. In der Schweiz ist dies leider weiterhin nicht der Fall.

Akku
Im Nokia 7.1 verbaut HMD Global einen 3060 mAh Akku, der die Schnellladetechnologie Quick Charge 3.0 unterstützt. Von 0 auf 100 Prozent dauert der Ladevorgang über den USB Typ C-Anschluss ungefähr zwei Stunden. Kabellos lässt sich das Nokia 7.1 nicht aufladen, HMD Global verzichtet vermutlich aus Kostengründen auf Qi-Wireless-Charging.

Die Akkulaufzeit ist ordentlich, setzt aber keine neuen Massstäbe. Mit anderen Smartphone wie dem Pocophone F1 habe ich deutlich bessere Laufzeiten bei gleicher Nutzung erreicht. Allerdings hat das Pocophone F1 einen deutlich grösseren 4000 mAh Akku verbaut.

In meinem Fall nutze ich das Smartphone vor allem für Netflix, Musik-Streaming, E-Mail-Sync (Push) und hin und wieder eine Runde Asphalt 9. Ca. einen Tag Nutzung geht klar, mehr wird dann bei mir schon eher grenzwertig.

Fazit
Das Nokia 7.1 ist ein kompaktes und hochwertig verarbeitetes Smartphone.Optisch gefällt mir das Smartphone richtig gut. Dank Android One dürfen sich Käufer zudem auf (relativ) schnelle Updates und auf eine Update-Garantie von zwei Jahren auf Major-Updates freuen.

Technisch kann das Gerät vor allem dank der guten Dual-Kamera überzeugen. Im Preissegment um die 300 Franken liefert das Nokia 7.1 eine wirklich gute Kamera ab, die jedoch bei schlechten Lichtverhältnissen stark abnimmt. Hervorzuheben ist auch das gute Display mit HDR10, wobei es für meinen Geschmack etwas zu „kalt“ kalibriert ist.

Die Leistung des Snapdragon 636 geht in Ordnung, setzt aber keine neuen Massstäbe. Hier und da muss man sich auf kleinere Denkpausen einstellen, die vor allem bei einem Wechsel von einem High-End-Smartphone auffallen. Im Alltag stören diese Denkpausen aber nicht allzu sehr.

Kurz gesagt: Für ca. 300 Franken liefert HMD Global mit dem Nokia 7.1 ein ausgewogenes und gutes Smartphone ab.

Bruno

Mag sich noch wer an das T-Mobile G1 erinnern? Tja, das war das allererste Android-Smartphone und ich hatte es damals importiert. Seither bin ich mit (kleinen) Unterbrüchen Android treu geblieben und schreibe mit grosser Leidenschaft darüber.

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