Nokia 8.1

Nokia 8.1 im Test – Unauffällig, aber gut!

Mit dem Nokia 8.1 hat HMD Global im Dezember ein neues Highend-Mitteklasse-Smartphone vorgestellt, welches ein paar Wochen zuvor in China und Indien schon als Nokia X7 bzw. Nokia 7.1 Plus auf den Markt kam. Lange wurde vermutet, dass HMD Global das Nokia X7 ebenfalls auch in Europa als Nokia 7.1 Plus vermarkten wird – was sich als falsch erwiesen hat.

Bisher war die Nummer bzw. die Bezeichnung „8“ den „Flaggschiff-Smartphones“ von HMD Global vorbehalten – wobei weder das Nokia 8 noch das Nokia 8 Sirocco (zum Testbericht) waschechte Flaggschiff-Smartphones darstellten. Zurück zum Nokia 8.1.

Die Ausstattung ist in der gehobenen Mitteklasse angesiedelt, was anhand des verbauten SoC’s festgestellt werden kann. Der Snapdragon 710 positioniert sich zwar unter dem Snapdragon 845 bzw. 855, mietet aber mehr Leistung als ein Snapdragon 660. Gepaart mit einem interessanten Preis, könnte sich das Nokia 8.1 zu einem Geheimtipp mausern. Tut es das auch?

Die letzten Wochen hat mich das Nokia 8.1 im Alltag begleitet. Wie gut sich das Highend-Mittelklasse-Smartphone geschlagen hat, erfährt ihr auf den folgenden Zeilen. Zuerst werfen wir wie üblich ein Blick auf das Datenblatt:

Die technischen Daten zum Nokia 8.1

  • Display / Seitenverhältnis: 6,18 Zoll mit 2280 x 1080 Pixel (IPS-Panel) / 19:9-Format
  • Prozessor/GPU: Qualcomm Snapdragon 710, Adreno 616
  • Speicher: 4 GB RAM / 64 GB Speicher
  • Betriebssystem: Android 9 Pie (Android One)
  • Hauptkamera: 12 MP (f/1.85) + 13 MP
  • Frontkamera: 20 Megapixel (f/2.0)
  • Anschlüsse: USB Typ C (USB 2.0), 3,5 mm Klinkenanschluss
  • Verbindungen: WLAN 802.11 a/b/g/n/ac (Dual-Band), Bluetooth 5.0, LTE Cat 6 (bis zu 300 Mbit/s), GPS / GLONASS, NFC
  • Dual-SIM: Ja und/oder microSD-Slot
  • Akku: 3500 mAh (Quick Charge 3.0)
  • Abmessungen: 154,8 x 75,8 x 8 mm
  • Gewicht: 180 Gramm

Nokia 8.1

Lieferumfang, Design und Verarbeitung
Im Lieferumfang befindet sich neben dem Nokia 8.1, ein Netzteil inklusive passendem USB Typ C-Kabel, ein paar 3,5mm-Kopfhörer, eine “Büroklammer” zum Öffnen des SIM-Schachts und die typischen Kurzanleitungen. Eine Schutzhülle gibt es bei der gehobenen Mitteklasse von HMD Global nicht.

Ein paar Wochen zuvor habe ich bereits das Nokia 7.1 unter die Lupe nehmen dürfen. Optisch sehen sich die beiden Smartphones ziemlich ähnlich, wobei das Nokia 8.1 etwas grösser ausfällt und dementsprechend mit 180 Gramm auch ein höheres Gewicht aufweist. Der schicke Rahmen aus Metall orientiert sich dann wiederum am Verkaufsschlager Nokia 7 Plus.

Auf der Vorder- und Rückseite setzt HMD Global auf Glas, wie praktisch jeder Hersteller inzwischen. Den Punkt mit den Fingerabdrücken ist auch beim Nokia 8.1 ein Thema. Und ja, Glas ist etwas „flutschig“, eine Schutzhülle kann hier Abhilfe schaffen. Ansonsten liegt das Gerät aber richtig gut in der Hand, was dem 2,5D-Glas zuzuschreiben ist.

Nokia 8.1

Die Vorderseite nimmt grösstenteils das 6,18 Zoll grosse Display ein. Eine Notch ist vorhanden, wie auch ein Kinn unten. Die Ecken des Displays sind abgerundet und die Ränder links und rechts relativ schmal gehalten. Insgesamt ein Design, welches sich bei vielen anderen Herstellern auch schon behauptet hat.

Auf der Rückseite befindet sich mittig angebracht die Dual-Kamera, die ein paar Millimeter aus dem Gerät herausragt und mit dem ZEISS-Branding daherkommt. Direkt darunter befindet sich ein klassischer Fingerabdrucksensor, der mit einer erfreulich schnellen Reaktionszeit glänzen konnte.

Die Tasten (Power-Button + Lautstärke-Wippe) auf der rechten Seite weisen einen angenehmen Druckpunkt auf und sind fest Metalrahmen untergebracht. Die Verarbeitung enttäuscht nicht. Die Verwendung von Glas und Metall fühlen sich und sehen hochwertig aus. Unregelmässige Spaltmasse zwischen dem Rahmen und der Vorder- bzw. Rückseite konnte ich nicht ausmachen. Kurz: Verarbeitung auf Top-Niveau!

Das Nokia 8.1 ist ein Mix aus dem Nokia 7.1 und dem Nokia 7 Plus vom vergangenen Jahr. Das ist keineswegs schlecht gemeint. Die Designsprache von HMD Global gefällt mir ganz gut und kann als „dezent“ bzw. „zurückhaltend“ eingestuft werden. Vielleicht ist es auch genau das, was mich am Design anspricht.

Nokia 8.1

Display
HMD Global verbaut ein 6,18 Zoll grosses IPS-LC-Display mit 19:9 Seitenverhältnis und mit einer Auflösung von 2280 x 1080 Pixeln. Das resultiert dann in einer Pixeldichte von 408 Pixel per Inch. Geschützt wird das Display übrigens von Corning Gorilla Glas 3 gegen Kratzern und Stössen. Wie schon der kleine Bruder Nokia 7.1, unterstützt das Nokia 8.1 den HDR10-Standard.

Das Display hinterlässt einen eher unauffälligen Eindruck, was nicht negativ gemeint ist. Es besticht mit guten Farben und Helligkeit von bis zu 500 candela (gem. Hersteller). Das Display kann also auch bei direkter Sonneneinstrahlung gut abgelesen werden. Ebenfalls gut kann die Blickwinkelstabilität gewertet werden. In anderen Worten: Auch bei seitlicher Betrachtung können Inhalte noch gut abgelesen werden.

Leider lässt sich die Farbwiedergabe bzw. Farbwärme nicht nach den eigenen Wünschen anpassen, auch gibt es keine vordefinierten Farbprofile. Das ist nicht HMD Global verschuldet, sondern eine Einstellung die bei Android One schlichtweg fehlt. Ein Nachtmodus ist dafür wieder mit an Bord.

Nokia 8.1

Hardware, Performance und Benchmark
Wie schon weiter oben erwähnt, setzt HMD Global auf den Qualcomm Snapdragon 710, der in der gehobenen Mittelklasse angesiedelt ist. In Kombination mit den 4 GB RAM Arbeitsspeicher und der Adreno 616 GPU, sollte der SoC eigentlich für alltägliche Aufgaben und fürs Gamen gewappnet sein. (By-the-way: Es gibt ebenfalls eine Version mit 6 GB RAM, die scheint in der Schweiz aber nicht erhältlich zu sein.)

Und das tut er auch. Im Alltag sorgt der SoC für eine sehr angenehme Arbeitsgeschwindigkeit. Kurze Denkpausen gönnt sich der SoC sehr, sehr selten und nur dann, wenn sich entweder sehr viele Apps im Zwischenspeicher befinden oder eine rechenintensive App ausgeführt bzw. gestartet wird. Ansonsten läuft das Nokia 8.1 absolut ruckelfrei und sehr flüssig. Das ist dem nahezu schnörkellosen Android One zu verdanken.

Gamen mit dem Nokia 8.1 stellt zumindest aktuell kein Problem dar. Die von mir getesteten Games konnten ohne Probleme gespielt werden, darunter war der Arcade-Racer Asphalt 9 und der Shooter PUPB Mobile. Beide Games konnte ich ruckelfrei mit den höchsten Grafikeinstellungen spielen.

Noch vor nicht allzu langer Zeit hätte der Snapdragon 710 im AnTuTu-Benchmark mit einem Score von ca. 175.000 die Top-Listen aufgemischt. Inzwischen sind wir aber schon bei 300.000 und mehr Punkten angelangt. Ähnliches ergibt sich beim Geekbench V4:

Nokia 8.1 Geekbench

HMD Global verbaut einen internen Speicherplatz von 64 Gigabyte, der sich um weitere 400 GB mit einer passenden microSD-Karte erweitern lässt. Der Mono-Lautsprecher erreicht eine dezente Qualität. Ich vermute mal, dass HMD Global hier denselben Lautsprecher wie im Nokia 7.1 einsetzt – beide hören sich nicht gerade berauschend an.

Besser hören sich dafür die mitgelieferten Kopfhörer an, die sich an der 3,5 mm Klinke betreiben lassen.

Nokia 8.1

Software
Ausgeliefert wird das Nokia 8.1 ab Werk mit Android 9 Pie. Mit einer Sicherheitspatch-Ebene von Januar 2019 ist das Gerät ziemlich aktuell gehalten. Das ist so oder so einer der Stärken von den Nokia-Smartphones. Wer nicht so viel Geld für ein Pixel-Gerät ausgeben möchte, aber trotzdem (mehr oder weniger) schnelle Updates wünscht, sollte Nokia definitiv in Betracht ziehen.

Das Nokia 8.1 ist Android One zertifiziert. Damit erhalten Käufer eine Update-Garantie von zwei Jahren auf Major-Updates und drei Jahren auf Sicherheitspatches. Android One-Smartphones werden grösstenteils ohne Bloatware ausgeliefert, was auch beim Nokia 8.1 der Fall ist. Es gibt nur sehr wenige Hersteller-Apps auf dem Gerät, der Rest ist stark an Stock-Android angelegt.

Wer gerne am System etwas herumspielt, könnte ziemlich schnell an die Grenzen von Android One stossen. Es gibt kaum Spielereien wie wir es von Herstellern wie Huawei oder Samsung kennen. Dafür rennt das System und kommt ohne Ballast in Form von unnützen Features und Apps daher. So gesehen muss jeder für sich entscheiden, was ihm an einem Smartphone wichtig ist.

Nokia 8.1

Kamera
Auf der Rückseite verbaut HMD Global eine Dual-Kamera, die sich aus einem 12 und 13 Megapixel-Sensor zusammensetzt. Der Hauptsensor kann auf einen optischen Bildstabilisator zurückgreifen, der sich bei Aufnahmen unter schweren Lichtverhältnissen und Videoaufnahmen bemerkbar macht. Der zweite Sensor mit 13 Megapixel sammelt die Tiefeninformationen, welche dann wiederum für den Bokeh-Effekt (unscharfer Hintergrund) genutzt werden.

Die Aufnahmen bei optimalen Lichtverhältnissen sind gut bis sehr gut. Die Aufnahmen weisen kräftige Farben und einen erfreulich hohen Detailgrad auf – auch bei Makroaufnahmen. Der bereits erwähnte Bokeh-Effekt gelingt mit der Dual-Kamera ganz gut und wies im Test keine gröberen Darstellungsfehler auf. Insgesamt liefert die Dual-Kamera mit schnellem PDAF bei optimalen Lichtverhältnissen gute Ergebnisse ab.

Wie im Prinzip nicht anders zu erwarten war, zeigt das Nokia 8.1 bei Low-Light-Situationen sichtbare Schwächen. Bei Aufnahmen mit wenig Licht macht sich teils starkes Rauschen bemerkbar und die Schärfe geht folgerichtig verloren. Immerhin lässt etwas mehr mit dem aktivierten HDR-Modus aus den Aufnahmen herausholen.

In dieser Kategorie trennt sich nach wie vor die Spreu vom Weizen. Nur die Top-Smartphones erreichen momentan bei schlechten Lichtverhältnissen passable bis gute Resultate. Ob sich das in absehbarer Zeit ändert, werden wir dann sehen. Xiaomi hat mit dem Redmi Note 7 schon mal einen interessanten Kandidaten auf den Markt gebracht.

Für Freunde von Selfies steht ein 20 Megapixel-Sensor mit f/2.0-Blende zur Verfügung. Die Frontkamera reicht für Schnappschüsse aus, kann aber nicht mit sonderlich knackigen Farben punkten. Der Bokeh-Effekt (Live-Portrait) lässt sich auch mit der Frontkamera anwenden. Da keine zweite Kamera verbaut ist, wird der Effekt durch die Software umgesetzt – was so weit auch ganz gut klappt.

Apropos Software: HMD Global bietet einen ziemlich grossen Funktionsumfang in der Kamera-App an. Durch die vielen Funktionen, wirkt die App überladen und unübersichtlich. Weniger ist manchmal mehr.. 🙂

Kamera-App Nokia 8.1
Ziemlich viele Icons in der Kamera-App..

Ein paar Beispielfotos der Kameras des Nokia 8.1 findet ihr direkt in dieser Galerie bei Google Fotos.

Konnektivität und Sprachqualität
Das Nokia 8.1 unterstützt LTE der Kategorie 6. Das resultiert in theoretischen Downloadgeschwindigkeiten von bis zu 300 Mbit/s und Uploadgeschwindigkeiten von bis zu 50 Mbit/s. Dank Hybrid-Slot lassen sich im Mittelklasse-Smartphone zwei SIM-Karten oder eine SIM-Karte und eine microSD-Karte nutzen. Die Empfangsqualität auf dem Sunrise-Netz lässt keine Kritik zu.

Die Sprachqualität ist wiederum auf einem hohen Niveau, wie auch schon beim Nokia 7.1. Bei einem Testgespräch in lauter Umgebung (Bahnhof Bern), konnte mich der Gesprächspartner ohne Probleme verstehen. Auch ich habe den Gesprächsteilnehmer am anderen Ende der “Leitung” klar und deutlich verstehen können. Alles gut also. VoLTE wird übrigens ebenfalls von Haus aus unterstützt.

Das Nokia 7.1 unterstützt die WLAN-Standards a, b, g, n und ac (Dual-Band). Die Übertragungsgeschwindigkeit und die WLAN-Empfangsqualität sind auf einem guten Niveau. Mit an Bord sind zudem Bluetooth 5.0, GPS und NFC (Near Field Communication). Dank NFC kann das Nokia 8.1 beispielsweise mit dem Bezahldienst Google Pay genutzt werden – sofern dieser in eurem Land offiziell unterstützt wird. In der Schweiz ist dies leider weiterhin nicht der Fall.

Akku
Das Nokia 8.1 hat einen 3500 mAh Akku verbaut, der offensichtlich genau richtig proportioniert ist. Jedenfalls hat mich der Akku trotz reger Nutzung ohne Probleme über den Tag gebracht. Abends um ca. 22.00 Uhr zeigte mir das Smartphone einen Restakku von immerhin 30 Prozent an. Alles in allem bin ich über die Laufzeit positiv überrascht. Andere Smartphones wie das Galaxy S8 geben bei mir deutlich früher den „Geist“ auf.

Ist der Akku dann mal leer, lässt sich dieser relativ flott aufladen. In ca. 90 Minuten ist der Akku von 0 auf 100% aufgeladen. Bei anderen Herstellern geht der Schnellladevorgang allerdings etwas schneller, was aber nur ein kleines Manko ist. In der Regel werden Smartphones so oder so über Nacht geladen, weshalb das im Prinzip gar nicht auffällt. Was dafür auffällt, ist das fehlende Wireless-Charging.

Nokia 8.1

Fazit
HMD Global macht mit dem neuen Smartphone nicht wirklich viel falsch, im Gegenteil. Das Nokia 8.1 macht vieles richtig gut. Ich denke da insbesondere an die tolle Akkulaufzeit, Top-Verarbeitung und für die Preisklasse gelungene Dual-Kamera (inkl. OIS!). Dank dem Bekenntnis zu Android One, dürfen sich Käufer zudem über eine gute Update-Politik freuen – die bei HMD Global bis jetzt als durchaus vorbildlich bezeichnet werden kann!

Kurz gesagt: Das Nokia 8.1 ist ein richtig gutes Midrange-Smartphone geworden, das mit einem attraktiven Preis und einer attraktiven Ausstattung überzeugen kann. Der Preis wird sich in den nächsten Wochen noch etwas nach unten korrigieren, spätestens dann mausert sich das Nokia 8.1 zu einem kleinen Geheimtipp!

Bruno

Mag sich noch wer an das T-Mobile G1 erinnern? Tja, das war das allererste Android-Smartphone und ich hatte es damals importiert. Seither bin ich mit (kleinen) Unterbrüchen Android treu geblieben und schreibe mit grosser Leidenschaft darüber.

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