Samsung Galaxy A80

Samsung Galaxy A80 im Test: Das Schwergewicht mit der rotierenden Kamera

Ziemlich genau 20 Tage begleitete mich das Samsung Galaxy A80 im Alltag und ja, es ist zweifelsohne ein Android-Smartphone der aussergewöhnlicheren Sorte. Grund dafür ist die automatisch ausfahrbare und zusätzlich rotierende Kamera. Sie stellt eines der Highlights des Smartphones dar. Ein weiteres Highlight ist unbestritten das riesige 6,7 Zoll Full Vision-Display.

Eins sei hier schon mal erwähnt, das Galaxy A80 ist alles andere als ein Leichtgewicht. Die Masse von 165 x 76,5 x 9,3mm sind hingegen trotz gigantischem Display recht kompakt, dennoch richtet sich das Smartphone vor allem an Menschen, die gerne grosse Smartphones nutzen. Untypisch ist dafür das sehr hohe Gewicht von 220 Gramm! Ein Vergleich: Das Samsung Galaxy S10+ bringt lediglich 175 Gramm auf die Waage.

Doch warum ist das Smartphone so schwer? Am Akku kann es nicht liegen, denn dieser ist mit einer Kapazität von 3700 mAh nicht überdimensioniert. Ausschlaggebend für das hohe Gewicht sehe ich vielmehr in der Mechanik, die hinter der automatisch ausfahrbaren und rotierenden Kamera steckt. Sie sorgt dafür, dass die Kamera aus dem Gehäuse fährt und sich auf die Vorderseite dreht.

Samsung Galaxy A80: Die rotierende Kamera funktioniert tadellos

Die rotierende Kamera funktioniert bei mir bislang tadellos, benötigt aber mit ca. 2 Sekunden fürs Ausfahren gefühlt etwas lange. Im Netz kursiert das eine oder andere Video, in dem die Mechanik nicht mehr korrekt arbeitet. Das kann ich so nicht bestätigen. Wie gesagt, bei meinem Test-Gerät lief während gut 20 Tagen alles wie geschmiert.

Die rotierende Kamera in Aktion.

Allerdings arbeitet die Mechanik nicht ganz leise, im Gegenteil. Man hört sehr gut, wenn die Kamera ausfährt und sich ausrichtet. Die Mechanik macht grundsätzlich einen stabilen Eindruck, es gibt aber ein ganz anderes Problem. Rund um die ausfahrbare Kamera setzt sich extrem schnell und viel Staub an. Kann man ja wegwischen, könnte man sagen, nur ist das fast nicht möglich bzw. extrem schwer zu bewerkstelligen.

An der Verarbeitung kann ich hingegen absolut nichts beanstanden. Die ist wie von Samsung gewohnt auf einem sehr hohen Niveau. Auf der Vorder- und Rückseite kommt das gehärtete Glas von Corning zum Einsatz. Der Rahmen besteht aus Metall. Das fühlt sich alles sehr hochwertig an und trotz des hohen Gewichts, liegt das Gerät dank stark abgerundeter Rückseite angenehm in der Hand.

Keine Bixby-Taste mehr – und niemand vermisst sie

Die Bixby-Taste ist beim Galaxy A80 übrigens nicht vorhanden, wie auch nicht beim kommenden Galaxy Note 10(+). Rechts haben wir den Power-Button und links gibt es die Lautstärke-Wippe. Der Fingerabdrucksensor wandert unters Display, arbeitetet im Vergleich zum Huawei P30 Pro aber äusserst gemächlich. Oder anders ausgedrückt: Er ist lahm. Die Erkennungsrate ist nicht schlecht und +/- auf dem Niveau der Konkurrenz. Eine Alternative in Form der Gesichtserkennung (Face-Unlock) gibt es nicht.

Das 6,7 Zoll grosse FHD+ AMOLED-Display ist eine Augenweide. Es gibt weder eine „störende“ Notch, noch ein Loch im Display (Punch-Hole). Die Südkoreaner gehen noch einen Schritt weiter und verzichten auch gleich auf eine klassische Ohrmuschel. Wie beispielsweise beim Huawei P30 Pro, setzt auch Samsung das Display als Audioquelle ein. Alles in allem sieht die Vorderseite mit dem fast randlosen Design beeindruckend aus.

Geladen wird das Galaxy A80 via USB Typ C-Anschluss, der an der Unterseite des Smartphones zu finden ist. Dort ist darüberhinaus der SIM-Schacht (Dual-SIM), ein Mikrofon und ein Lautsprecher verbaut. Einen microSD-Slot zwecks Speichererweiterung lässt Samsung aus welchem Grund auch immer leider weg. Ebenfalls nicht vorhanden ist ein 3,5 mm Klinkenanschluss.

Darf ich vorstellen, der neue Selfie-König: Samsung Galaxy A80

Das Galaxy A80 hat drei Kamerasensoren verbaut, wir sprechen also von einer Triple-Kamera. Bei der Hauptkamera kommt der Sony IMX586-Sensor mit 48 Megapixel in Verbindung mit einer nicht ganz so lichtsensitiven f/2.0-Blende zum Einsatz. Der zweite Sensor mit 8 Megapixel und f/2.2-Blende ist für die Weitwinkelaufnahmen besorgt. Der dritte im Bunde ist ein sogenannter ToF-Sensor (Time of Flight), dieser kümmert sich zuverlässig um die Tiefeninformationen auf dem Foto. Genau dasselbe Setting kommt dank rotierender Kamera folgerichtig auch für Selfies zum Einsatz.

Die Fotos die ich bisher gemacht habe, überzeugen bei guten Lichtverhältnissen mit einer natürlichen Farbdarstellung und ausreichend vielen Details. Die Weitwinkelaufnahmen fallen im Vergleich ab, sie liefern weniger Details und weisen auch keine so hohe Schärfe auf. Bei Nacht trennt sich dann die Spreu vom Weizen. Oder anders gesagt, das Galaxy A80 kann in keinster Weise mit den „Nacht-Spezialisten“ wie dem Pixel 3 (XL) und P30 Pro mithalten.

Dafür darf sich das Galaxy A80 als „Selfie-König“ bezeichnen. Mir ist bisher keine „Selfie-Kamera“ untergekommen, die es mit dem Galaxy A80 mithalten kann. Weitwinkel? Check! 4K-Videos? Check! ToF-Sensor für einwandfreien Tiefeneffekt (Bokeh)? Check! Ja, all das und mehr unterstützt die Kamera, dank der rotierenden Kamera. Wer also viel Wert auf Selfies legt, der dürfte Gefallen am Samsung-Smartphone finden.

Ein paar Beispielfotos findet ihr in der Galerie bei Google Fotos.

Chipsatz: Kein Exynos, sondern Snapdragon 730

Noch ein paar Worte zur Leistung hinsichtlich der Geschwindigkeit. Ausnahmsweise setzt Samsung auch in Europa nicht auf das Eigengewächs Exynos, sondern greift auf den gehobenen Mittelklasse-SoC Qualcomm Snapdragon 730 zurück. Derselbe Chipsatz setzt beispielsweise Xiaomi beim deutlich preiswerteren Mi 9T (ab ca. 399 Franken in der Schweiz) ein.

Mit einem aktuellen Verkaufspreis von knapp 650 Franken, erwarte ich ehrlich gesagt etwas mehr Leistung . Das will nicht heissen, dass das Galaxy A80 grundlegende Leistungsprobleme hätte. Nein, ganz und gar nicht. Alltägliche Anwendungen laufen auf dem Mittelklasse-Smartphone einwandfrei. Auch das System läuft flüssig, Ruckler oder längere Denkpausen gibt es selten.

Wer hingegen eine „Gaming-Maschine“ sucht, der ist mit dem Galaxy A80 falsch bedient. Das Mittelklasse-Smartphone kann zwar jedes von mir getestete Android-Game im Google Play Store wiedergeben, bei der Framerate (FPS) muss man insbesondere bei grafikintensiven Spielen wie PUBG Mobile oder Asphalt 9  Abstriche machen.

Und was ist mir sonst noch aufgefallen?

  • Schlechte Sprachqualität: Samsung verzichtet auf eine klassische Ohrmuschel, das Display dient quasi als Audioquelle. Gibt es so beispielsweise beim Huawei P30 Pro und da ist die Sprachqualität okay. Das trifft jedoch nicht auf das Galaxy A80 zu. Der Gesprächspartner hört sich ziemlich blechern an.
  • Kein Stereo: Stereo-Lautsprecher gibt es aufgrund der fehlenden Ohrmuschel nicht. Der einzig verbaute Lautsprecher sorgt für eine durchschnittliche Klangqualität.
  • Akkulaufzeit bescheiden: In puncto Akkulaufzeit glänzt das schwere Smartphone nicht. Als Power-User komme ich knapp, aber wirklich sehr knapp über den Tag hinweg.
  • Schnelles Laden: Immerhin lässt sich der Akku mit 25 Watt relativ flott laden. Konkret: Von 0 auf 100% werden ca. 1 1/2 Stunden benötigt. Geht bei Mitbewerbern aber schon schneller, klar.
  • Always-on-Display (AOD): Hat es und kann wie bei Samsung gewohnt nach dem eigenen Gusto angepasst werden.
  • Benachrichtigungs-LED: Ist nicht vorhanden und hätte wahrscheinlich auch nirgends mehr Platz gehabt. Dank AOD-Displays aber für mich nicht so tragisch.
  • Face-Unlock: Gibt es nicht.
  • Gestensteuerung, ja aber..: Ein paar Worte zur Gestensteuerung. Samsung hat sich die Mühe gemacht eine eigene Gestensteuerung zu integrieren. Google’s „Stock-„Lösung unter Android 9 Pie, die auch nicht perfekt ist, kann nicht aktiviert werden. Mit aktivierter Gestensteuerung wird der Balken unten mit den Bedienelementen ausgeblendet, folgerichtig gibt es mehr Display. Es gibt bei Samsung drei Wischgesten, die sich jeweils von unten nach oben ausführen lassen. Nicht sehr „fortschrittlich“.

Fazit zum Samsung Galaxy A80

Von perfekt ist das Galaxy A80 doch noch ziemlich weit entfernt, hier und da hätte ich mir für den hohen Preis doch etwas mehr erhofft. Aber: Mit dem Galaxy A80 zeigt sich Samsung (endlich) wieder einmal von seiner innovativen Seite. Das habe ich bei Samsung in der letzten Zeit bzw. Jahren vermisst.

Die rotierende Kamera ist im Grunde genommen eine tolle Idee und sorgt in jeder Runde für einen „Wow-Effekt“. Ganz ausgereift ist die Mechanik dahinter aber nicht. Der Vorgang, bis die Kamera einsatzbereit ist, nimmt gefühlt etwas zu viel Zeit in Anspruch – das sollte etwas „effizienter“ funktionieren. Dass die Mechanik ein Magnet für Staub darstellt, lässt sich nicht ändern. Auch nicht, dass der Staub nur mühsam gereinigt werden kann.

Mit dem Galaxy A80 spricht Samsung letztendlich eine relativ kleine Zielgruppe an: Selfie-Liebhaber. Wer darauf den Fokus legt, der könnte mit dem (wirklich schweren) „Selfie-König“ von Samsung glücklich werden. Alle anderen finden auf dem Markt bessere Alternativen. Für ein paar Franken mehr, gibt es beispielsweise mit dem Galaxy S10 das deutlich bessere Gesamtpaket.

Bruno

Mag sich noch wer an das T-Mobile G1 erinnern? Tja, das war das allererste Android-Smartphone und ich hatte es damals importiert. Seither bin ich mit (kleinen) Unterbrüchen Android treu geblieben und schreibe mit grosser Leidenschaft darüber.

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