Technik

Nokia 7.2 im Test – Solides Gesamtpaket in schönem Gewand

Bereits im September hat HMD Global das Mittelklasse-Smartphone Nokia 7.2 in den Farbvarianten Charocal und Cyan Green in der Schweiz lanciert. Seit wenigen Wochen gibt es das Nokia-Smartphone zudem in der Farbvariante „Ice“ (Eis bzw. Weiss/Silber). Für das Nokia 7.2 verlangen die Finnen aktuell ca. 280 Franken (Stand November 2019).

Damit bewegt sich das Nokia 7.2 in einem hart umkämpften Preissegment. Vor allem die chinesischen Hersteller bieten in diesem Preissegment viel Smartphone. Können die Finnen mit dem Nokia 7.2 mit der starken Konkurrenz mithalten oder sogar übertreffen? Das und mehr beantworte ich euch auf den nächsten Zeilen.

Keine Lust den ganzen Testbericht zum Nokia 7.2 durchzulesen? Dann kann ich dir ein Blick auf das Fazit (ganz am Schluss) und auf die Stärken und Schwächen empfehlen. Dort findest du alles kurz und knackig (mehr oder weniger) zusammengefasst.

Nokia 7.2 in Cyan Green ist ein Eye-Catcher

Bevor wir uns mit all den technischen Finessen des Nokia 7.2 auseinandersetzen, möchte ich zuerst einmal ein Blick auf die äußeren Werte werfen. Die Vorderseite mit der relativ dezenten Waterdrop-Notch und dem breiten Rahmen (vor allem das Kinn mit dem Nokia-Schriftzug ist breit) sieht jetzt nicht wirklich besonders oder beeindruckend aus. Er dürfte für meinen Geschmack ruhig etwas schlanker sein.

Ein Eye-Catcher ist dafür für mich die Farbvariante Cyan Green, die auf der Rückseite zur Geltung kommt. Ich war sehr erfreut, dass mir HMD Global das Nokia 7.2 in dieser Farbe überlassen hat. Die Farbe mit dem leichten Metallic-Effekt sieht nicht nur auf den Pressebildern richtig gut aus, sondern ist auch im Alltag ein regelrechter Eye-Catcher. Wer eine etwas dezentere Farbe bevorzugt, wählt das Modell in Charocal (Schwarz).

Nokia 7.2
SIM-Slot und die Google Assistant-Taste

Nokia setzt auf der Vorder- und Rückseite auf Gorilla Glas 3, das an den Seiten auf 2,5D abgerundet ist. Bei der Rückseite setzt Nokia auf satiniertes Glas, das ein mattes Finish besitzt. Vorteil davon: Fingerabdrücke sind auf dieser Oberfläche kaum zu sehen. Leider gibt es aber auch einen wesentlichen Nachteil: Die Rückseite ist noch rutschiger als „Standard“-Glas.

Die drei Kameras inkl. LED-Blitz sind trendig auf der Rückseite in einer kreisrunden Optik eingefasst. Sie ragt zwar ein paar Millimeter aus dem Gehäuse heraus, dennoch kippt das Smartphone nicht weg. Unterhalb der Kamera, befindet sich der klassische Fingerabdrucksensor, mit dem sich das Smartphone so nebenbei erwähnt ziemlich flott entsperren lässt.

Nokia 7.2
Kamera ragt ein paar Millimeter aus dem Gehäuse heraus.

Der Rahmen, der entgegen meiner Erwartung nicht aus Aluminium gefertigt ist, sondern, wie HMD Global angibt, aus Polymer-Verbundwerkstoff, ist in Grün gehalten. Das verwendete Material fühlt sich dann auch mehr nach Kunststoff als nach Metall an. Das ist nicht weiter tragisch und hat sogar den Vorteil, dass das Gerät dadurch sogar etwas griffiger in der Hand liegt.

Um den Rahmen befinden sich rechts der Power-Button und die Lautstärke-Wippe. Für den Power-Button hat sich Nokia noch etwas ausgefallenes ausgedacht. Er ist nicht nur Power-Button, sondern zugleich auch Benachrichtigungs-LED. Ein länglicher Streifen im Power-Button leuchtet bei einer eingehenden Benachrichtigung in Weiss auf. Das sieht einfach geil aus – sorry für den Ausdruck.

Lautsprecher und USB-C-Anschluss

An der linken Seite gibt es eine gesonderte Google Assistant-Taste, die sich „offiziell“ nur deaktivieren, aber nicht neu belegen lässt. Alle physische Tasten haben leichten Spielraum und weisen einen etwas schwammigen Druckpunkt auf. Da bin ich mir besseres gewöhnt. An der Unterseite befindet sich ein Lautsprecher und ein USB-C-Anschluss. Oben gibts noch ein klassischer 3,5 mm Klinkenanschluss.

Ach ja, ein SIM-Slot ist natürlich beim Nokia 7.2 auch vorhanden. Je nach Modell unterstützt das Smartphone zwei SIM-Karten (nano) + eine microSD-Karte. Nokia verzichtet auf einen sogenannten Hybrid-Slot und verbaut also gleich drei Slots für SIM und microSD-Karte ein. Positiv, so muss man sich nicht für oder gegen eine Speichererweiterung entscheiden.

Bei der Verarbeitung gibt es nichts auszusetzen. Erstaunlich, was Smartphone-Hersteller generell inzwischen in puncto Verarbeitung in der Preisklasse von unter 300 Franken liefern.

Nokia 7.2
Insgesamt ein gutes Display

Display: Kein AMOLED, dafür mit PureDisplay

HMD Global verbaut (vermutlich) aus Kostengründen im Nokia 7.2 kein AMOLED-Display, sondern ein LCD-Panel mit einer Diagonale von 6,3 Zoll bei einer FHD+ Auflösung und Unterstützung für HDR10. Das resultiert in einer Pixeldichte um die 400 PPI und damit in einer durch und durch scharfen Darstellung der Inhalte auf dem Bildschirm.

Durch die Software-Funktion „PureDisplay“ werden SDR-Inhalte in HDR hochskaliert. Dabei werden Farben, Kontrast und Helligkeit des Bildschirms automatisch angepasst. In der Praxis kann ich einen Unterschied feststellen, wenn auch nur ein geringfügiger. Auf Wunsch lässt sich auch der Weissabgleich automatisch anpassen.

Insgesamt bietet das ein gutes Display mit guten Kontraste und eine genügend hohe Helligkeit. Die automatische Helligkeitsregelung ist jedoch ein graus und regelt insbesondere in geschlossenen Räumen oftmals zu stark herunter. Die Blickwinkelstabilität geht für ein LC-Display in Ordnung, kann aber wenig überraschend nicht mit AMOLED-Displays mithalten.

An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass inzwischen andere Hersteller, wie beispielsweise OPPO beim Reno2 (zum Testbericht) oder auch Reno2 Z (zum Testbericht), auch in diesem Preissegment auf AMOLED-Panels umgestiegen sind.

Nokia 7.2

Solide Quad-Kamera, mit Schwächen bei der Ultra-Weitwinkelkamera

Die Triple-Kamera auf der Rückseite setzt sich aus einem 48 Megapixel Isocell-GM1-Sensor von Samsung mit f/1.8-Blende und PDAF, einer 8 Megapixel Ultra-Weitwinkelkamera mit f/2.2-Blende und einem zusätzlichen 5 Megapixel-Sensor für die Tiefenaufnahmen zusammen. Für Selfies steht eine 20 Megapixel-Kamera mit f/2.0-Blende in der Waterdrop-Notch bereit.

Bei der 48 Megapixel-Kamera und der 20 Megapixel-Frontkamera setzt Nokia auf die sogenannte Pixel-Binning-Technologie. Damit werden quasi vier Pixel in ein grosses Pixel zusammengefasst. Aus 48 Megapixel bzw. 20 Megapixel, ergeben sich dann 12 bzw. 5 Megapixel-Aufnahmen. Nokia verzichtet leider komplett auf eine optische Bildstabilisierung (OIS), weshalb vor allem bei schwierigen Lichtverhältnissen ein sehr ruhiges Händchen vorausgesetzt wird.

Fotos die unter guten Lichtbedingungen und mit dem Hauptsensor geschossen werden, sind passabel bis gut und weisen hohen Details auf. Teilweise hatte ich aber den Eindruck, dass die Kamera-KI nicht immer die vorteilhafteste Entscheidung für das gewählte Motiv trifft. Sie sorgte beispielsweise für ein deutlich zu übersättigtes Foto oder schärft es zu stark nach.

Auf diesem Foto wird vor allem das Gras links zu stark von der KI eingefärbt.

Bei schwierigen Lichtverhältnissen nimmt die Qualität der Aufnahmen rapide ab. Das überrascht in dieser Preisklasse grundsätzlich nicht. Ein Nachtmodus ist zwar vorhanden, der liefert grundsätzlich brauchbare Ergebnisse – solange man die Fotos auf dem Smartphone anschaut. Schaut man sich die Aufnahmen auf einem grösseren Ausgabegerät an und zoomt etwas, wirken die Fotos matschig und wenig detailreich.

Eine kleine Enttäuschung für mich ist der Ultra-Weitwinkelsensor. Er fällt im Vergleich zur Hauptkamera auch bei guten Lichtverhältnissen ab. Die Fotos weisen deutlich weniger Details auf und wirken insgesamt deutlich kühler als die Aufnahmen der Hauptkamera. Immerhin lässt sich im Pro-Modus, in dem man die meisten Einstellungen manuell vornehmen kann, noch etwas mehr aus der Kamera herausholen. Die wenigsten dürften sich aber wirklich damit befassen wollen.

Nokia bietet ein paar Spielereien in der Kamera-App an. Es gibt beispielsweise den Dual-Modus (Bothie), mit dem sowohl die Hauptkamera als auch die Selfie-Kamera ein Foto machen. Dabei kommt dann ein sogenanntes Bothie heraus. Ebenfalls lassen sich Bild-in-Bild-Fotos machen oder verschiedenste Filter (Beauty, ZEISS, usw..) anwenden. Insgesamt überzeugt der Umfang der Kamera-App.

Ein paar Beispielaufnahmen habe ich euch hier im Album bei Google Fotos abgelegt.

Hardware und Ausstattung: Leistung reicht aus, mehr aber nicht

Im Nokia 7.2 verbaut Nokia den etwas in die Jahre gekommene Qualcomm Snapdragon 660 Octa-Core-Prozessor, der je nach Modell von 4 oder 6 GB RAM Arbeitsspeicher sowie wahlweise 64 oder 128 GB interen Speicherplatz flankiert wird. Der Speicherplatz kann dank Triple-Slot auch dann erweitert werden, wenn die Dual-SIM-Funktion genutzt wird.

Die Leistung des Snapdragon 660 reicht im Alltag gerade so aus. Das System lässt sich dabei grösstenteils flüssig bedienen, was auch dem schlanken Android One zu verdanken ist. Bei vielen geöffneten Apps und bei Multitasking, gönnt sich das Nokia 7.2 hier und da kleinere Denkpausen. Zudem dauert das Öffnen der Apps teilweise ungewohnt länger.

Etwas eng wird es bei grafikintensiven Games. Ja, das Nokia 7.2 ist definitiv kein Gaming-Smartphone und eine hohe Framerate in Spielen, wie Asphalt 9 oder PUBG Mobile, sollte man nicht erwarten. Die eher bescheidenen Gamerqualitäten werden auch von den Benchmarks bestätigt. Das Nokia 7.2 gerät gegen vergleichbare Mitbewerber in der gleiche Preisklasse teilweise stark ins Hintertreffen.

Das Nokia 7.2 unterstützt LTE Cat 6 (Down: 300Mbps / Up: 50Mbps). Die Empfangsleistung auf dem Netz von Sunrise war stets gut. Wi-Fi wird  mit 2,4 und 5 GHz Standard unterstützt. Weiterhin gibt es Bluetooth 5.0 mit Unterstützung für den Audio-Codec aptX. GPS, GLONASS & Co. stehen für eine genaue und relativ schnelle Positionsbestimmung zur Verfügung. Erfreulich: Ein NFC-Modul ist vorhanden. Das Gerät unterstützt somit das kontaktlose Bezahlen, beispielsweise via Google Pay.

[tie_index]Akku[/tie_index]

Akku – 3500 mAh reichen, 10 Watt etwas langsam

Der Akku bietet eine Kapazität von 3500 mAh. Im Vergleich zu Mitbewerbern in dieser Preisklasse, geht das noch grad in Ordnung. Der Trend geht aber eher in Richtung 4000 mAh und mehr. Grundsätzlich sind damit relativ gute Laufzeiten von bis zu zwei Tagen möglich. Wer das Smartphone intensiv nutzt, muss aber spätestens gegen Abend wieder an die Steckdose.

Und da bleibt es dann auch gut zwei Stunden, bis der Akku wieder vollgeladen ist. Der Akku lässt sich mit maximal 10 Watt aufladen. Ja, da bin ich mir mit den 40 Watt vom Huawei P30 Pro definitiv Besseres gewohnt. Aber okay, zwischen dem P30 Pro und dem Nokia 7.2 liegen dann auch ein paar 100 Franken Preisunterschied. Wireless-Charging (Qi) gibt es bei Nokia in dieser Preisklasse leider nicht.

[tie_index]Stärken und Schwächen[/tie_index]

Nokia 7.2: Das ist mir sonst noch aufgefallen

  • Die Sprachqualität kann im Test überzeugen, sowohl bei guter als auch schlechter Empfangsleistung.
  • Lauter, aber qualitativ schlechter Lautsprecher an der Unterseite.
  • Ab Werk wird das Nokia 7.2 mit Android 9 Pie ausgeliefert. Dank Android One sollte das Update auf Android 10 nicht allzu lange auf sich warten lassen.

Nokia 7.2: Die Stärken und Schwächen auf einen Blick

Stärken

  • tolle Verarbeitung, schöne Farbe (Türkis)
  • gutes Display
  • gute Akkulaufzeit
  • Triple-Kamera
  • Android One (mit Update-Garantie!)
  • Triple-Slot (2x SIM + 1 microSD nutzbar)
  • 3,5 mm Klinke
  • NFC

Schwächen

  • Prozessor nicht mehr aktuell
  • keine IP-Zertifizierung (offiziell nicht gegen Wasser und Staub geschützt)
  • kein Wireless-Charging
  • Ultra-Weitwinkelsensor so lala

Nokia 7.2: Das Fazit

Ich habe das Nokia 7.2 nun gut drei Wochen als Daily-Driver genutzt. Es ist ein sehr schönes Android-Smartphone, vor allem in der Farbvariante in Türkis (Cyan Green). Mit kleinen Sachen, wie der Benachrichtigungs-LED im Power-Button, kann man mich sofort begeistern. Ja, das sieht richtig scharf aus und darf so gerne von anderen Herstellern „übernommen“ werden. Generell weiss das Design zu gefallen.

Auch das Display hinterlässt einen guten Eindruck. Die Leistung geht in Ordnung, wobei ich mir einen etwas aktuelleren Prozessor gewünscht hätte. Vor allem bei Multitasking und grafikintensiven Games, stösst der Snapdragon 660 an seine Grenzen. Die Triple-Kamera kann im Alltag überzeugen, so lange man sie bei guten Lichtverhältnissen nutzt und auf den Ultra-Weitwinkelsensor verzichten kann.

Das Nokia 7.2 ist ein solides Android-Smartphone, das dank Android One ein pures Android-Erlebnis ermöglicht und oben drauf auch regelmässige Updates bekommt. Zusammengefasst: Wer keine allzu hohen Erwartungen an die Leistung und die Kamera hat, ein tolles Design und Stock-Android schätzt, und nicht zu viel Geld ausgeben möchte, sollte sich das Nokia 7.2 näher anschauen.

Ein Kommentar zu “Nokia 7.2 im Test – Solides Gesamtpaket in schönem Gewand

  1. RePao sagt:

    Besten Dank für den Test unabhängig davon hab ich mir ein 7.2 angelacht, und bin recht zufrieden damit, aber leider nicht das was mein Lumia mal war 😉

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