Technik

Nvidia Shield TV 2019 im Test – Video-Streaming auf Höchstniveau

Ende Oktober hat Nvidia gleich zwei neue Streaming-Boxen präsentiert. Zum einen die “normale” Shield TV 2019 mit rundum neuen Design und zum anderen die Shield TV Pro 2019 in klassischer Optik. Beide neuen Shield TVs laufen wie die Vorgänger mit Android TV. Neu wird Dolby Atmos sowie Dolby Vision unterstützt und haben den leistungsstarken Tegra-X1+ Prozessor verbaut.

Ins Auge sticht vor allem die Shield TV 2019, welche gegenüber den Vorgänger und dem aktuellen Pro-Modell, eine ganz neue Optik erhalten hat. Nvidia war so freundlich und hat uns diese Version für diesen Testbericht überlassen. An dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön dafür!

Shield TV 2019

Röhrenförmige Optik erinnert an eine Powerbank

Die Shield TV erinnert mich auf den ersten Blick an eine runde Powerbank, die eine Zeit lang oft als Werbegeschenk verteilt wurden. Kaum zu glauben, dass sich in diesem runden mattschwarzen Zylinder eine vollwertige und obendrauf leistungsstarke Streaming-Box befindet. Über das Design lässt sich bekanntlich streiten, mich stört die runde röhrenförmige Optik jedenfalls nicht. Und so unter uns: Die Box verschwindet in der Regel ja sowieso in einem TV-Möbel oder diskret hinter dem Fernseher.

Die Shield TV bietet an der Unterseite den Anschluss für das Netzteil und einen Gigabit-Ethernet-Anschluss. Gegenüberliegend befindet sich der HDMI 2.0b-Anschluss mit CEC, ein microSD-Slot zwecks unkomplizierter Speichererweiterung und einen Reset-Button. Was in dieser Aufzählung fehlt, ist ein USB-Anschluss. Diesen habe ich nicht etwa vergessen, nein, Nvidia verzichtet beim normalen Modell darauf. Dieser ist dem Pro-Modell vorbehalten.

Drahtlos versteht sich die Streaming-Box mit Wi-Fi 802.11ac im Dual-Band (2,4 und 5 GHz) und Bluetooth 5.0 LE. Damit wird sichergestellt, dass ohne Probleme weiteres Zubehör mit der Streaming-Box drahtlos verbunden werden kann. Übrigens: Falls ihr, wie ich, ein „altes“ Shield TV-Gamepad herumliegen habt, könnt ihr dieses natürlich auch mit der neuesten Ausgabe nutzen.

Apropos Gamepad: Nvidia verkauft die aktuelle Shield TV nur mit der runderneuerten Fernbedienung. Ein Gamepad muss, sofern man die Box zum Gamen nutzen möchte, optional dazu gekauft werden. Generell fällt der Lieferumfang etwas spärlich aus. Neben der Streaming-Box und der Fernbedienung, ist nur das Netzteil enthalten. Nicht einmal ein passendes HDMI-Kabel gibt es dazu. Das darf man bei einem Preis von über 170 Franken meiner Meinung nach allerdings erwarten.

Shield TV 2019

Eine Liebeserklärung an die neue Fernbedienung

Ich hab mich nun sechs Jahre mit der alten Fernbedienung (ja, die mit Akku) abgemurkst. Es war eine Hassliebe! Warum? Ich fand die Fernbedienung nicht ergonomisch und die berührungsempfindlichen Flächen machten selten was ich wollte. Ach ja, aufgrund der flachen Bauweise ist sie immer wieder einmal in einer Sofaritze verschollen. Okay zugegeben, das liegt jetzt nicht direkt an der Fernbedienung – obwohl..

Doch mit all dem ist dank der neuen Fernbedienung Schluss! Ja, die Fernbedienung für die aktuelle Shield liegt so viel besser in der Hand – kein Vergleich zum Vorgänger- bzw. Vorvorgänger-Modell. Ein Akku hat die neue Fernbedienung nicht mehr integriert. Sie wird mit zwei AAA-Batterien betrieben, womit sie laut Nvidia ca. sechs Monate durchhalten kann.

Sofern die Fernbedienung wieder einmal verlegt bzw. in einer Sofaritze landet, wie bei mir immer wieder einmal, kann sie über die kostenlose Shield TV-App mittels Signalton gesucht und gefunden werden. Genau diese Funktion, hätte ich mir so sehr bei der ersten Shield-Fernbedienung auch gewünscht. Sie hätte mir das Suchen definitiv extrem erleichtert.

Die Fernbedienung in voller Pracht.

Neu sind die beleuchteten Tasten. Sobald die Fernbedienung in die Hand genommen wird, aktiviert sich die angenehm dezente Beleuchtung dank dem integrierten Bewegungssensor automatisch. Alternativ schaltet sie sich auch beim Druck auf eine beliebte Taste ein. Die Fernbedienung kann dank Infrarot-Sensor auch weitere kompatible Geräte steuern.

Tasten sind deutlich mehr vorhanden als früher. Neben den Navigationstasten, gibt es für die wichtigsten Funktionen, wie Laut / Leister, Vor- und Zurückspulen oder Starten und Stoppen, einen Knopf. Sehr prominent ist Netflix vertreten, das Videostreaming-Portal hat eine eigene, relativ grosse Taste erhalten. Der Taste oben rechts kann auf Wunsch eine angepasste Funktion (bsp. Screenshot machen) zugewiesen werden.

Die Fernbedienung hat aber nicht nur Tasten, sondern ebenfalls ein Mikrofon verbaut. Das Mikrofon kann für den intelligenten Spachassistenten Google Assistant genutzt werden. Dank der Google Routinen, die bei mir leider nicht so funktionieren wie ich mir das erhoffe, lassen sich in der Theorie mehrere Aufgaben bzw. Abläufe in einen Sprachbefehl verpacken.

Kurz und bündig: Ich bin extrem happy mit der neuen Fernbedienung!

Old vs. New – Der Wechsel gestaltet sich sehr einfach.

Die Installation – gewohnt einfach

Die Nvidia Shield TV ist in null Komma nichts einsatzbereit. Einfach den runden Zylinder an das Netzteil und mittels HDMI-Kabel an den TV anschliessen. Optional kann ein Ethernet-Kabel angeschlossen werden. In der Fernbedienung befinden sich die passenden AAA-Batterien, somit kann es direkt mit der Einrichtung losgehen.

Nach einer kurzen Bootzeit startet der Einrichtungsassistent von Android TV. Praktisch: Wer schon ein Google Konto hat, so wie inzwischen wahrscheinlich sehr viele von euch, kann die ganze Einrichtung nochmals deutlich beschleunigen. Das ganze Google Konto lässt sich über android.com/tv/setup bequem auf die Shield TV kopieren.

Bevor ich die Shield TV nutzen konnte, wurde in meinem Fall noch ein kleines Software-Update für das Betriebssystem und für die Fernbedienung fällig. Danach zeigte mir mein TV dann auch schon die gewohnte Android TV-Oberfläche mit einigen vorinstallierten Apps wie Netflix oder Amazon Prime Video an. Ebenfalls ist natürlich GeForce NOW mit von der Partie. Mehr dazu etwas weiter unten.

Resumé zur Inbetriebnahme: Die Installation kann ohne Probleme auch von Nutzern mit wenig Erfahrung übernommen werden. Nein, man muss dafür definitiv kein Tech-Geek sein. 

Unter der Haube: Der neue Tegra-X1+-Prozessor

Unter der Haube kommt der neue Nvidia Tegra-X1+-Prozessor zum Einsatz, der bis zu 25 Prozent mehr Leistung bietet. Er wird durch 2 GB Arbeitsspeicher und 8 GB interner Speicherplatz flankiert. Das Pro-Modell hat in puncto Arbeitsspeicher (3 GB RAM) und Speicherplatz (16 GB) in diesen Belangen mehr zu bieten.

Insbesondere beim Speicherplatz hätte ich mir von Nvidia auch beim normalen Modell mehr erhofft. 8 GB Speicher sind in der heutigen Zeit arg wenig. Immerhin lässt sich der Speicher preiswert über eine microSD-Karte erweitern. Ausserdem besteht die Möglichkeit, sofern ihr ein NAS im Einsatz habt, zusätzlichen Netzwerkspeicher bereitzustellen.

Die Shield TV 2019 unterstützt 4K Dolby Vision und sorgt damit für atemberaubende Bilder

Streaming – Alles was das Herz begehrt und dank KI noch besser

Die Shield TV unterstützt dank der zusätzlichen Leistung nun alle aktuellen Standards wie HDR10, Dolby Vision, Dolby Atmos und auch Dolby Digital+. Sofern das passende Netflix-Abo aktiv ist, darf man sich auf 4K-Inhalte mit  Unterstützung für Dolby Vision und dank Dolby Atmos auf fetten 3D-Sound freuen. Dolby Vision und Atmos kann ebenfalls in der Amazon Prime Video-App genutzt werden.

In der Shield TV ist die Unterstützung für Chromecast selbstverständlich schon vorhanden. Ebenfalls lassen sich darauf AirPlay-Inhalte anschauen. All das hat im Test erwartungsgemäss ohne Probleme funktioniert.

Mein Highlight ist das neue 4K AI Upscaling. Es ist nicht irgendein pseudo Upscaling. Gestützt wird das 4K AI Upscaling der Shield TV durch künstliche Intelligenz (KI) bzw. Artificial Intelligence (AI). Dahinter verbirgt sich ein neuronales Netzwerk, das einerseits lernfähig ist und andererseits ermöglicht, dass 720p- und 1080p-Inhalte in 4K-Auflösung hochskaliert werden.

Das 4K AI Upscaling muss in den Systemeinstellungen aktiviert werden.

Und glaubt mir, es ist definitiv nicht nur irgendein Marketing-Geschwafel von Nvidia. Das Upscaling ist tatsächlich sichtbar, sofern dann auch aktiviert. Der Video-Upscaling-Modus ist prominent in den Systemeinstellungen gleich an dritter Stelle zu finden. Ihr habt da die Auswahl die Intensität vom Upscaling zu definieren. Ich habe mich für „Hoch“ entschieden und kann das so auch euch empfehlen.

Ist das Upscaling dann mal aktiviert, fällt das durch ein schärferes Bild bei allen Apps wie Netflix, YouTube und Kodi auf. Wer all seine Inhalte bereits in 4K geniesst, der wird logischerweise keine Änderungen feststellen können. Das Upscaling funktioniert nur bei Inhalten in 720 oder 1080p. Die Unterschiede sind im AI-Demo-Modus (ebenfalls in den Systemeinstellungen zu finden) sehr gut sichtbar. In diesem Modus werden die Inhalte mit und ohne Upscaling direkt gegenübergestellt.

Die hochskalierten Inhalte werden mit maximal 30 Bildern pro Sekunde abgespielt. Alle anderen Inhalte werden mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde wiedergegeben. Beispielsweise YouTube-Videos mit 60 fps, profitieren dementsprechend nicht vom genialen Upscaling.

Ich kann euch das 4K AI Upscaling nur wärmstens empfehlen. Ich konnte keine negativen Auswirkungen feststellen – im Gegenteil. Das Upscaling hat mich ehrlich gesagt sehr überrascht – positiv, versteht sich. Ich hätte nicht gedacht, dass 720- und 1080p-Inhalte durch hochskalieren so gut sichtbar besser aussehen würde. Chapeau, Nvidia!

Zahlreiche Games stehen für Shield TV Besitzer kostenlos zur Verfügung.

GeForce NOW – Game-Streaming „Made by Nvidia“

Das Interesse an Game-Streaming ist vor allem mit der Lancierung von Google Stadia stark gestiegen. Nvidia bietet mit GeForce NOW bereits seit einigen Jahren einen vergleichbaren Dienst an, der sich jedoch weiterhin in der Beta-Phase befindet. Käufer der Shield TV erhalten kostenlosen Zugriff auf zahlreiche Spiele, darunter ist auch der Blockbuster Tomb Raider zu finden. Zudem gewährt der Dienst den Zugriff auf Steam- und Uplay-Spiele.

Die nötige Power für die Spiele, die über GeForce NOW angeboten werden, kommt direkt aus der Cloud. Der Gamestreaming-Dienst setzt eine schnelle Internetverbindung voraus. Es ist zudem empfehlenswert, die Shield TV fürs Gamen direkt mit einem Ethernet-Kabel an euren Router anzuschliessen. Drahtlos via WLAN-Netzwerk funktioniert zwar auch, jedoch kann es zu Performance-Einbrüchen kommen.

Ich habe mir Tomb Raider etwas näher angeschaut. Dafür habe ich mein „altes“ Shield-Gamepad der ersten Generation aus dem Schrank geholt und mit der neuen Shield TV verbunden. Nach einer kurzen Ladezeit, startet das Spiel ganz normal auf. Bis hierhin kann ich keine Unterschiede zwischen Streaming und einer physischen Version feststellen.

Doch wie sieht es bei schnellen Szenen aus? Sind da sichtbare Framedrops wahrzunehmen? Oder noch schlimmer, gibt es Input-Lags, wenn ich mich gegen eine Schar an Gegner behaupten muss? All diese Fragen kann ich euch mit einem klaren „Nein“ beantworten. Das Spiel läuft absolut flüssig, irgendwelche Ruckler konnte ich nicht feststellen. Auch ein Input-Lag ist kaum bis gar nicht wahrzunehmen.

Alternativ lassen sich über Game Streaming auch Games direkt vom Computer auf die Shield TV streamen. In diesem Fall wird die Power deines Heimrechners verwendet. Da ich inzwischen nur noch ein Notebook mit einer deutlich zu schwachen Grafikkarte nutze, konnte ich mir das „lokale“ Game-Streaming leider nicht näher anschauen.

Android TV bietet eine aufgeräumte Oberfläche

Die Stärken und Schwächen der Shield TV 2019

Stärken

  • neue Fernbedienung
  • einfache Inbetriebnahme
  • generell sehr starke Performance
  • Standards (Dolby Vision / Dolby Atmos)
  • beeindruckends 4K AI Upscaling
  • Gamesteaming via GeForce NOW (Cloud und Lokal)

Schwächen

  • Lieferumfang (kein HDMI-Kabel dabei)
  • Speicherplatz knapp bemessen
  • Kein USB-Anschluss
  • nur Wi-Fi 5
Die Shield TV 2019 ist die (fast) perfekte Streaming-Box.

Fazit zur Nvidia Shield TV 2019

Du bist auf der Suche nach einer zuverlässigen Streaming-Box die so ziemlich alles kann? Dann bist du jetzt fündig geworden. Die Nvidia Shield TV 2019 hat mich in den letzten Wochen vollends überzeugt. Das fängt schon bei der sehr guten Fernbedienung an, die im Vergleich zum Vorgänger- bzw- Vorvorgänger-Modell deutlich intuitiver genutzt werden kann.

Dank Android TV, das sich wie gewohnt sehr einfach und flüssig bedienen lässt, können zahlreiche Apps bequem heruntergeladen werden. Allen voran sind hier Kodi und Plex zu erwähnen, die aus der Shield TV einen vollwertigen Mediaplayer machen. Netflix wird ebenso unterstützt und beherrscht jetzt sogar Dolby Vision und Dolby Atmos – in 4K-Auflösung (UHD). Das Tüpfelchen auf dem „i“ ist das Gamestreaming über GeForce NOW. Auch dafür eignet sich die Shield TV hervorragend.

Für eine künftige Shield TV wünschte ich mir wieder den USB-Anschluss zurück und ein Update beim Speicherplatz. In der heutigen Zeit sind 8 GB doch extrem schnell voll.

Kurz und bündig: Die Nvidia Shield TV (Pro) 2019 ist in meinen Augen die aktuell beste 4K-Streaming-Box mit Android TV.

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