Samsung Gear S2 im Test – Was taugt die runde Smartwatch?

Auf der IFA in Berlin hat Samsung die Samsung Gear S2 als Sport- und Classic-Variante vorgestellt. Bekanntlich hat Samsung bereits mehrere Smartwatches auf den Markt gebracht, doch keine konnte bisher wirklich überzeugen. Das lag unter anderem an den gewöhnungsbedürftigen Designs, aber auch an der umständlichen Bedienung. Das und mehr wollen die Südkoreaner mit der Samsung Gear S2 ändern. Ob das den Südkoreaner auch gelingt, sage ich euch im ausführlichen Testbericht zur Samsung Gear S2 Sport.

Die technischen Daten der Gear S2

  • Display: 1,2 Zoll Super AMOLED mit 360×360 Pixel
  • Prozessor: 1GHz Dual-Core Exynos 3250
  • Speicher: 512 MB Arbeitsspeicher, 4GB interner Speicherplatz
  • Verbindungen: NFC, WLAN, Bluetooth 4.0 (LE)
  • Sensoren: Accelerometer, Gyroscope, Pulsmesser, Umgebungslicht
  • Akku: 250 mAh
  • Gewicht: 47 Gramm

Hardware
Ein paar Worte zur Hardware: Samsung verbaut bei der Gear S2 ein 1GHz Dual-Core Exynos 3250 Prozessor, der von 512 MB RAM unterstützt wird. Die Smartwatch hat selbstverständlich einen Pulsmesser auf der Unterseite verbaut, womit man im Sport ohne Brustgurt den Puls messen kann. Ein Feature das heutzutage praktisch jede Smartwatch bietet.

Die Smartwatch kann sich via WLAN, NFC oder Bluetooth 4.1 verbinden. Die Uhr merkt sich die bekannten WLAN-Netzwerke und loggt sich zuverlässig ein. Zudem gibt es diverse Sensoren, wie ein Helligkeitssensor oder ein Accelerometer. Die GPS-Funktion gibt es hingegen nur bei dem Modell mit Mobilfunkempfang (3G). Dieses Modell ist allerdings in der Schweiz (noch) nicht erhältlich. Der Akku hat eine Kapazität von 250 mAh, was auf den ersten Blick als zu klein erscheint. Ob dies auch tatsächlich der Fall ist, erfährt ihr unter dem Punkt „Akkulaufzeit“.

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Design und Verarbeitung
Das Design der Samsung Gear S2 unterscheidet sich stark von dem, was uns Samsung bisher gezeigt hat. Das liegt vor allem am runden Display, das so erstmals bei Samsung zum Einsatz kommt. Bei uns im Test hatte ich die Sport-Version der Gear S2, die sich in einigen Punkten von der Classic-Variante unterscheidet. Beide Modelle sind aus Metall gefertigt, was sich sehr hochwertig anfühlt und obwohl die Smartwatch bereits bei einigen Kollegen im Test war, sieht man dem Armband nichts an. Bei der Verarbeitung gibt es bis auf die etwas weichen Druckpunkte der beiden Tasten auf der Seite, nichts zu bemängeln. Kratzresistent ist die Smartwatch allerdings nicht..

Die Uhr ist mit 42 Gramm nicht zu schwer ausgefallen und trägt sich sehr angenehm am Arm. Alles in allem gefällt mir die Gear S2 optisch wirklich gut und ist was das Design angeht kein Vergleich mit der Samsung Gear 2, die ich hier im Test hatte.

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Eines der vorinstallierten Watchfaces

Display
Samsung verbaut wie erwähnt erstmals ein rundes 1,2 Zoll AMOLED Display mit einer Auflösung von 360 x 360 Pixel. Während andere Hersteller eher grössere Displays verbauen, setzt Samsung auf ein 1,2 Zoll Display. Das hat den Vorteil, dass die Uhr nicht ganz so protzig aussieht. Durch die hohe Auflösung von 360 x 360 Pixel erscheint alles gestochen scharf auf dem Display. Die Helligkeit wird durch einen integrierten Sensor geregelt, was sehr gut funktioniert. Die Angaben auf dem Display können im Freien gut abgelesen werden. Apropos Sensor, der Sensor ist im Gegensatz zur Motorola Moto 360 nicht sichtbar und nimmt keinen Platz des Displays weg.

Natürlich kann auch das Display der Gear S2 via Touch bedient werden. Rundum das Display ist eine Lünette angebracht, mit der man die Smartwatch bedienen kann. Dazu komme ich etwas später noch darauf zurück. Richtig gut funktioniert übrigens der Sensor, der das Display automatisch aktiviert, wenn ihr die Uhr gegen euer Gesicht dreht. Es ist im Prinzip nicht notwendig, dass ihr das Display auf „immer aktiv“ geschaltet habt.

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Die Verpackung der Gear S2

Einrichtung mit Samsung Gear Companion-App
Bevor es mit der Smartwatch los geht, müsst ihr die Gear S2 via Companion-App mit eurem Smartphone verbinden. Das hat im Test zwar auf Anhieb geklappt, aber die App stürzt leider zu häufig ab. Schade hat sich Samsung an dieser Stelle nicht mehr Mühe gegeben. Glücklicherweise benötigt man die App aber nicht sehr häufig..

Bedienung / Features
Samsung setzt wiederum auf die Eigenentwicklung Tizen statt auf Google’s Android Wear. Das könnten viele von euch als Nachteil sehen, ich persönlich bin da anderer Meinung. Tizen bringt sehr viele Vorteile mit sich, die sich im Test auch schnell bemerkbar gemacht haben. Die Gear S2 läuft äusserst flüssig und schnell, egal was ihr mit der Uhr macht. Während der Testphase von drei Wochen, hatte ich keinen einzigen Absturz – was definitiv für Tizen spricht. Zum Vergleich: Kürzlich hatte ich die Möglichkeit eine LG G Watch R mit Android Wear zu testen, dort hatte ich hin und wieder Freezes oder komplette Abstürze.

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Die Buttons auf der Seite

Hinzu kommt das ausgeklügelte Bedienelement dazu: Die Lünette! Kein anderer Hersteller hat bisher auf die Lünette gesetzt, weshalb ist mir ehrlich gesagt nicht klar. Samsung hat dieses Bedienelement so gut umgesetzt, so dass ich nicht mehr darauf verzichten möchte. Über die Drehung der Lünette könnt ihr verschiedene Aktionen ausführen: Nach rechts werden die Widgets angezeigt, nach links die Benachrichtigungen der verschiedenen Apps. Neben der Lünette, lässt sich die Uhr ebenfalls mit den zwei Tasten an der rechten Seite bedienen. Mit der oberen Tasten gelangt ihr einen Schritt zurück, mit der unteren Taste direkt auf dem Homescreen. Und ja, natürlich kann man auch via Touch bzw. Wischgesten die verschiedenen Menüs erreichen.

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Die T9-Tastatur im Einsatz

Auf Nachrichten wie WhatsApp, Facebook oder sonstige Apps könnt ihr auch direkt von der Uhr aus antworten. Samsung stellt dafür gleich drei Möglichkeiten zur Auswahl: Mit einer vorgefertigten Antwort, mit einem Smiley oder eine Nachricht gleich selber schreiben. Wer sich für letzteres entscheidet, kann den Text via T9-Tastatur schreiben, so wie es früher der Fall war, oder auch via Spracheingabe über S-Voice. Und ja, auch mit der T9-Tastatur lassen sich kürzere Texte gut erfassen, längere Texte hingegen sind dann doch etwas umständlich. Schön wäre es noch, wenn auf der Uhr auch gleich die Fotos, die via WhatsApp & Co. gesendet werden, angezeigt werden – dies ist aktuell leider nicht der Fall. Wer mit der Uhr gerne telefonieren möchte, kann dies selbstverständlich via Freisprechfunktion machen, was bisher auch ganz gut gelungen ist.

Was bei den Nachrichten-Apps so gut funktioniert, klappt leider bei den Facebook-Benachrichtigungen nicht. Zwar benachrichtigt die Gear S2 auch über Aktivitäten auf Facebook, leider erhalte ich dann aber nur den Text „Bruno Rivas hat deinen Beitrag kommentiert“. Was kommentiert wurde, zeigt die Uhr nicht an. Heisst, ich muss dann trotzdem die Facebook-App auf dem Smartphone starten, um zu sehen, was geschrieben wurde. Schade.

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Anzeige der Schrittzahl

Und wie sieht es mit Fitness-Features aus? Die Gear S2 bietet weit mehr als nur einen Schrittzähler – der seine Dienste soweit gut verrichtet. Die Smartwatch ist so schlau und registriert automatisch, wenn ich mit dem Laufen/Jogging starte. Ab diesem Zeitpunkt startet die Stoppuhr und der Herzschlag wird überprüft. Natürlich erkennt die Uhr dann auch, sobald das Workout beendet ist. Ein cooles Feature, das ebenfalls ganz gut funktioniert hat. Schade bietet Samsung die GPS-Funktion nur beim Modell mit 3G an. Sonst könnte die Gear S2 auch gleich die Strecke tracken und würde meine Polar M400 in Rente schicken.

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Das Menü mit den verschiedenen Apps

Fehlende Apps – ein Problem?
Tizen hat definitiv seine Vorteile, wie ich oben schon beschrieben habe. Allerdings gibt es auch einen Punkt, bei dem Samsung unbedingt nachbessern muss. Betriebssysteme stehen und fallen heute mit den Apps. Sind keine Apps für das jeweilige System verfügbar, so wird es schwierig. Und genau das ist ein Problem von der Gear S2. Zwar stehen diverse Watchfaces zum Download bereit, aber wirklich gute Apps sucht man leider mehr oder weniger vergebens im eigenen App-Store.

Klar ist, die Entwickler machen sich erst dann die Mühe Apps für ein neues OS zu entwickeln, wenn tatsächlich eine hohe Nachfrage da ist – sonst macht es keinen Sinn, was auch verständlich ist. So gesehen heisst es jetzt mal abwarten, wie gut sich die neue Gear S2 verkauft. Es bleibt also zu hoffen, dass sich die Gear S2 besser verkaufen wird als die älteren Samsung-Smartwatches mit Tizen.

Die Ladestation der Gear S2
Die Ladestation der Gear S2

Akkulaufzeit
Das Problem der aktuellen Smartwatches – ausgenommen der Pebble – sind die Laufzeiten. Die meisten Smartwatches müssen einfach viel zu früh wieder auf die Ladestation. Das ist leider auch bei der Gear S2 nicht viel besser. Samsung spricht von einer Laufzeit von bis zu drei Tagen, in der Praxis komme ich aber nicht auf mehr als zwei Tage – egal ob das Display immer an ist oder nicht.

Dennoch kann man sagen, dass die Gear S2 trotz im Vergleich kleineren Akku auf zwei Tage kommt. Damit reiht sich die Gear S2 dort ein, wo die meisten Android Wear-Smartwatches mit grösserem Akku (400 mAh)  eingereiht sind. Man kann also festhalten, dass Tizen beim Energieverbrauch deutlich effizienter als Android Wear umgeht. Natürlich hätte Samsung einen grösseren Akku verbauen können, was sich dann aber negativ auf die Grösse der Uhr ausgewirkt hätte.

Positiv hervorheben möchte ich noch das Ladegerät. Die Gear S2 wird dabei über Magnete festgehalten und drahtlos aufgeladen.

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Der Pulsmesser auf der Rückseite der Gear S2

Offen für alle – mehr oder weniger!
Die Samsung Gear S2 kann im Gegensatz zu den Vorgängern, ausgenommen der Gear Live mit Android Wear, mit allen Smartphones ab Android 4.4 KitKat verwendet werden. Vorausgesetzt wird neben der Android-Version ein Arbeitsspeicher von mindestens 1,5GB. Somit verfolgt Samsung mit der Gear S2 eine andere Strategie und bietet die Uhr einem deutlich grösseren Publikum an. Das dürfte sich dann wiederum auf bessere Verkaufszahlen auswirken.

Laut Samsung soll zu einem späteren Zeitpunkt zusätzlich iPhones unterstützt werden. Wie dann dort der Support aussieht, werden wir sehen. Aktuell ist noch nicht bekannt, wann genau iOS unterstützt wird.

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Hier können die Einstellungen direkt auf der Smartwatch vorgenommen werden

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Pro und Contras

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  • durchdachtes Bedienkonzept
  • sehr flüssiges System
  • gestochen scharfes Display
  • kompakte Grösse
  • hochwertige Verarbeitung
  • coole Fitness-Features

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[tie_list type=“cons“]

  • kurze Akkulaufzeit
  • Companion-App mit Abstrichen
  • wenige Apps im App Store
  • Preis

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Bruno

Mag sich noch wer an das T-Mobile G1 erinnern? Tja, das war das allererste Android-Smartphone und ich hatte es damals importiert. Seither bin ich mit (kleinen) Unterbrüchen Android treu geblieben und schreibe mit grosser Leidenschaft darüber.

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