Polar Ignite im Test – Dein Fitness-Coach stets am Handgelenk

Seit gut drei Wochen begleitet mich die Fitnessuhr Polar Ignite bei meine Lauftrainings und im Fitness Center bei verschiedensten Cardio- und Kraftübungen. Eins vorweg: Die Polar Ignite ist keine Smartwatch, davon ist die Uhr weit entfernt. Sie bietet zwar ein paar „smarte“ Feature, auf die ich im Laufe des Testberichts noch eingehe, der Fokus liegt ganz klar auf Fitness- und Gesundheitsfeatures. Und da hat sie definitiv so einiges zu bieten.

Die Polar Ignite Fitnessuhr wird oftmals als kleiner Bruder der Polar Vantage M genannt, was meiner Meinung nach so nicht ganz zutreffend ist. Die Polar Ignite bietet Features die in der Vantage M (noch) nicht vorhanden sind. Mit welchen Features sich die Polar Ignite von den eigenen Uhren und natürlich der Mitbewerber abheben möchte, erfährt ihr auf den folgenden Zeilen.

Gratis Tipp: Keine Lust alles durchzulesen? Dann geh ans Ende dieses Artikels, wo du neben der Zusammenfassung auch einen Überblick aller positiven und negativen Aspekte der Polar Ignite auf einen Blick findest.

Die Polar Ignite ist ab sofort ab 219,90 Franken (UVP) in der Schweiz in den fünf Farbvarianten Schwarz-Silber, Weiss-Silber, Gelb-Schwarz, Schwarz-Kupfer und Rosa-Rotgold (zum Zeitpunkt der Artikelerstellung nicht verfügbar) erhältlich. Käufer haben zudem die Wahl zwischen der Armbandgrösse S (130 – 185 mm) oder M/L (155 – 210 mm).

An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Polar Schweiz für die Bereitstellung.

Die Polar Ignite wird über Lade-PINs mit Strom versorgt.

Polar Ignite im Unboxing

Was befindet sich in der Verpackung, die gleich alle wichtigen Features der Fitnessuhr auflistet? Nun sagen wir so, nicht besonders viel, aber alles was für die Nutzung benötigt wird, ist in der Verpackung zu finden. Konkret ist folgendes im Lieferumfang enthalten:

  • Polar Ignite Fitnessuhr
  • Ladekabel (ohne Netzteil)
  • Kurzanleitung

That’s it. Wer das komplette Handbuch der Polar Ignite einsehen möchte, findet es unter diesem Link in deutscher Sprache im PDF-Format.

Eine einzige Taste finden wir bei der Polar Ignite vor

Design und Verarbeitung

Beim Design geht Polar keine neuen Wege und orientiert sich an der Vantage M und Vantage V. Heisst: Polar bleibt dem runden Design treu. Im Gegensatz zu vergleichbaren Fitnessuhren, wie beispielsweise der Amazfit Verge oder Amazfit Stratos 2, ist die Polar Ignite erfreulich flach gehalten. Erfreulich ist ebenso das niedrige Gewicht von nur 35 Gramm, was in einem insgesamt sehr angenehmen Tragegefühl resultiert. Das Gehäuse misst 43 Millimeter im Durchmesser.

Die Uhr wird grösstenteils über das Touchscreen-Display bedient. Zudem ist an der linken Seite eine physische Taste angebracht, mit der man beispielsweise in das Hauptmenü gelangt. An der Unterseite der Uhr befindet sich der sogenannte Precision Prime Pulssensor, mehr dazu weiter unten, und die Ladepins für das mitgelieferte Ladekabel bzw. Ladestation.

Was die Verarbeitung anbelangt, gibt es absolut nichts zu bemängeln. Die gewählten Materialien überzeugen, wie auch das mitgelieferte Armband. Das Armband aus Silikon (schwarzes Modell kommt mit TPU-Kunststoff) ist etwas dehnbar und fühlt sich insgesamt sehr angenehm auf der Haut an. Falls gewünscht, kann das mitgelieferte Armband gegen ein beliebiges 20 mm-Armband ausgetauscht werden. Es lässt sich sehr einfach und ohne Werkzeug tauschen.

Die Uhr ist selbstverständlich wasserdicht. Polar attestiert der Uhr bis zu einer Tiefe von 30 m (ISO 22810) wasserdicht zu sein und ist somit fürs Schwimmen geeignet. Wäre auch doof, wenn nicht. Schliesslich bietet die Uhr auch ein Schwimm-Modus.

Display
Die Polar Ignite bietet ein TFT-Farbdisplay mit einer nicht allzu hohen Auflösung von 240 x 204 Pixeln. Was bei „echten“ Smartwatches mittlerweile ein Tabu ist, scheint bei den Sportuhren noch gang und gäbe zu sein: Der sogenannte Plattfuss. Heisst: Das Display ist nicht rund, sondern ist unten wo der Polar-Schriftzug angebracht ist, abgeschnitten. Das sieht insbesondere bei der Wahl des analogen Zifferblatt doof aus. Auch sonst sind die Ränder rund um das Display richtig dick gehalten, was mir so auf den Pressebildern nicht direkt aufgefallen ist.

Die Helligkeit des Displays bewegt sich gerade noch im „Toleranzbereich“. Bei direkter Sonneneinstrahlung ist das Display noch knapp abzulesen. Bei einer Outdoor-Aktivität muss man jedenfalls ganz gut hinschauen, um überhaupt etwas darauf zu erkennen. Eine Sportuhr sollte da meiner Meinung nach etwas mehr bieten. Meiner Meinung nach sind transflektive Displays bei Sportuhren die bessere Wahl – die haben allerdings auch ihre Nachteile.

Eine Benachrichtigung auf der Polar Ignite

Mühsamer fand ich die ziemlich träge und nicht immer zuverlässige Gestenaktivierung der Polar Ignite. Manchmal musste ich mein Handgelenk mehrmals drehen, bis sich die Uhr aus dem „Schlaf“ meldet. Das sollte definitiv etwas „geschmeidiger“ funktionieren und wird hoffentlich noch mit einem künftigen Software-Update „nachjustiert“.

Ein Always-on-Display (Display immer an) gibt es aufgrund des gewählten TFT-Bildschirms nicht. Wobei das nicht ganz korrekt ist, bei Aktivitäten kann auf Wunsch das „Display immer ein“ aktiviert werden. Dafür einfach bei der gestarteten Aktivitäten auf dem Display von oben nach unten wischen und auf „immer ein“ tippen.

Einrichtung mit Polar Flow
Die Polar Ignite ist sehr schnell eingerichtet und mit einem Smartphone gekoppelt. Dafür einfach die kostenlose Polar Flow-App aus dem Google Play Store herunterladen und auf eurem Android-Smartphone installieren. Danach könnt ihr den sehr gut erklärten und begleiteten Schritten in der App folgen. Sie führen euch durch den ganzen Installationsprozess.

[appbox googleplay fi.polar.polarflow]

Bedienung
Wie schon etwas weiter oben erwähnt, wird die Uhr grösstenteils via Wischgesten über das Touchscreen-Display bedient. Mit einem Wisch vom „Startbildschirm“ aus nach rechts, gelangt man auf die Aktivitäten (Schrittezähler und Aktivitätszeit), aktuelle Herzfrequenz (inkl. Max. und Min. Herzfrequenz), letzte Trainingseinheit (inkl. Anzeige der wichtigsten Eckdaten), dem Nightly Recharge Status und FitSpark. Auf die einzelnen Funktionen komme ich beim Punkt „Fitness- und Gesundheitsfeatures“ zurück.

Mit einem Wisch nach unten kann das Display gesperrt werden und den DND- (nicht stören, Display bleibt aus) sowie Flugmodus aktiviert bzw. deaktiviert werden. Ein Wisch nach oben öffnet die Benachrichtigungen vom Smartphone – sofern man die aktiviert hat. Auf die Benachrichtigungen kann man übrigens nicht antworten, auch wenn sie von WhatsApp oder einer anderen Nachrichten-App stammen. Anrufe hingegen können direkt auf der Uhr angenommen oder abgelehnt werden.

Eine einzige physische Taste befindet sich unten links am Gehäuse. Über diese Taste gelangt man in das Menü, wo man auf die folgenden Funktionen stösst:

  • Training starten
  • Serene
  • Timer
  • Fitness Test
  • Einstellungen

Wird die physische Taste ein paar Sekunden drückt, wird automatisch die Synchronisierung mit dem Smartphone gestartet.

Die Bedienung der Uhr ist einfach verständlich. Allerdings gönnt sich die Uhr für meinen Geschmack etwas lange Denkpausen. Will heissen, die Uhr läuft nicht ganz so „flüssig“ und reagiert nicht immer direkt auf Toucheingaben. Hin und wieder bedingt es mehreren Versuchen, bis die gewünschte Funktion gestartet wird. Auch in diesem Punkt erhoffe ich mir durch ein Software-Update eine Verbesserung.

Fitness- und Gesundheitsfeatures

Die Polar Ignite übernimmt die Rolle als zuverlässigen Aktitivätstracker. Damit wird die tatsächliche Aktivitätszeit und natürlich die Schritte gezählt. Daraus resultiert die Anzeige der zurückgelegten Distanz und des ungefähren Kalorienverbrauchs. Es lässt sich ein Aktivitätsziel bestimmen, welches mit einem Prozentsatz ausgewiesen wird und natürlich in der Polar Flow App sowie direkt auf der Uhr eingesehen werden kann. Leider zählt die Uhr keine Etagen, das vermisse ich.

Mit der Ignite führt Polar bisher noch nie enthaltene Funktionen ein, die erst zu einem späteren Zeitpunkt auf den teureren Vantage-Uhren in Form eines Updates landen werden. Gemeint sind die bereits im Bericht erwähnten Funktionen Sleep Plus Stages, Nightly Recharge, FitSpark und Serene.

All diese Funktionen (bis auf Serene) setzten voraus, dass die Polar Ignite während 24/7 getragen wird und die Pulsmessung dauerhaft aktiv ist.

Sleep Plus Stages
Für unsere Gesundheit und das Wohlbefinden ist ein ausreichend guter Schlaf das A und O. Dank dem Schlaftracking Sleep Plus Stages kann man den eigenen Schlaf ganz genau analysieren. Es wird automatisch die Menge und Qualität des eigenen Schlafs aufgezeichnet und in die drei Schlafphasen (Leichtschlaf, REM-Schlaf und Tiefschlaf) unterteilt.

Aus diesen Daten wird ein Schlafindex erstellt. Das kann dann wie folgt auf der Uhr und in der App Polar Flow aussehen:

Polar schreibt zu den Komponenten des Schlafindex:

Die Sleep Plus Stages Messung basiert auf der Erfassung der Bewegungen deiner nichtdominanten Hand mit einem integrierten 3D-Beschleunigungssensor und der Aufzeichnung deiner Schlag-zu-Schlag-Intervall-Daten mit einem optischen Pulssensor. Dein Schlafindex ist ein Zahlenwert und gibt an, wie viel und wie gut du geschlafen hast. Die Bewertungsskala für den Schlafindex ist 1 bis 100. Ein typischer Schlafindex liegt bei 70 bis 85.

Nightly Recharge Erholungsanalyse
Nightly Recharge ermittelt anhand des autonomen Nervensystems (ANS), der Qualität des Schlafs (Sleep Plus Stages) und der Herzfrequenzvariabilität (HRV) wie gut man sich von Stress und vom Training über Nacht erholt. Nightly Recharge soll anhand dieser Daten anzeigen können, ob wir bereits für eine nächste Trainingseinheit bereit sind oder ob man doch noch einen Tag doch eher ruhig angegangen werden sollte.

FitSpark – Der Fitness-Coach
FitSpark stellt quasi ein Fitness-Coach dar, der mir die richtigen Trainings und Übungen zum richtigen Zeitpunkt anzeigt. Dafür nutzt Polar all die gesammelten Daten aus der Nacht (ANS + Schlafstatus) sowie aus vergangenen Trainings. Sie berücksichtigt bei den Vorschlägen also meine aktuelle Tagesform. Und das macht sie erstaunlich gut. Nach einer Nacht mit wenig Schlaf, zeigte mir die Uhr am Folgetag beispielsweise nur ein leichtes Training an.

Auf der Uhr werden je nach vorgeschlagener Übung sogar kleine animierte Anleitungen angezeigt. Das sieht dann wie auf den folgenden Bildern aus:

Insgesamt stehen in der App derzeit 19 verschiedene Workouts aus den Kategorien Kraft, Cardio und Unterstützung zur Verfügung. In der Regel stellt mir die Uhr zwei bis vier unterschiedliche Trainingseinheiten vor. Setzen wir die vorgeschlagenen Workouts um, werden sie selbstverständlich direkt in der Polar Flow-App angezeigt.

Serene – Entspannungsübungen
Mit Serene bietet Polar neu auch angeleitete Atemübungen an. Die Dauer und Intervalle lassen sich direkt auf der Uhr anpassen. Auf dem Display und durch Vibrationen wird das Einatmen, Halten und Ausatmen angezeigt. Das Ziel der Atemübungen: Der Herzschlag soll sich im besten Falle an den Atem angleichen und so für eine Entspannung sorgen.

Lauftraining mit der Polar Ignite – GPS-Aufzeichnung im Test

Ich gehe seit wenigen Wochen wieder aktiv Laufen und zeichne meine zurückgelegte Strecke zwecks Analyse gerne auf. Dafür eignet sich die Polar Ignite dank GPS-Modul grundsätzlich. Eine hohe Genauigkeit der Aufzeichnung ist natürlich wünschenswert. Wie schlägt sich die Polar Ignite bei der GPS-Aufzeichnung und wird die zurückgelegte Strecke akkurat aufgezeichnet?

Nun, sagen wir bedingt. Schauen wir uns die von der Ignite aufgezeichnete Strecke etwas näher an, fällt auf, dass die Aufzeichnung teilweise mehrere Meter von meiner gewählten Route abweicht. Im Vergleich mit der Amazfit Stratos hält sich die Abweichung aber noch in Grenzen. Insgesamt ist die Aufzeichnung eher durchschnittlich, aber meiner Meinung nach im vertretbaren Rahmen.

Fazit
Die Polar Ignite hat mich derart überzeugt, dass ich nicht mehr zu meiner Samsung Gear S3 zurückgekehrt bin. Im Gegensatz zur Gear S3 ist die Polar Ignite zwar deutlich weniger „smart“, kann dafür aber in vielen anderen Punkten überzeugen. Das fängt schon beim Gewicht an. Die Uhr fällt erstaunlich leicht und kompakt aus, das gefällt mir.

Sie bietet mir eine sehr schöne Übersicht aller mir wichtigen Fitness- und Gesundheitsdaten. Dazu zählen die genauen Messungen der Herzfrequenz, Herzfrequenz-Variabilität und der Schlafqualität. Letzteres funktioniert erstaunlich gut und dank Schlafindex erhalte ich eine einfach verständliche und in der Regel genaue Übersicht meiner Schlafqualität.

Unter anderem aus der Erholung errechnet mir die Uhr gleich auch ein individuell zusammengestelltes Training (Kraft, Cardio oder Unterstützung). Die Uhr sammelt also nicht einfach nur Daten und bereitet mir diese „hübsch“ in einer App bzw. Online-Portal auf, sie nutzt die Daten auch für sinnvolle Trainingsempfehlungen. Mir ist bisher keine andere Fitness-Uhr bekannt, die mir einen ähnlichen Umfang bietet.

Ich bin rundum mit der Polar Ignite zufrieden und nehme die eine oder andere Schwäche (u. a. Display, fehlende smarte Features) gerne in Kauf. Ja, mit der Ignite hat man den Fitness-Coach definitiv stets am Handgelenk!

Polar Ignite, Samsung Gear S3 und Amazfit Stratos

Polar Ignite: Die Stärken und Schwächen auf einen Blick

[one_half]

[tie_list type=“plus“]

  • Verarbeitung einwandfrei
  • angenehmes Armband (Silikon)
  • sehr flache und leichte Bauweise
  • genaue Pulsmessung am Handgelenk
  • Anzeigen der Benachrichtigungen vom Smartphone
  • „maßgeschneiderte“ Fitness-Übungen direkt auf der Uhr
  • viele Daten rund um Fitness und Gesundheit
  • übersichtliche App / Online-Portal[/tie_list]

[/one_half][one_half_last]

[tie_list type=“minus“]

  • träge und teils unzuverlässige Gestenaktivierung des Displays
  • Display-Helligkeit dürfte etwas höher sein
  • kein Always-on-Display (AOD)
  • generell etwas träges System
  • kein automatische Aktivitätenerkennung
  • keine SOS-Funktion
  • keine Musik-Funktionen
  • GPS-Genauigkeit nur durchschnittlich

[/tie_list]

[/one_half_last]

Bruno

Mag sich noch wer an das T-Mobile G1 erinnern? Tja, das war das allererste Android-Smartphone und ich hatte es damals importiert. Seither bin ich mit (kleinen) Unterbrüchen Android treu geblieben und schreibe mit grosser Leidenschaft darüber.

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