Pocophone F1

Pocophone F1: Ein erster Eindruck und Einladung zur Fragerunde

Wenn ein Smartphone in den letzten Wochen für Furore gesorgt hat, dann war es definitiv das Pocophone F1. Unter der neuen „Billig“-Marke Poco bzw. Pocophone hat der bekannte chinesische Hersteller Xiaomi ein auf den ersten Blick starkes Gesamtpaket zum Kampfpreis auf den Markt gebracht. Mit einem Preis ab 329 Franken gibt es einen Snapdragon 845-Octa-Core-SoC, 6 GB RAM und einen 4000 mAh Akku. Eine vergleichbare Ausstattung zu diesem Preis sucht man aktuell vergebens. Wo liegt der Haken?

Ein Haken habe ich schon ziemlich schnell ausfindig gemacht. Im Gegensatz zu den teureren Flaggschiff-Smartphones, verzichtet Xiaomi auf hochwertige Materialien. Die Rückseite und auch der Rahmen sind aus Plastik gefertigt, was man auch gleich mal riecht wenn das Gerät ausgepackt wird. Mein Gerät hat eine matte Rückseite in Graphie Black. Vorteil von der matten Rückseite: Fingerabdrücke sind darauf kaum zu sehen. Das kennen wir von den Rückseiten aus Glas definitiv anders. Trotz Plastik, fällt die Verarbeitung gut aus.

Pocophone F1 by Xiaomi
Pocophone F1 und Samsung Galaxy Note 9

Trotz der eher „billigen“ Materialien, wiegt das Gerät aber doch stolze 182 Gramm und fällt mit 8,8 mm Höhe auch nicht ganz so dünn aus. Warum das so ist, zeigt ein Blick auf den verbauten Akku. Mit einer Kapazität von 4000 mAh sind gute Laufzeiten garantiert – was sich dann aber halt auf die Höhe und das Gewicht niederschlägt. Und die Laufzeiten sind tatsächlich richtig gut. Mit meinem intensiven Nutzungsverhalten komme ich auf gut einen Tag, teilweise sind sogar 1,5 Tage drin. Kaum ein anderes Smartphone erreichte bei mir einen solch guten Wert.

Der Akku unterstützt Quick Charge 3.0, womit sich der Akku etwas schneller aufladen lässt. Ganz so flott wie bei anderen, vergleichbaren Smartphones lädt mein Pocophone F1 allerdings nicht. Von 0 auf 100 Prozent benötigt das Gerät knapp 2 Stunden – das dürfte gerne etwas schneller vonstatten gehen. Drahtloses Aufladen via Qi hat Xiaomi vermutlich zu Sparmaßnahmen komplett gestrichen.

Auch das Pocophone F1 hat eine relativ breite Notch verbaut, die allerdings in den Systemeinstellung „versteckt“ werden kann. Dazu gesellt sich unterhalb des Displays ein Kinn, das für meinen Geschmack etwas zu groß ausgefallen ist, aber immerhin eine weiße LED-Benachrichtigung verbaut hat.

Allgemein lässt sich festhalten, dass das Pocophone F1 rund um das Display ungewohnt dicke Ränder vorweist. Kein Vergleich zum Flaggschiff-Smartphone Xiaomi Mi 8. Zudem hat das Pocophone F1 keine IP-Zertifizierung erhalten, womit es „offiziell“ nicht wasserdicht ist. Allerdings hat Xiaomi erst kürzlich bestätigt, dass das Gerät durchaus gegen Wassertropfen geschützt ist – nur mit ins Bad sollte man es nicht nehmen.

Pocophone F1 by Xiaomi
Pocophone F1 und Samsung Galaxy Note 9

Abstriche muss man auch beim verbauten Display in Kauf nehmen. Es ist „nur“ ein IPS-Display, also kein AMOLED-Panel. Dafür löst das Display mit 2240 x 1080 Pixel auf – also in FullHD. Das 18,7:9-Seitenverhältnis ist etwas gewöhnungsbedürftig. Die gute Nachricht: Man gewöhnt sich aber relativ schnell daran. Ein Gorilla Glass gibt es soweit mir bekannt ist, ebenfalls nicht. Bis jetzt hat mein Pocophone F1 allerdings noch keine sichtbaren Kratzer davon getragen.

Unschön ist auch die Tatsache, dass Xiaomi auf NFC verzichtet. Wer bargeldlos bezahlen möchte, muss auf alternative Lösungen wechseln die kein NFC-Modul voraussetzen. In der Schweiz ist das soweit ich weiß nur Twint. Und ich bin kein Fan von Twint. Auf der anderen Seite hat Google in der Schweiz den Bezahldienst Google Play immer noch nicht gestartet und Samsung Pay funktioniert folgerichtig nur mit Samsung-Smartphones.

Da ich jeden Tag bzw. jeden Wochentag pendle, schaue ich im Zug oft ein paar Serien via Netflix. Hier gibt es im Zusammenhang mit dem Pocophone F1 einen weiteren Haken: Xiaomi verzichtet auf den Kopierschutz Widevine L1 und unterstützt nur Widevine L3 (tiefster Kopierschutz), weshalb die Inhalte nur bis maximal 540p wiedergegeben werden können. Obwohl also ein FHD-Display verbaut ist, bekommen wir hier eine nicht mehr zeitgemäße Auflösung spendiert. Unschön, aber ehrlich gesagt fällt es mir nur bei einem direkten Vergleich mit dem Galaxy Note 9 auf… sonst nicht.

Pocophone F1 by Xiaomi

Das Pocophone F1 hat auf der Rückseite einen Fingerabdrucksensor verbaut, der sehr schnell und zuverlässig das Gerät entsperrt. Hinzu kommt eine Gesichtserkennung, die jedoch aktuell nur über einen Workaround nutzbar ist. Wer die Gesichtserkennung auch hierzulande nutzen möchte, muss zwingend die Region auf Indien oder Italien umstellen. Auswirkungen auf die Sprache oder sonst was, hat diese Einstellung glücklicherweise nicht. Xiaomi hat aber bereits angekündigt, dass mittels System-Update die Gesichtserkennung für alle Regionen freigeschalten wird. Bis jetzt ist das Update aber nicht eingetroffen.

Die Gesichtserkennung, sobald eingerichtet und aktiviert, funktioniert grundsätzlich gut und schnell. Xiaomi verbaut im Pocophone F1 auch Infrarot-Sensoren, die eine Entsperrung auch bei schlechten Lichtverhältnissen ermöglichen soll. Das funktioniert tatsächlich ohne Probleme.

Dank Snapdragon 845 läuft das Pocophone F1 pfeilschnell. Apps werden sehr flink gestartet und Ruckler konnte ich bis jetzt auch keine wahrnehmen. Ich bin jedoch gespannt, wie sich das Pocophone F1 über eine längere Zeit schlagen wird. Bei Android-Smartphones ist es oft so, dass sie zu Beginn sehr schnell laufen, nach einer gewissen Zeit und vielen installierten Apps nimmt die Performance dann wieder ab. Mal sehen.

Für Gamer kann das Smartphone definitiv empfohlen werden. In Benchmarks erreicht das Pocophone F1 durchaus gute Werte, wie zum Beispiel im AnTuTu-Benchmark mit ca. 264500 Punkten. Auch Spiele wie Asphalt 9 kommen komplett ohne Framedrops aus und laufen super flüssig. Aus welchen Gründen auch immer, kann Asphalt 9 aber nicht direkt über den Google Play Store geladen werden – zumindest zum jetzigen Zeitpunkt. Wer das Rennspiel nutzen möchte, muss sich die APK-Datei über eine externe Quelle herunterladen.

MIUI, also die Oberfläche von Xiaomi, wurde durch Pocophone leicht angepasst. Apps werden im App-Drawer beispielsweise direkt in verschiedene Kategorien (Unterhaltung, Werkzeuge, Lifestyle, usw..) unterteilt. Einen Mehrwert sehe ich dabei ehrlich gesagt nicht. Allerdings bietet MIUI zahlreiche Features, die es so bei Android nicht gibt. Beispielsweise die Gestensteuerung, die man zwar bei der Konkurrenz abgeschaut hat, aber durchaus gut funktioniert.

Pocophone F1 by Xiaomi

Das Pocophone F1 ist mit einer Dual-Kamera mit 12 und 5 Megapixel-Sensoren ausgestattet. Soweit mir bekannt ist, setzt Xiaomi hier auf dieselbe Dual-Kamera wie beim Mi 8 SE. Bei guten Lichtverhältnissen resultiert eine durchaus gute Bildqualität. Mehr Mühe bereitet der Dual-Kamera wenig Licht. Man muss schon ein sehr ruhiges Händchen haben, damit Fotos auch mehr oder weniger „scharf“ kommen. Ein optischer Bildstabilisator fehlt dann auch, was einer der Gründe für die eher durchschnittliche Low-Light-Performance sein dürfte.

Natürlich will auch das Pocophone F1 mit künstlicher Intelligenz überzeugen. Wirklich einen grossen Unterschied zwischen aktivierter AI bzw. deaktivierter AI, kann ich jedoch nicht feststellen. So gesehen dürfte der AI-Modus nicht mehr als ein „Marketing-Gag“ sein. Die Frontkamera macht Selfies mit 20 Megapixeln. Sofern die „Verschönerungen“ deaktiviert sind, gelingen damit auch durchaus gute Selfies.

Kommen wir noch zum Thema Audio. Ja, das Pocophone F1 hat noch einen klassischen 3,5 mm Klinkenanschluss an der Oberseite verbaut. Zudem unterstützt das Gerät diverse drahtlose Audio-Codecs wie AAC, aptX oder aptX HD. Hinzu kommen Stereo-Lautsprecher, die jedoch nicht wirklich laut rüber kommen. Der untere Lautsprecher hat definitiv eine höhere Lautstärke als der zweite Lautsprecher in der Notch. Ach ja, auch klassisches Radio kann empfangen und auf Wunsch aufgenommen werden.

Pocophone F1 by Xiaomi

Fassen wir mal zusammen, was das Pocophone F1 auszeichnet und was weniger:

[one_half]

[tie_list type=“thumbup“]

  • Gutes IPS-Display in FHD+, aber kein AMOLED
  • gute Verarbeitung
  • sehr schnelle Performance
  • gute Bildqualität bei guten Lichtverhältnissen
  • starke Akkulaufzeit
  • konkurrenzloses Preis- Leistungsverhältnis
  • Dual-SIM oder microSD-Slot

[/tie_list]

[/one_half][one_half_last]

[tie_list type=“thumbdown“]

  • schlechte Bildqualität bei Low-Light-Situationen
  • Display-Notch ohne Mehrwert, dicke Ränder
  • Plastik wohin das Auge reicht
  • Netflix nur mit 540p
  • kein Gorilla Glass
  • Kamera-AI ohne Mehrwert
  • kein NFC
  • kein drahtloses Aufladen via Qi
  • keine IP-Zertifizierung

[/tie_list]

[/one_half_last]

Hierbei handelt es sich mal um einen ersten, wenn auch etwas ausführlichen Eindruck zum Pocophone F1. Trotzdem werde ich in ein paar Wochen noch einen ausführlichen Testbericht zum neuen Budget-Smartphone mit High-End-Specs veröffentlichen.

[box type=“info“ align=““ class=““ width=““]Dir gefällt dieser Erfahrungsbericht? Und du hast weiterhin Interesse am Pocophone F1? Dann würde ich mich sehr freuen, wenn du dein neues Smartphone direkt bei GearBest über diesen Link bestellst. Mit jeder Bestellung über diesen Link, erhalte ich von GearBest eine kleine Provision. Damit unterstützt du den AndroidBlog.ch mit einer kleinen Spende. Herzlichen Dank. [/box]

Fragerunde zum Pocophone F1 – jetzt seid ihr gefragt!

So viel mal zu meinen Beobachtungen. Jetzt seid ihr gefragt. Habt ihr Fragen zum Pocophone F1? Dann ab in die Kommentare damit. Gerne beantworte ich euch die Fragen direkt in den Kommentaren. Zudem werde ich die eine oder andere Frage in den finalen Testbericht aufnehmen.

Bruno

Mag sich noch wer an das T-Mobile G1 erinnern? Tja, das war das allererste Android-Smartphone und ich hatte es damals importiert. Seither bin ich mit (kleinen) Unterbrüchen Android treu geblieben und schreibe mit grosser Leidenschaft darüber.

Kommentieren

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert